Essen – In der Diskussion um #allesdichtmachen hat sich am Samstag (24. April) die Essener Oberärztin Carola Holzner, bekannt als „Doc Caro“, zu Wort gemeldet. In einem Video zerpflückte sie genüsslich die Motive der Kampagne und gründete prompt eine Gegeninitiative unter dem Hashtag #allemalneschichtmachen.
Essener Ärztin „Doc Caro“ meldet sich zu #allesdichtmachen zu Wort
Carola Holzner zerpflückt Kampagne von Schauspielern
Gegenkampagne #allemalneschichtmachen soll für Gesundheitssystem sprechen
Dr. Carola Holzner, die als Notärztin und Bloggerin mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält, dafür bereits Morddrohungen bekam, es ist ihr anzumerken, dass ihr diese Diskussion um #allesdichtmachen in der Seele weh tut.
Essener Ärztin „Doc Caro“ meldet sich zu #allesdichtmachen
Doch bei aller Wut, welche die Essener Oberärztin wohl empfinden mag, ihr Ton in dem über drei minütigen Video in den sozialen Netzwerken ist durchgehend freundlich, sachlich, beherrscht. „Sehr geehrte Initiatoren, sehr geehrte Teilnehmer der Kampagne #allesdichtmachen“, richtet sie sich geradezu höflich an die Schauspieler.
„Ich bin nicht nur tatsächlich Ärztin und spiele keine Rolle beispielsweise als Arzt in einem Film“, erklärt sie weiter. „Nein, ich bin nicht nur Ärztin, sondern ich habe mittlerweile eine gewisse Reichweite und bin die Stimme des Gesundheitssystems. Zumindest eine davon.“
Diese Reichweite möchte sie nun nutzen, um ein Statement loszuwerden, für alle, die im Gesundheitssystem arbeiten.
„Doc Caro“ spricht für alle im Gesundheitssystem während Corona
Sie wisse nicht, ob die Kampagne „schlecht gemeint, aber gut gemacht oder schlecht bedacht oder was auch immer“ sei.
Aber eine solch zynische Diskussion, solcher Sarkasmus und Ironie haben ihrer Meinung nach nichts verloren in einer Situation, in der so viele Intensivpatienten in den Krankenhäusern tagtäglich um ihr Leben bangen.
Essener Ärztin über #allesdichtmachen: „Grenze überschritten“
„Sie haben eine Grenze überschritten. Und zwar eine Schmerzgrenze“, so die Essener Ärztin weiter. Das sage sie für alle, die tagtäglich seit über einem Jahr in diesem Gesundheitssystem stehen, handeln, helfen, immer wieder aufstehen und immer noch da sind. Alle die, die mitmachen.
„Sie haben eine Schmerzgrenze überschritten, für alle die, die sich an die Regeln gehalten haben, obwohl sie frustriert sind, nicht mehr können, vielleicht ihre Existenz verloren haben, sich dennoch an die Maßnahmen halten und weiter machen.“
Unter dem Hashtag #allemalneschichtmachen rief sie zu einer Gegenkampagne auf – und lud Initiatoren wie den Schauspieler Jan Josef Liefers dazu auf, mal eine Schicht zu machen, „etwa im Rettungsdienst 24 Stunden lang, oder in der Wechselschicht in der Notaufnahme, in einem Impfzentrum oder einer Arztpraxis.“
Und wenn man solch eine Situation vor Ort erlebt habe, dann könne man sich ja noch einmal zusammensetzen und überlegen, wie eine Kampagne richtig lauten könnte – und zwar ohne Zynismus. „Sondern für jeden Einzelnen, der tagtäglich dort ist, dort bleibt, und weiter macht“, so „Doc Caro“ abschließend. (jv)