Bonn – Haribo kehrt Bonn den Rücken: Nach fast 100-jähriger Tradition am Gründungsstandort soll auch der Firmensitz mittelfristig ans neue Gelände in der Grafschaft umziehen (EXPRESS berichtete).
Nachdem die Tinte unter dem Kaufvertrag für das Grundstück (bis 2017 will Haribo geschätzte 500 Millionen Euro investieren) trocken ist, wirft EXPRESS einen genauen Blick auf das Süßwaren-Imperium.
In einer Kurzserie möchten wir Ihnen den Konzern vorstellen und zeigen, warum Haribo trotz des Umzugs immer ein Stück Bonn bleiben wird. Und der Name, der bleibt schließlich.
Dieses Mal: So international wurde Haribo in fast 100 Jahren Unternehmensgeschichte.
In einer Hinterhof-Waschküche der Kessenicher Bergstraße fing alles an. Doch es dauerte nicht lange, da war aus Haribo ein international agierendes Unternehmen geworden.
Der Siegeszug hinaus in die Welt starteten die Goldbären und ihre süßen Geschwister aus Weingummi und Lakritz in den 1960er Jahren: Nachdem bereits 1935 eine Kooperation mit einem dänischen Süßwarenhersteller zustande gekommen war, übernahm Haribo 1961 und 1967 Firmen in den Niederlanden und Frankreich. Im französischen Uzès entstand auch das bislang einzige Haribo-Museum.
1972 kam die Beteiligung an der englischen Firma Dunhills hinzu. Außerdem wurden in den 1970er Jahren Vertriebsorganisationen in Österreich und Schweden aufgebaut. Haribo-Sprecher Marco Alfter: „1982 wurden die Goldbären in den USA eingeführt.“
Weitere Zukäufe in Norwegen, Spanien, Finnland und der Türkei folgten. Heute hat Haribo sogar in China, Singapur, Australien, Griechenland und Ungarn Niederlassungen.
„Haribo-Produkte werden in mehr als 100 Länder der Erde exportiert“, so Alfter.
Ihre größten Fans leben übrigens in Dänemark. Hier ist der Verzehr von Gummibärchen und Co. am höchsten. Es folgen Deutschland (sechs Kilo pro Kopf im Jahr), Frankreich und Holland. Extra für den arabischen Markt werden koschere Produkte ohne Schweinegelatine hergestellt, die es auch in einigen Geschäften in Bonn gibt.
Übrigens hat und hatte der Goldbär berühmte nationale und internationale Fans. Darunter Konrad Adenauer, Heinz Rühmann, Erich Kästner, Albert Einstein, Nico Rosberg, Sandra Bullock und Prinz William von England.
Der wohl bekannteste Werbejingle der Welt – Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso – klingt übrigens international gut:
• Auf Englisch: „Kids and grown-ups love it so – the happy world of Haribo“ (Kinder und Erwachsene lieben sie so – die fröhliche Welt von Haribo)
• Auf Französisch: „Haribo, c'est beau la vie – pour les grands et les petits“ (Haribo, das Leben ist schön – für die Großen und die Kleinen)
• Auf Spanisch: „Haribo, dulces sabores – para pequeños y mayores“ (Haribo – süße Geschmäcker für Kleine und Große)
• Auf Ungarisch: „Gyermek feln?tt kedve jó – édes élet Haribo“ (Kinder und Erwachsene haben gute Laune – süßes Leben Haribo)
• Auf Türkisch: „Çocuk ya da büyük ol, Haribo’yla mutlu ol“ (Ob Du jung bist oder alt, sei glücklich mit Haribo)
Ach ja: Und dann könnte Haribo ja noch auf den Mond expandieren. Zum 82. Geburtstag hatten die Azubis Hans Riegel ein Grundstück auf dem Erdtrabanten geschenkt. Kosmopolitischer geht’s nimmer.