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Kinder gingen durch die HölleErschütternde Details zum Prozessbeginn in Münster

Missbrauchsfall Münster

Trügerische Idylle: In dieser Gartenlaube wurden drei Kinder in Münster Opfer eines widerlichen Missbrauchs – heute Beginnt der Prozess.

Münster/Kassel/Staufenberg – Ein widerlicher Missbrauchsfall in NRW hat im Frühsommer bundesweit Schlagzeilen gemacht. Am Donnerstag, 12. November, startete der Prozess gegen den Hauptangeklagten sowie mutmaßliche Mittäter. Die angeklagten Taten sind nur ein Ausschnitt des schrecklichen Geschehens.

  1. 30-Jähriger Hesse im Missbrauchsfall Münster vor Gericht
  2. In einer Gartenlaube wurden drei Kinder in Opfer des widerlichen Missbrauchs – Täter wechselten sich ab und filmten Taten
  3. Das Gericht sieht zunächst insgesamt 29 Verhandlungstermine bis Ende Februar 2021 vor

Die Polizei in Münster hatte im Juli 2020 insgesamt elf Verdächtige festgenommen, sieben Haftbefehle wurden erlassen. Die Details und Hintergründe sind mehr als erschreckend – drei Kinder gingen durch die Hölle.

Missbrauchsfall in Münster: Ermittler finden Festplatte

Ein 27-Jähriger aus Münster soll seit mindestens 2018 seinen heute elf Jahre alten Ziehsohn immer wieder vergewaltigt und ihn über das Internet anderen Männern für schwere sexuelle Gewalttaten überlassen haben.

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Er gilt als Schlüsselfigur in dem Missbrauchskomplex Münster mit einer Reihe von Beschuldigten und Opfern aus mehreren Bundesländern. Allein die Staatsanwaltschaft Münster hat mehrere Anklagen gegen neun Personen erhoben; die Ermittlungen bundesweit laufen gegen mindestens 22 weitere identifizierte Beschuldigte.

Erster Prozesstag im Missbrauchsfall Münster: Ausschluss der Öffentlichkeit

Für den ersten Prozesstag am Landgericht Münster ist nach Auskunft eines Gerichtssprechers zunächst die Verlesung der Anklageschrift vorgesehen.

Es wird erwartet, dass die Öffentlichkeit zum Schutz der Opfer von diesem Vortrag des Staatsanwalts ausgeschlossen wird. Auch für weitere wesentliche Teile liegen laut Gericht bereits Anträge auf Ausschluss der Öffentlichkeit vor.

NRW: Dritter großer Missbrauchsfall innerhalb der vergangenen Jahre

Nach dem schweren Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und einem weiteren Missbrauchskomplex mit mehr als 200 Beschuldigten, der in Bergisch Gladbach seinen Anfang nahm, handelt es sich um den dritten großen Fall der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen.

Die Entdeckungen der Ermittler in Münster hatten die Debatte um besseren Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt neu angefacht. Die Bundesregierung stimmte Ende Oktober 2020 einem Gesetzentwurf zu, der unter anderem schärfere Strafen und eine effektivere Verfolgung von Tätern vorsieht.

münster missbrauch gartenlaube

Widerliche Tat in Münster: Martin Botzenhardt (von links nach rechts), Oberstaatsanwalt Staatsanwaltschaft Münster, Joachim Poll, Leiter der Ermittlungen, und Rainer Furth, Polizeipräsident Münster, sprechen bei der Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft Münster zu den Ermittlungen nach schwerem sexuellem Missbrauch von Kindern. Ausgangspunkt waren Ermittlungsverfahren in NRW. 

Junge mit K.-o.-Tropfen betäubt: Mehrere Angeklagte im Prozess

In dem nun startenden großen Prozess sitzen gleich fünf Menschen auf der Anklagebank: Mitangeklagt sind ein 35-Jähriger aus Hannover, ein 30-Jähriger aus Staufenberg in Hessen, ein 42-Jähriger aus Schorfheide in Brandenburg sowie die 45-jährige Mutter des mutmaßlichen Haupttäters.

Gemeinsam mit dem Hauptangeklagten sollen die Männer an drei Tagen im April 2020 in der Laube der 45-Jährigen Mutter zwei Jungen immer wieder mit K.-o.-Tropfen betäubt und ihnen schwere sexuelle Gewalt angetan haben. Zwei der Männer hatten in dieser Zeit Geburtstag.

Mutter des Opfers hatte Kenntnis über schrecklichen Missbrauch in Münster

Die Opfer sind der damals zehnjährige Sohn der langjährigen Lebensgefährtin des Angeklagten aus Münster sowie das damals fünf Jahre alte Kind des Mannes aus Staufenberg in Hessen.

Gartenlaube Missbrauchsfall Münster

Auf unserem Bild ist der Tatort zu sehen, welcher inzwischen bei einer Durchsuchung abgerissen wurde.

Die Mutter des Hauptangeklagten soll von dem Geschehen in ihrer Hütte in der Kleingartensiedlung gewusst haben. Die Angeklagten haben während der Ermittlungen zu den Vorwürfen geschwiegen.

Schwerer Missbrauch in Münster: Täter 26 Mal an Ziehsohn vergangen

Die Anklageschrift umfasst zudem weitere Vorwürfe, etwa gegen den Hauptangeklagten, der sich demnach mindestens 26 Mal an seinem Ziehsohn vergangen haben soll.

Das habe die Auswertung einer bereits gelöschten Festplatte ergeben, die die Ermittler im Mai 2020 versteckt in einer Zwischendecke gefunden hatten. Das teilte der Leiter der Ermittlungen, Joachim Poll, in Münster mit.

Missbrauchsfall in Münster: Ermittler finden Festplatte mit 30 Stunden Videomaterial

Die Ermittler stießen bei weiteren Durchsuchungen auf riesige Datenmengen, von denen bisher nur ein Teil entschlüsselt und ausgewertet ist. Allein zu dem Geschehen in der Laube liegen 30 Stunden Videomaterial vor.

Zu weiteren angeklagten Gelegenheiten sollen der 27-Jährige aus Münster und der Mann aus Schorfheide gemeinsam Kinder missbraucht haben, die ihnen vertrauten. Bei den kindlichen Opfern handelt es sich um den Sohn des Brandenburgers sowie einen entfernten Verwandten und um den Ziehsohn des Hauptangeklagten.

Das Gericht sieht zunächst insgesamt 29 Verhandlungstermine bis Ende Februar 2021 vor. (dpa)