„Als erzieherische Maßnahme“Düsseldorfer Restaurants führen Strafe ein – auch in Köln ein Problem

Christoph Specht, Kellner in der „Geissel“ auf der Aachener Straße, hält einen 50-Euro-Schein in die Kamera. Er ärgert sich mit seinen Kollegen oft über geplatzte Reservierungen. Eine Strafgebühr hält er für eine gute erzieherische Maßnahme.

Christoph Specht, Kellner in der „Geissel“ auf der Aachener Straße in Düsseldorf, ärgert sich mit seinen Kollegen oft über geplatzte Reservierungen. 50 Euro Strafgebühr hält er für eine gute erzieherische Maßnahme.

Die Düsseldorfer Gastro-Szene ist genervt – vor allem, wenn Gäste Tische im Vorfeld reservieren und dann nicht kommen. Ein Problem, das auch Köln kennt.

von Sophie Damhuis

Leere Tische trotz Reservierungen – immer mehr Restaurants haben seit der Pandemie mit den sogenannten „No Shows“ zu kämpfen. Gäste stornieren ihre Reservierungen viel zu spät – oder erscheinen einfach nicht.

Die Situation hat sich mittlerweile so zugespitzt, dass die Düsseldorfer Gastronomen und Gastronominnen sich gezwungen sehen, eine Aufwandsentschädigung zu erheben – die „No-Show-Gebühr“. Also ein Knöllchen für Schwänzer oder -Schwänzerinnen.

Düsseldorf: Immer öfter kämpft die Gastro-Szene mit „No Shows“

Fast jeder Restaurant-Besitzer oder jede Restaurant-Besitzerin kennt das Phänomen „No Shows“ – laut einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA, an der sich mehr als 270 Gastronomen und Gastronominnen aus Nordrhein-Westfalen im Dezember beteiligten, ganze 93,1 Prozent.

Und das Nicht-Absagen führt nicht nur zu Umsatzverlusten: „Es führt auch zu Kostenproblemen, weil Personalplanung und Lebensmitteleinkauf nicht mehr passen“ so Patrick Rothkopf, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen.

Viele Restaurants arbeiten inzwischen mit Vorkasse oder lassen sich eine Kreditkartennummer hinterlegen. Die „No-Show-Gebühr“ ist nun eine weitere Maßnahme, um unzuverlässige Gäste in den Griff zu kriegen.

Giuseppe Saitta, Gastronom und Düsseldorfer Vorsitzender der DEHOGA, ist überzeugt: „Das Modell hat Zukunft und muss Zukunft haben. Es geht nicht unbedingt um zwei Personen, die nicht erscheinen, sondern gerade große Gruppen.“

Kellner Christoph Specht im Bilker Traditionslokal „Geissel“ kann das bestätigen: „Dieser Trend muss aufhören. Unser Chef denkt auch über eine Gebühr von 50 Euro bei Nichterscheinen nach. Als erzieherische Maßnahme.“

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Auch Walter Stemberg vom Restaurant „Haus Stemberg“ in Velbert, das sein Sohn Sascha führt, kennt das Problem. Eine Gebühr erhebt das Sternerestaurant bisher nicht. Ein Fall ist ihm aber besonders in Erinnerung geblieben.

„In der Gänse-Zeit rief ein Mann an, der einen Vierer-Tisch zum Gänse-Essen reservierte. Vier Gänsemenüs liegen bei 480 Euro. Dann kam die Gruppe einfach nicht. Ohne abzusagen. Da habe ich den Mann angerufen. Er meinte, er müsse das nicht, es sei ja immer noch Corona. Da habe ich ihm erklärt, dass er die Gänse abholen möge, sonst schicken wir ihm eine Rechnung über 480 Euro. Er hat sie dann abgeholt. Und meinte dann: Er hoffe, er würde jetzt nicht auf der Schwarzen Liste bei uns stehen. Doch, steht er.“

„No Shows“-Problem beklagt auch die Kölner Gastro-Szene

Auch in Köln ist das Problem bekannt – der „Mainzer Hof“ äußerte sich dazu im Juni 2022 mit deutlichen Worten auf Facebook:

Viele Düsseldorfer Gastronomen und Gastronominnen haben sich bereits für die „No-Show-Gebühr“ entschieden, nutzen häufig die Plattform „Opentable“. Da wird man als Gast auch direkt auf die Gebühr hingewiesen und muss in den meisten Fällen seine Kreditkartendaten hinterlassen.

Das „Paradise Now“ im Medienhafen erhebt zum Beispiel eine Gebühr von 25 Euro pro Person. Das Sternerestaurant „Phoenix“ im Dreischeibenhaus verlangt hingegen sogar 100 Euro. Und es geht noch mehr: Am teuersten wird das Nichterscheinen im „Yoshi by Nagaya“. Das japanische Restaurant berechnet ganz einfach pro Person ein volles Menü. Und da liegen die Preise zwischen 168 und 189 Euro.