„Heino goes Klassik - Ein deutscher Liederabend“ fand am Freitag in der Tonhalle Düsseldorf statt. Der Kult-Sänger ist also wieder in seiner Heimatstadt.
Zurück in DüsseldorfHeinos Schwester Hannelore: „War enttäuscht, als ich meinen Bruder sah“
Düsseldorf. Heino (82) ist zurück in Düsseldorf: Am Freitag (8. Oktober 2021) trat der Sänger in der Tonhalle im Zeichen des Konzerts „Heino goes Klassik – Ein deutscher Liederabend“ auf. Diese Gelegenheit nutzte der 82-Jährige, alte Wegfährten aus seiner Jugend zu treffen.
EXPRESS.de hat daraus eine dreiteilige Serie erstellt. Folge 1: Heinos Schwester Hannelore – nicht zu verwechseln mit seiner gleichnamigen Ehefrau!
Heinos Schwester Hannelore: „War enttäuscht, als ich meinen Bruder sah“
Hannelore Hofmann ist fünf Jahre älter als ihr Bruder Heino, also inzwischen schon stolze 88 Jahre alt. An seine Geburt 1938 erinnert sie sich auf eine ganz eigene Weise, die wunderbar in diese Zeit passt: „Ich wollte immer ein Brüderchen und habe bei meinen Eltern gequengelt – zum Trost haben sie mir eine lebensgroße Schildkröten-Puppe geschenkt. Aber damit war ich auch nicht zufrieden. Und dann sagte meine Oma eines Abends: ‚Du musst Zucker auf die Fensterbank streuen - dann bekommst Du ein Brüderchen.‘ Und am nächsten Morgen war Heinz Georg da! Und dann war ich wieder enttäuscht, als ich meinen Bruder sah: Der war viel kleiner als die Puppe – und ich wollte doch einen großen Bruder.“
„Heinz Georg“ – so nennt Hannelore Hofmann ihren Bruder bis heute, so wie es auch ihre Mutter Franziska getan hat. „Aber für die meisten war ich von Kindesbeinen an der Heino“, erinnert sich ihr Bruder. Die behütete Kindheit mit Vater Heinrich Kramm, einem Zahnarzt, der seine Praxis in Köln-Kalk hatte – sie wurde durch den Zweiten Weltkrieg jäh zerstört.
Heino flieht mit Mutter und Schwester vor dem Zweiten Weltkrieg
Der Vater wurde eingezogen und starb am 2. August 1941. Überall ist zu lesen, er sei „gefallen“, aber Heino selbst erzählt diese Geschichte in seiner Autobiografie „Mein Weg“ etwas anders: Der Vater sei gestorben, „als ein betrunkener Kamerad wild um sich schoss, als die Truppe beim Abendessen saß. Mit 28 Jahren war meine Mutter plötzlich Witwe – und ich gerade drei Jahre alt.“ Franziska Kramm war also nun alleinerziehende Mutter, und das Leben wegen der Bomben lebensgefährlich. Die Familie wurde evakuiert, zuerst nach Pommern, dann nach Großenhain in Sachsen, wo Heino dann auch eingeschult wurde.
Doch dann ertönte auch in dieser Gegend der damals bekannte Ruf: „Die Russen kommen“ – und Franziska Kamm ergriff mit ihren beiden Kindern sofort die Flucht. „Wir hatten nur einen Bollerwagen, den unsere Mutter zog“, erzählt Hannelore Hofmann. „Sie hat uns mit Bändern festgebunden, damit wir nicht verloren gehen. Und wir sind zu Fuß von Sachsen bis ins Rheinland gelaufen. Zu essen hatten wir dabei fast nichts. Ab und zu hat uns ein Bauer eine Rübe oder ein Stück Brot zugesteckt.“
Heino bekam im Musikunterricht die Note 5
Mit durchgelaufenen Sohlen kam die Familie im heimischen Oberbilk an und erlebte zumindest hier eine positive Überraschung: Das elterliche Haus stand noch, während drum herum alles in Trümmern lag. Franziska und ihre Kinder zogen in das Haus ihrer Mutter, in dem auch ihre beiden Brüder und ihre vier Schwestern lebten. Das Haus der Kramms war ein Haus voller Musik, ganz sicher hat das den kleinen Heino geprägt. Während seine Mutter das Talent ihres Sohnes früh erkannte, hielt ihn sein Musiklehrer für komplett unbegabt, speziell beim Singen, und gab ihm regelmäßig eine Fünf.
Das hatte aber einen besonderen Grund: Heino hatte den Lehrer darauf aufmerksam gemacht, dass er einen falschen Ton angegeben habe - und das machte man damals einfach nicht! Und dann entdeckte der Junge in einem Musikgeschäft ein rotes Akkordeon und war entzückt: „Aber das sollte 330 Mark kosten. Das konnten wir uns nicht leisten.“ Doch dann stand das Akkordeon doch unter dem Weihnachtsbaum: „Meine Mutter hat sich das vom Mund abgespart.“ Heino brachte sich das Akkordeon-Spielen und später auch Gitarre selbst bei.
Heino Schwester: „Nehme ihn bis heute in meine Gebete“
Als er jetzt vor dem Elternhaus auf der Kirchstraße in Düsseldorf-Oberbilk steht, erzählt er: „Hier war eine Laterne, unter der habe ich mit einem Kumpel gestanden und Lieder gespielt. Und die Leute lagen in den Fenstern und sahen zu.“ Und seine Schwester ergänzt: „Du hast aber auch mit dem Akkordeon aus dem Fenster gespielt.“ Musik studieren oder auch nur Abitur machen – das war unmöglich: Heino machte ein Bäckerlehre – und immer auch weiter Musik.
Sein Chef ließ ihn mit Freunden zwischen den Mehlsäcken proben. Als Jahre später Schlagerstar Ralf Bendix Heino unter seine Fittiche nahm und seinerseits zum Star machte, erlebte seine Schwester das so: „Ich war so stolz, erzählen zu können: ‚Mein Bruder ist entdeckt worden.‘ Und als es um den ersten Plattenvertrag ging, habe ich ihn in mein Gebet genommen, das tue ich bis heute.“