Geniale Lidl-AktionUngewöhnliche 3-Euro-Boxen am Eingang – Kundschaft begeistert

Der Discounter Lidl stellt in immer mehr Filialen ungewöhnliche Boxen am Eingang auf. Die Kundschaft dürfte sich wundern über den vergleichsweise geringen Preis, der hier für Obst und Gemüse verlangt wird. Dahinter steckt jedoch ein lobenswertes Konzept.

von Martin Gätke  (mg)

Normalerweise machen Kundinnen und Kunden derzeit eher lange Gesichter, wenn sie die Supermärkte und Discounter dieser Tage betreten. Schließlich sind die Preise in den letzten Wochen und Monaten rasant gestiegen, die Menschen müssen für viele Produkte immer tiefer in die Tasche greifen.

Gut möglich, dass die Aktion von Lidl zur richtigen Zeit kommt: In immer mehr Filialen wird am Eingang in der Obst- und Gemüseabteilung zwischen all den verteuerten Produkten ein spezielles Angebot unterbreitet. Hier wird Obst und Gemüse zu einem wesentlich günstigeren Preis angeboten – in sogenannten „Rette mich“-Tüten. Dahinter steckt eine achtbare Idee.

Natürlich würde gerade in der aktuellen Zeit niemand auf die Idee kommen, ein Drittel des Wocheneinkaufs in den Müll zu befördern. Doch statistisch betrachtet ist dies genau die Menge an Lebensmittel, die ungenutzt in der Tonne landet. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet werden.

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Allein in Deutschland werden rund 12 Millionen Tonnen weggeworfen – rund 75 Kilogramm pro Kopf und Jahr, wie die Welthungerhilfe berechnet hat. Gemüse landet dabei am meisten im Müll.

Eine Ursache für diese Verschwendung ist das für die Kundschaft nicht so schön anzusehende Obst, dem es verwehrt bleibt, im Supermarkt im Einkaufswagen zu landen. Die Kundinnen und Kunden wünschen sich eben die perfekt gekrümmte Banane und den optimal gefärbten Apfel.

Lidl: Besonderes Angebot am Eingang soll Nachhaltigkeit fördern

Und hier kommt der Handel ins Spiel – denn unsere Gewohnheiten bei Konsum und Ernährung spielen eine große Rolle. Im Supermarkt liegt eben das, was die meisten wollen. Lidl will hier mit einem speziellen Angebot eingreifen, wie das Unternehmen mitteilt.

Der Discounter hat sich das Ziel gesetzt, Lebensmittelverluste und den organischen Abfall im Unternehmen bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Und das soll mit vielerlei Maßnahmen geschehen: bedarfsgerechte Warenbestellungen etwa oder die Abgabe der Lebensmittel an die Tafel. Gerade sie leiden angesichts der hohen Inflation über eine extrem gestiegene Nachfrage.

Ab Mai 2022 ist in immer mehr Filialen laut eigenen Angaben zudem die sogenannte „Rettertüte“ hinzugekommen. Darin gibt das Unternehmen eben jenen weniger gut aussehenden Obst- und Gemüseprodukten eine zweite Chance und bietet diese rabattiert zum Einheitspreis von drei Euro an. Das dürfte vor allem jene Kundschaft freuen, die derzeit jeden Cent dreimal umdrehen muss. Im Sommer soll das Angebot dann in sämtlichen Filialen zur Verfügung stehen.

Lidl: „Rette mich“-Tüte am Eingang für Einheitspreis von drei Euro

„Mit dem ganzheitlichen ‚Rette mich‘-Konzept in unseren Filialen wollen wir gemeinsam mit unseren Kunden gezielt Lebensmittel retten. Besonders bei Obst- und Gemüse-Artikeln können wir Lebensmittelverschwendung verringern, indem wir weniger perfekte Produkte stark rabattiert anbieten“, erläutert Elisabeth Koep, Leiterin CSR und Nachhaltigkeit bei Lidl in Deutschland, die Idee.

Auf der Facebook-Seite des Discounters gibt es viel Lob für die Aktion. „Finde ich klasse und hoffe, dass es die Rettertüten auch bei uns gibt“, heißt es dort etwa. Viele sind begeistert über die Idee und die Möglichkeit, Geld zu sparen.

Lidl mit neuer Aktion, einige Kundinnen und Kunden skeptisch

Allerdings gibt es auch skeptische Kundinnen und Kunden, denn einige haben bereits negative Erfahrungen machen müssen. Eine Kundin beschwert sich, dass die Box in einer Duisburger Filiale „ekelhaft“ aussehe, „teilweise verfaulter Salat in Plastiktüte abgepackt, Brötchen liegen lose in dem Korb“.

Damit die „Rette mich“-Boxen in einigen Filialen nicht zu Mülleimern verkommen, verspricht Lidl, mit „Frischebeauftragten“ die Waren zu kontrollieren. Man setze sich „hohe Ansprüche“, heißt es in der Antwort an die Kundin.

Aldi, Lidl, Rewe, Edeka: Nachhaltigkeit längst ein großes Thema

Um die Kundschaft zudem zu sensibilisieren, nicht direkt alles wegzuwerfen, was das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, will Lidl einen besonderen Aufdruck einführen. „Ich halte oft länger, als man denkt“ soll auf Produkten wie Milch oder Joghurt zu lesen sein. Wie gut dieses Konzept angenommen wird, bleibt abzuwarten. Angesichts der immer weiter steigenden Teuerungsrate dürften jedoch viele Kundinnen und Kunden das Angebot ausprobieren wollen.

Das Thema Nachhaltigkeit ist längst bei allen Supermärkten und Discountern angekommen, nicht nur bei Lidl. Zuletzt auch deshalb, weil die Kundschaft immer mehr darauf achtet. Egal ob möglichst kurze Transportwege, mehr Transparenz bei der Herkunft der Ware, der eigenen Energieproduktion im Supermarkt, speziellen Mehrweg-Transportboxen, um Verpackungsmüll zu sparen, oder der Abschied von der Plastiktüte – zahlreiche Filialen von Rewe, Edeka, Aldi & Co. gehen mit gutem Beispiel voran.