Alle NRW-Bordelle dichtAber: Betrieb in einem Dortmunder Puff läuft weiter
Dortmund – Ein Bordell ohne Prostituierte, dafür aber mit Sexpuppen. Für das „Bordoll“ im Dortmunder Süden die einzige Möglichkeit, sich in Zeiten der Corona-Pandemie finanziell auf den Beinen zu halten.
In Nordrhein-Westfalen sind sexuelle Dienstleistungen aufgrund der Coroma-Pandemie zurzeit verboten.
Das Sexpuppen-Bordell in Dortmund erreichte eine Ausnahme.
Unzählige Prostituierte leiden unter Existenzängsten.
Denn wie in jeglichen Bordells in Nordrhein-Westfalen sind sexuelle Dienstleistungen zurzeit verboten. Betreiberin Evelyn Schwarz erreichte mit dem Sexpuppen-Bordell eine Ausnahme. Das berichtet die „Bild“.
Ein geregelter Ablauf: Wer das „Bordoll“ betritt, desinfiziert zunächst die Hände und füllt ein Kontaktformular aus. Anschließend begibt sich der Freier mit einer beliebigen Sexpuppe aufs Zimmer, danach wird alles gereinigt und desinfiziert, das Bett wird neu bezogen, der Raum gelüftet und die Puppe neu angezogen und gestylt.
Ein Verbot aller sexuellen Dienstleistungen verhängte die Bundesregierung am 16. März im Zuge der Maßnahmen gegen fortlaufende Corona-Infektionen.
Mit ihrem Sexpuppen-Bordell konnte Evelyn Schwarz beim Ordnungsamt jedoch Ende Mai eine Ausnahme erreichen. „Das hat mich finanziell gerettet“, gibt die Betreiberin zu.
Seit Mai 2017 gibt es das „Bordoll“ mittlerweile, davor hatte Evelyn Schwarz ein klassisches Bordell betrieben. Weil sie keine passenden Prostituierten fand, musste sie umdenken.
Bordelle: Sexarbeitenden leiden unter Existenzängsten
Mittlerweile haben sich die Verbote in einigen Bundesländern bereits gelockert. Escort-Dienste, also Haus und Hotelbesuche, sind in Niedersachsen bereits wieder erlaubt. Das beschloss das Oberverwaltungsgericht Lüneburg erst kürzlich.
In Nordrhein-Westfalen dürfen zwar immer noch keine sexuellen Handlungen in Bordellen angeboten werden, dafür aber seit dem 13. Juli Wellnessmassagen.
Die Anzahl der hilfesuchenden Prostituierten habe sich dem Bündnis der Fachberatungsstelle für Sexmitarbeiterinnen und Sexmitarbeiter zu Folge aufgrund dieser Einschränkungen deutlich erhöht.
Bordelle dicht: Prostituierte werden illegal tätig
Aus Existenzängsten hätten sich viele Frauen und Männer gezwungen gesehen, wieder ihre Heimatländer aufzusuchen. Anderen drohte die Obdachlosigkeit – aufgrund von fehlenden Einnahmen und der geringen Unterstützung von öffentlichen Hilfssytemen.
So gerieten viele in einen Teufelskreis: Um ihre Existenz zu sichern, wurden sie illegal tätig – das wiederum wurde mit Bußgeldern bestraft.
Zum Schutz der Betroffenen beschloss die Bundesregierung Ende März „Maßnahmen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit von Sexarbeitenden“. Bordelle dürfen seither als Schlafunterkünfte genutzt werden. Die einzige Bedingung: Die Hilfesuchenden dürfen keine sexuellen Dienstleistungen anbieten.
Prostituierte in der Corona-Krise: Nothilfefonds, Soforthilfe, KfW-Schnellkredite
Zudem besteht inzwischen ein Nothilfefonds für Sex-Arbeiter, die keinen Anspruch auf staatliche Hilfe haben oder die Zeit bis zur Auszahlung überbrücken müssen. Dieser wurde vom Berufsverband Erotische und Sexuelle Dienstleistungen eingerichtet.
Bundespolitiker fordern Sexkaufverbot auch nach Pandemie
Aktuell sei wieder ein Sexkaufverbot im Gespräch. „Das würde viele Frauen in den Untergrund und die Illegalität treiben“, sagt die Bordell-Betreiberin.
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In einem offenen Brief an die Ministerpräsidenten der Länder forderten 16 Bundespolitiker der Regierungsfraktionen, Sexarbeit auch nach der Corona-Pandemie zu untersagen. „Das würde viele Frauen in den Untergrund und die Illegalität treiben“, befürchtet Schwarz. (sdm)