Baumwächter nahmen AbschiedBonner Rheinaue: Ratzfatz standen erste Bäume ohne Äste da

Von einem Baum ist nur noch der Stamm übrig, an einem zweiten sägt ein Arbeiter gerade die Äste ab.

Das ging schnell: Ratzfatz standen am Mittwochmorgen (16. Februar 2022) die ersten beiden Bäume in der rechtsrheinischen Rheinaue ohne Äste da.

In Bonn ist mit der Fällung mehrerer Rheinauen-Bäume begonnen worden. Bürgerinitiativen haben dagegen protestiert.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Es ist kurz vor 9 Uhr, als in der rechtsrheinischen Rheinaue der erste Baum-Ast fällt. Ruckzuck setzt der Arbeiter die Kettensäge erneut an – und schon steht nur noch der nackte Stamm. Er ist wenig später ebenfalls dran, gefolgt von weiteren Bäumen.

Am Mittwoch (16. Februar 2022) hat die Stadt mit dem Ausbau des Radweges begonnen. Mitglieder zweier Bürgerinitiativen waren am Morgen auch vor Ort, um erneut ihren Protest zu zeigen. Sie hatten schon vor Wochen Totenkreuze an die betroffenen Bäume gemalt, Herzen und Schilder mit der Aufschrift „Ich will leben“ gehängt.

An einem Baum hängt ein Herz mit der Aufschrift „Ich will leben“.

Am Mittwoch (16. Februar 2022) sind in der Rheinaue in Bonn-Beuel die ersten Bäume gefällt worden. Im Vorfeld hatten Bürgerinitiativen die betroffenen Bäume mit Herzen und der Aufschrift „Ich will leben“ markiert.

Erste Bäume in Bonner Rheinaue gefällt: Bürgerinitiativen vor Ort

Für die Fällungen wurde der Radweg zwischen dem Biergarten „Zum Blauen Affen“ und der Südbrücke gesperrt. Auch die Polizei war vor Ort. Die Lage blieb aber ruhig. Rund zehn sogenannte Baumwächter verabschiedeten sich von den betroffenen Bäumen, bildeten einen Kreis um den Stamm. „Dieser starke Baum, der leider dran glauben muss, weil Radfahrer behaupten, sie bräuchten den Platz, wo diese Eiche steht“, sagte Martin Verlinden (72).

Mehrere Menschen bilden einen Kreis um einen Baum, auf dessen Stamm ein Todeskreuz gemalt wurde.

Sogenannte Baumwächter bildeten am Mittwochmorgen (16. Februar 2022) einen Kreis um einen Baum, der für den Radwegeausbau gefällt werden soll.

„Wir sind entsetzt über die Unnachgiebigkeit, mit der die Stadtverwaltung dieses Projekt durchsetzt – gegen den Willen mehrerer tausend Bürger“, erklärte Anja Nostadt, Sprecherin der Initiative „Schäl Sick macht mobil“. Alternativrouten seien wenige Meter parallel zum Rheinufer möglich. „Eine vernünftige Klimapolitik darf nicht auf Kosten des Umwelt- und Naturschutzes gehen“, so Nostadt weiter. Fast 5000 Bürger hatten eine erste Petition unterschrieben.

Mittwochmittag wurde dann bekannt, dass doch nicht, wie geplant, 27 Bäume gefällt werden. „Bei der Absteckung der geplanten Wegeführung hat sich ergeben, dass zwei Bäume stehen bleiben können“, erklärte Stadtsprecherin Barbara Löcherbach gegenüber EXPRESS.de. Zwei weitere Bäume seien bereits gefällt worden, weil sie so morsch gewesen seien, dass sie bei Sturm eine Gefahr dargestellt hätten.

Rheinaue Bonn-Beuel: Fäll-Termin wurde mehrfach verschoben

Die Pläne für den Wege-Ausbau sorgen in Bonn seit Monaten für Wirbel. Neben zahlreichen Protestaktionen war auch der Fäll-Termin mehrfach kurzfristig verschoben worden. Am Sonntag (13. Februar 2022) gab es dann grünes Licht, indem die Bezirksregierung Köln und das Landesumweltministerium die Rechtmäßigkeit des Ausbaus bestätigten.

Mehrere Radfahrer fahren über einen Weg der Rheinaue in Bonn-Beuel.

Die Wege durch die Rheinaue werden von vielen Radfahrern genutzt, wie dieses Foto von Mittwoch (16. Februar 2022) zeigt.

„Ich freue mich sehr über diese Nachricht“, erklärte Bonns OB Katja Dörner. „Der Ausbau des Radwegs im rechtsrheinischen Rheinauen-Park ist gut für den Klimaschutz, die Luftreinhaltung und die Mobilitätswende.“ Der Stadtrat hatte am 28. März 2019 die Pläne zur Verbreiterung der Wege beschlossen.

Beueler Rheinaue: Rund 2000 Radler täglich auf der Route unterwegs

Die Radwege sind laut Stadt deutlich zu schmal und liegen in der Breite unter den aktuell geltenden Mindestmaßen. Die Route sei zudem eine Hauptachse im städtischen und regionalen Radverkehr, sowohl für den Berufs- als auch für den Freizeitverkehr. Über das Jahr würden durchschnittlich 2000 Radfahrende täglich diese Verbindung nutzen, der Maximalwert an einem Tag läge bei 7700 Radfahrenden.

Die aktuellen Arbeiten sind bis einschließlich kommenden Dienstag (22. Februar) angesetzt. Aufgrund der Sturmwarnung könne es jedoch sein, dass sie zwischendurch ausgesetzt werden müssen, heißt es seitens der Stadt. Für die zu fällenden Bäume werden 100 neue Bäume in der Rheinaue und im Stadtbezirk Beuel als Ersatz gepflanzt. (iri)