Bruce Springsteen hat das erste Deutschland-Konzert seiner Tour in Düsseldorf gefeiert. Dabei rockte er mit seiner legendären E Street Band drei Stunden lang das Stadion mit vielen seiner Hits.
Bruce SpringsteenDrei Stunden Rock-Power in Düsseldorf – Song-Überraschung für Fans
Das Schlussbild hat es noch einmal in sich. Bruce Springsteen (73) steht einsam mit seiner Gitarre und einer Mundharmonika auf der Bühne und singt die emotionale Zeile „Denn der Tod ist nicht das Ende“ aus seinem 2020er-Song „I’ll See You in My Dreams“.
Mit diesem nachdenklichen Moment beendet der „Boss“ ein mitreißendes dreistündiges Konzert mit einer melancholischen Note. Spontan schießen vielen die Gedanken durch den Kopf, dass dem Konzert in Düsseldorf möglicherweise nicht mehr viele in der Zukunft folgen könnten. Der längste Tag des Jahres hätte nicht emotionaler gefeiert werden können.
Bruce Springsteen: Erstes Konzert in Deutschland seit sieben Jahren
Das letzte Mal stand Springsteen vor sieben Jahren in Deutschland auf der Bühne. Die umjubelte Rückkehr startet schon am Mittwochnachmittag (21. Juni 2023) vor seinem Hotel an der Kö, wo Hunderte auf ihn warten. Überpünktlich um kurz vor 19 Uhr marschiert der Weltstar mit seiner legendäre E Street Band in die mit 43.000 Fans ausverkaufte Merkur-Spiel-Arena.
Das Dach ist bei tropischen Temperaturen im Gegensatz zum Depeche-Mode-Konzert geöffnet. Am Gerüst der Bühne weht eine Flagge der Vereinigten Staaten. Die Rock-Legende steht für das gute Amerika. Gleich zu Beginn gibt’s für die eingefleischten Fans ein besonderes Highlight. Die Show startet mit dem Song „The Ties That Bind“. Den sang der Rock-Star 2017 zuletzt live.
Der Sänger aus New Jersey - schwarze Jeans, schwarzes weit geöffnetes Hemd und schwarze Turnschuhe - prescht geradezu durch die 28 Songs. Ein „one, two, three, four“ reicht, um den fulminanten Sound seiner Band auszulösen. Der „Boss“ sieht immer noch kantig und drahtig aus. Lediglich sein etwas vorsichtiger Gang gibt einen Hinweis auf seine 73 Jahre, in Amsterdam ist er jüngst auf der Treppe gestürzt.
Doch wenn die Gitarristen Nils Lofgren (72) und Steven van Zandt (72), Schlagzeuger Max Weinberg (72), Keyboarder Roy Bittan (73) oder Jake Clemons (43), der Neffe des langjährigen, 2011 gestorbenen Saxofonisten Clarence Clemons (†69), einsetzen, leuchten auch noch nach knapp 60 Jahren Musiker-Karriere seine Augen. Ehefrau Patti Scialfa (69) fehlt wie schon länger auf der Tour.
Diese Band rockt wie der Teufel, kann aber auch jazzigen Big-Band-Sound wie bei „Kitty's Back“ oder Soul wie beim Commodores-Cover „Nightshift“. Zwischendurch folgen die wunderbaren Balladen „My Hometown“ und „The River“. Nur einmal hebt Springsteen zu einer Ansage eines Stückes an. Vor „Last Man Standing“ erinnert er an George Theiss (✝68), mit dem er von 1965 bis 1967 in seiner ersten Rock’n’Roll-Band The Castiles spielte.
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Dass dieser im Juli 2018 den Kampf gegen den Lungenkrebs verloren hat, hat Bruce getroffen und nachdenklich gemacht. „Es ist, als stünde man auf den Gleisen, während das weiße, heiße Licht eines entgegenkommenden Zuges auf einen herab strahlt. Das letzte und bleibende Geschenk des Todes an die Lebenden ist eine erweiterte Sicht auf das Leben selbst. Das hat mir wieder bewusst gemacht, wie wichtig es ist, jeden Moment zu leben. Sei also gut zu dir selbst, zu denen, die du liebst und zu dieser Welt, in der wir leben“, sagt er ergriffen.
Zum Schluss haut Bruce Springsteen alle seine Hits raus
Nach diesem emotionalen Moment wird das Gaspedal durchgedrückt. Die Klassiker „Thunder Road“, „Born In The U.S.A.“, „Born to Run“, „Glory Days“, „Dancing in the Dark“ und „Tenth Avenue Freeze-Out“ haut er hintereinander raus. Springsteen reißt sich albern das Kurzarmhemd fast bis zum Bauchnabel auf. Einziger Wermutstropfen: Im hinteren Bereich des Stadions klagen die Fans über einen miesen Sound, in der vorderen Hälfte passt alles.
Zahlreiche Prominente wollten sich den besonderen Moment ebenfalls nicht entgehen lassen. Schlager-König Roland Kaiser (71) war ebenso als Fan dabei wie Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken (72) oder Musiker Joey Kelly (50). Sie alle gingen mit leuchtenden Augen und der Hoffnung nach Hause, dass der „Boss“ noch genug Feuer in sich trägt, um seine Karriere nicht nach den 90 Konzerten dieser Tour zu beenden.