„Zehn Prozent wollen das nicht“Schulleiter aus Hürth besorgt über Corona-Phänomen

Schule

Schulleiter Carsten Balvin kämpft an seiner Schule mit einem Corona-Phänomen. Das Symbolfoto zeigt Schüler in Niedersachsen auf dem Weg zur Bushaltestelle.

von Madeline Jäger  (mj)

Hürth – Kommt die Corona-Testpflicht an den Schulen oder kommt sie nicht? Das fragt sich Schulleiter Carsten Balvin (49) aus Hürth. Eine verlässliche Antwort hat er bisher noch nicht erhalten. Hinzu kommt ein Corona-Phänomen, das sich bereits vor den Osterferien abgezeichnet hat – nicht nur an seiner Schule.

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Hürth: Schulleiter erlebt große Unsicherheit

Seit sechs Jahren ist Carsten Balvin Schulleiter an der Friedrich-Ebert-Schule. Mittlerweile ist er seit 17 Jahren im Lehrdienst und hat eine vergleichbare Situation der Unsicherheit für Schulen bisher noch nicht erlebt.

Schon vor den Osterferien hat der Schulleiter an seiner Schule versucht, die Schüler zweimal wöchentlich zu Testungen zu bewegen, um mehr Sicherheit und Infektionsschutz für Lehrer und Schüler zu ermöglichen. Dabei ist Carsten Balvin jedoch immer wieder auf große Probleme gestoßen.

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Corona-Tests an Schulen: Umsetzung noch völlig unklar

„Vor den Osterferien wurde uns noch gesagt, dass die Tests freiwillig sind. Außerdem hieß es, dass Schüler die Corona-Tests verweigern können und diese Widersprüche weiterhin Gültigkeit haben. Und jetzt sollen die Corona-Tests nach den Ferien plötzlich verpflichtend sein, was für uns nicht so einfach umsetzbar ist, weil wir uns dazu intensiv mit den Eltern auseinandersetzen müssen“, erklärt der Schulleiter aus Hürth.

Hürth: „Zehn Prozent der Eltern wollten bisher nicht, dass ihr Kind getestet wird“

„Etwa zehn Prozent der Eltern wollten bisher nicht, dass ihr Kind getestet wird. In anderen Schulen ist das auch der Fall. Das sind bei anderen großen Schulen deutlich über 100 Kinder, die sich teilweise verweigert haben. Bei uns waren es etwa 60 Kinder und für die Lehrer ist das ein großes Problem“, so Balvin.

Das Phänomen sei keine Frage der Schulform oder des Alters. In Hürth hätten sich vor den Ferien nicht „nur“ die kleinen Schüler den Corona-Tests verweigert, sondern zum Beispiel auch Schüler aus der 10. Klasse.

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Schulleiter Carsten Balvin aus Hürth.

„Für die Lehrer ist das höchst problematisch, wenn die Schüler sich nicht testen lassen wollen. Das sind oft die Kinder, die sobald sie aus dem Schultor raus sind, die Maske komplett abnehmen. Für Lehrer und andere Schüler steigt dadurch schlicht das Infektionsrisiko, “ sagt Balvin.

Gleichzeitig könne er absolut nicht verstehen, warum Lehrer an weiterführenden Schulen bei den Impfungen aktuell nicht berücksichtigt werden. Denn: Anders als Grundschullehrer (Impfgruppe zwei) befinden sich Lehrer an weiterführenden Schulen in der dritten Impfgruppe.

Test-Verweigerer an Schulen: „Viele Gespräche sind ins Leere gelaufen“

Dieses Thema und der Umgang mit den Test-Verweigerern sei schon vor den Osterferien ein großes Thema im Kollegium gewesen.

„Bei der Übungs-Testung vor den Ferien haben Lehrer intensiv mit Schülern darüber gesprochen. Doch die Schüler und Eltern mussten bisher auch keinen Grund angeben, wenn sie sich nicht testen lassen wollten und so sind viele Gespräche ins Leere gelaufen“, erklärt Balvin.

Trotzdem hat der Schulleiter eine Vermutung, woher die Zurückhaltung bei den Corona-Tests kommen könnte.

Corona-Test positiv? „Das ist natürlich ein Stigma“

„Einige haben vielleicht ein bisschen Angst. Anderen ist der Test in der Öffentlichkeit wahrscheinlich peinlich. Wieder andere wollten sich vor den Osterferien womöglich nicht testen lassen, um sich die Ferien nicht zu versauen – falls sie positiv sind“, so Balvin.

Hinzu käme, dass ein positives Test-Ergebnis in gewisser Weise immer ein Brandmal sei.

„Wenn ein Kind, in einer 15-er-Gruppe positiv getestet wird, dann ist das natürlich ein Stigma. Denn alle anderen Schüler müssen dann auch in Quarantäne. Darüber hat man sich in der Politik wahrscheinlich wenig Gedanken gemacht, was das wirklich für die Kinder bedeutet.“

Schulleiter mit Politik-Wunsch: „Mut zu klaren Entscheidungen“

Mittlerweile sei es Mittwoch (7. April) und noch habe er als Schulleiter einer Realschule mit 754 Schülern von keiner offiziellen Stelle oder vom NRW-Schulministerium eine Information dazu erhalten, ob die Testpflicht ab Montag (12. April) tatsächlich in Kraft tritt.

„Ich kann die Eltern bisher nicht informieren und ich kann die Kollegen nicht in Kenntnis setzen. Wir gehen zwar davon aus, dass die Testpflicht kommt und die Lehrer befürworten das auch, aber es ist noch nicht offiziell. Das Hin und Her ist furchtbar“, so der Schulleiter schlicht.

„Wir wünschen uns von der Politik den Mut zu klaren Entscheidungen, damit wir uns endlich wieder um echte Schulthemen kümmern können“, so der abschließende Appell des Schulleiters.