Eine fehlt bei poppiger Zeitreise80er-Jahre-Ikone präsentiert Kulthits im neuen Gewand

Dave Stewart mit Vanessa Amorosi beim Konzert.

An der Seite von Dave Stewart singt nun Vanessa Amorosi die großen Hits der Eurythmics.

Dave Stewart brachte ohne seine musikalische Partnerin Annie Lennox die Kulthits der 80er-Band Eurythmics auf den Bonner Kunstrasen. Den Gesang übernahm eine Künstlerin, die selbst einen großen Hit feierte.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Der Soundtrack der 80er Jahre ist ohne diese Band einfach undenkbar. Gemeinsam haben Dave Stewart (71) und Annie Lennox (69) als Eurythmics zwischen 1981 und 1999 einen Welthit nach dem anderen produziert.

Doch nachdem bereits vor über 45 Jahren die Liebe zwischen beiden zerbrochen war, endete vor einem Vierteljahrhundert auch der gemeinsame musikalische Weg. Die Pop-Ikone mit dem androgynen Look und der einzigartigen Stimme widmete sich vielen politischen Themen. Vor allem verabschiedete sie sich entschlossen aus dem Tourbusiness der Musikbranche.

Eurythmics verkauften über 100 Millionen Tonträger mit ihren Hits

Stewart will als Co-Autor, Gitarrist und Produzent die weltberühmten Songs, die auf mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft wurden und alle relevanten Musikpreise erhalten haben, aber nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Und so tourt der kreative Kopf der Eurythmics seit neun Monaten mit den Hymnen durch die Welt und haucht ihnen neues Leben ein. Am Freitagabend (19. Juli 2024) präsentierte er sein Schaffen auf dem Bonner Kunstrasen, auf dem auch kürzlich der italienische Superstar Zucchero auftrat. Mit 1200 Fans war die Resonanz überschaubar. Die Skepsis vor den „neuen“ Eurythmics scheint doch zu bremsen.

Für den Gesang sorgt inzwischen die üppig tätowierte Australierin Vanessa Amorosi (42), die zur Jahrtausendwende mit „Absolutely Everybody“ selbst einen großen Hit gelandet hat, den sie bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Sydney singen durfte. Die Sängerin mit der bluesige Rockröhre geht nicht als Lennox-Double durch. Gemeinsam mit der komplett weiblich besetzten Band präsentierte sie vielmehr Neuinterpretation der Eurythmics-Hits.

„Missionary Man“, „I Need a Man“, „I Love You Like a Ball and Chain“, „Thorn in My Side“, „Love Is a Stranger“, „Who's That Girl?“, „There Must Be an Angel (Playing With My Heart)“ – es reihte sich Hit auf Hit, wo auch die Musikerinnen wie Indiara Sfair an der Mundharmonika ihr Können zeigen konnten.

Mit „Lily Was Here“ gönnte sich Stewart auch einen kurzen Abstecher in seine Solokarriere. Den Saxofon-Part, den im Original Candy Dulfer gespielt hatte, übernahm nun Yasmin Ogilvie. Das silberne Sacko musste Stewart bei den drückenden Temperaturen schnell ablegen, die Spielfreude nahm hingegen immer weiter zu.

Die weiteren Termine der Kunstrasen-Saison 2024 in Bonn

  1. 26.7.2024 Jamie Cullum + Susan O'Neill
  2. 29.7.2024 Mika
  3. 7.8.2024 Keane + The Sherlocks
  4. 9.8.2024 PUR
  5. 10.8.2024 Bushido
  6. 16.8.2024 Jason Derulo
  7. 17.8.2024 Silbermond + Luca Noel
  8. 18.8.2024 LEA
  9. 19.8.2024 Korn + Spiritbox (ausverkauft)
  10. 21.8.2024 Gossip
  11. 23.8.2024 Schiller

Auch bei den weiteren Evergreens wie „Here Comes the Rain Again“, „The Miracle of Love“ oder „Would I Lie to You?“ zeigte der Ausnahmekünstler mit seiner Band großes musikalisches Können. Dennoch: Das ganz spezielle Kribbeln wollte sich nicht einstellen. Eurythmics ohne Lennox ist dann doch nur das halbe Vergnügen.

Ende 2022 trat das Duo nochmals anlässlich der Aufnahme in die „Rock and Roll Hall of Fame“ auf und präsentierte drei Songs. Wer die Energie und Faszination erlebt hat, die von diesem kurzen Comeback ausgegangen war, weiß, was in Bonn gefehlt hat.

Mega-Hit „Sweet Dreams“ setzte den umjubelten Schlusspunkt

Nach 90 Minuten ertönte zum großen Finale natürlich der Kracher schlechthin: „Sweet Dreams“. Während vorher viele an einem traumhaften Freitagabend die Musik hauptsächlich still genossen hatten, wurde doch noch einmal lautstark mitgesungen und ausgelassen getanzt.

Danach war Schluss. Eine Zugabe gönnte der Musiker dem Publikum bei seiner Zeitreise durch das Band-Repertoire nach 16 Songs nicht. Dabei wären mit „Sexcrime (1984)“, „It’s Alright (Baby’s Coming Back)“ oder „When Tomorrow Comes“ sogar noch weitere Kracher im Angebot gewesen. Am 26. Juli geht’s auf dem Kunstrasen mit Jamie Cullum weiter.