Lebensmittel immer teurerNRW-Landwirt wird Ware nicht los – er greift zu drastischer Maßnahme

Ein Landwirt aus Euskirchen blieb auf seinem Blumenkohl sitzen. Nun musste er die Ware verschenken. Unser Symbolfoto vom 5. Juli 2018 zeigt einen Trecker auf einem Feld in Baden-Württemberg.

Ein Landwirt aus Euskirchen blieb auf seinem Blumenkohl sitzen. Nun musste er die Ware verschenken. Unser Symbolfoto vom 5. Juli 2018 zeigt einen Trecker auf einem Feld in Baden-Württemberg.

Ein Landwirt in Euskirchen hat ein Blumenkohl-Problem – so bleibt er auf seiner Ware sitzen. Nun musste er die Ware verschenken. Auf Facebook löst das eine Diskussion aus.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Die Preisspirale für Lebensmittel dreht sich weiter. So ziemlich alles wird teurer. Und ausgerechnet jetzt bleibt ein Landwirt aus Euskirchen auf seiner Ware sitzen – nun musste er sie verschenken.

Auf der Facebook-Seite „Siegburg – da lebe ich“ sorgt folgender Post für Wirbel: „Der Bauer hat von Abnehmern eine Absage bekommen, weil es billiger in Marokko ist“, heißt es in dem Post. Ein Desaster für den Landwirt.

Landwirt in Euskirchen wird Blumenkohl nicht los und verschenkt ihn

Deshalb die Bitte: Bevor der Blumenkohl vergammelt – „Holt euch Blumenkohl, soviel ihr könnt.“ Auch die Adresse wird auf Facebook angegeben.

Viele Facebook-Nutzer und -Nutzerinnen können es nicht fassen. Und teilen ihren Unmut.

„Gerade in der jetzigen Situation, in der man sieht, wie wichtig es ist, dass ein Land sich selbst versorgt – egal ob mit Energie oder mit Nahrung – ist es für mich unfassbar, dass die Regierung nicht einschreitet. Ein Gesetz, dass Ware regional abgekauft werden MUSS, würde helfen“, heißt es beispielsweise in einem Kommentar.

Eine andere schreibt: „Eigentlich gehört der Import von Obst und Gemüse, das auch regional zur Verfügung steht (angebaut wird), eingestellt. Grundsätzlich sogar! Regionale Versorgung macht Sinn.“

Andere machen darauf aufmerksam, den Bauern doch bitte für die Ware zu bezahlen, um den finanziellen Verlust wieder auszugleichen. „Ich hoffe, dass da auch einige ein paar Euro beim Bauern lassen“, kommentiert ein User.

Auch die Supermarkt- und Discounter-Ketten bekommen dabei ihr Fett weg. Obwohl sie schon viele regionale Produkte im Sortiment haben, sollten sie noch mehr auf Obst und Gemüse aus der Region setzten.

Euskirchener Blumenkohl-Berg inzwischen weg

Inzwischen ist der riesige Berg Blumenkohl übrigens weg. Das Interesse war groß, viele haben zugegriffen. Ob der Landwirt dafür ein paar Euro bekommen hat, ist nicht bekannt.

In Nordrhein-Westfalen wurden 2021 laut Landesbetrieb IT.NRW 14.465 Tonnen Blumenkohl geerntet. Zum Vergleich: Die Erntemenge bei Weißkohl lag in NRW bei 78.813 Tonnen.

Zuletzt hatte Ende Mai eine Aktion der Landwirte in Nordrhein-Westfalen für Aufsehen gesorgt.

Bauern-Protest in NRW: Erdbeerfeld zerstört

Im Münsterland zerstörten sie ihre eigenen Felder. Aus Protest mähte einer von ihnen sein Erdbeerfeld vor der Ernte komplett ab – mitsamt der reifen Früchte. Der Anbau von Erdbeeren würde sich finanziell nicht mehr lohnen.

Landwirt Andreas Rahmann aus Coesfeld erklärte damals gegenüber dem WDR: „Wir Landwirte tragen das Risiko von Hagel, Starkregen, schlechtem Wetter und von der Situation in der Ukraine.“

Er verstehe nicht, warum die Preisspanne des Einzelhandels so groß sein soll und die der Landwirte so klein. Sein Appell: „Wenn wir Verbraucher weiterhin Erdbeeren aus Deutschland haben wollen, dann müssen wir dafür mehr Geld bezahlen – anders geht es nicht.“