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Gericht kuriosHier rollt der „Pate von Gerresheim“ im Schlafanzug zum Prozess

Pate von Gerresheim Schafanzug

Leonardo L. im Rollstuhl, begleitet von seinen Anwälten Henner Apfel (hinten) und Andrea Schubert (links). Der Richter im Hintergrund.

von Barbara Kirchner  (kir)

Düsseldorf – Leonardo L., genannt „Der Pate von Gerresheim“, ist todkrank. Krebs! Deshalb verlegte Richter Markus Immel den Prozess wegen bandenmäßigem Menschen- und Drogenhandel kurzerhand ins Krankenhaus. Im Rollstuhl schob ein Pfleger den 78-Jährigen in einen improvisierten Verhandlungsraum.

Seit zwei Monaten wird im Landgericht gegen Leonardo L. und den mutmaßlichen Komplizen Than T. (29) verhandelt. Es geht um den Drogenbunker in Gerresheim.

Razzia deckte Drogenhandel auf

Bei einer Razzia wurden im Hochbunker 32.000 Cannabis-Pflanzen entdeckt. 160 Kilo erntereife Drogen und 60 Kilo verkaufsfertiges Rauschgift. Wert: mehrere Millionen Euro.

Bei der Razzia entdeckte man auch vier Vietnamesen. Drei von ihnen wurden als Erntehelfer missbraucht, behandelt wie Sklaven. Than T. soll einer der Drahtzieher sein.

Und Leonardo L. gehört der Bunker. 12.000 Euro Miete kassierte er pro Monat. Und er soll von den faulen Geschäften gewusst haben. Denn er musste extra starke Stromkabel verlegen. Außerdem wurden entsprechende Umbaumaßnahmen durchgeführt.

Die Erntehelfer erkannten ihn auch später wieder. Er soll sie manchmal mit Lebensmitteln versorgt haben. Das alles stritt er ab. Er habe nur 300 Euro Miete pro Monat bekommen. Und er sei in dem Glauben gewesen, dass die Vietnamesen dort Möbel unterbringen.

Neun Tage wurde bisher verhandelt. T. sitzt in Haft. Deshalb muss schnell verhandelt und Fristen eingehalten werden.

Krankheit zwingt zum Improvisieren

Doch dann die Nachricht von der schweren Krankheit. Laut Medizinern ist sie „lebensverkürzend“. Leonardo L., den sie in Gerresheim „Pate“ nennen, weil er rund um die Heyestraße viele Immobilien hat, wurde letzte Woche operiert. Seine Ärzte halten ihn für nicht verhandlungsfähig.

Pate von Gerresheim Verhandlung Krankenhaus 1

Das Gericht auf dem Weg in die Klinik. Hinten der Staatsanwalt.

Damit der Prozess nicht platzt, schlug Richter Markus Immel kurze Verhandlungen im Krankenhaus vor. Das – so die Ärzte – ginge. Doch zuvor trennte er den Prozess gegen Than T. ab. Der soll nebenher zügig weiter gehen – im Landgericht.

Angeklagter hielt zwei Stunden durch

Mittags trafen sich die Juristen also im Kaiserswerther Krankenhaus. Leonardo L. wurde in Schlafanzug und Rollstuhl von einem Pfleger in das Verwaltungsgebäude geschoben. Begleitet von seinen Anwälten. Zwei Stunden hielt der kranke Mann durch.

Drei Wochen ist jetzt Zeit, einen neuen Termin zu finden. Wo dann verhandelt wird, hängt vom Gesundheitszustand des „Paten“ ab. Im Notfall wieder im Krankenhaus.

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