Chaos in NachspielzeitVermeintlicher Hitlergruß: Kreisliga-Partie im Rhein-Sieg-Kreis abgebrochen

Momentaufnahme beim Amateurfußballspiel zwischen Lülsdorf und Niederkassel.

Bei einem Amateurfußballspiel im Rhein-Sieg-Kreis zwischen dem SSV Happerschoss und dem 1. FC Niederkassel II kam es am Sonntag (28. August 2022) zu einem Spielabbruch. Das Foto wurde am 27. März 2022 während eines anderen Spiels aufgenommen.

Wegen eines vermeintlichen Hitlergrußes wurde die Kreisliga A-Partie zwischen dem SSV Happerschoss und dem 1. FC Niederkassel II abgebrochen. Die Niederkasseler wehren sich gegen den Vorwurf.

von Niklas Brühl  (nb)

Große Aufregung um ein Amateurfußball-Spiel im Rhein-Sieg-Kreis: Bei der Kreisliga A-Begegnung zwischen dem SSV Happerschoss und der Zweitvertretung des 1. FC Niederkassel ertönte am Sonntag (28. August 2022) vom Schiedsrichter in der 108. Spielminute (!) plötzlich ein Pfiff.

Der Unparteiische war zuvor am Spielfeldrand in einer Auseinandersetzung mit dem Vorsitzenden der Niederkasseler, Marc Pfister, verwickelt – Spielabbruch. Die Anschuldigung des Referees wiegt schwer: Pfister soll einen Hitlergruß gezeigt haben. Die Niederkasseler können es nicht glauben und wehren sich gegen den schlimmen Vorwurf.

Amateurfußball: 1. FC Niederkassel wehrt sich gegen Hitlergruß-Vorwurf

Die Schlussphase der Amateurfußball-Partie am vierten Spieltag verlief schon kurios genug: Die Niederkasseler führten beim noch punktlosen SSV Happerschoss in der Nachspielzeit mit 3:1 – der Gastgeber erzielte dann in der 106. Spielminute, also der 16. Minute der Nachspielzeit, den 3:2-Anschlusstreffer.

Die Dauer des Spiels war dann auch der Auslöser für die verhängnisvolle Auseinandersetzung zwischen Marc Pfister und dem Schiedsrichter, denn eine Trinkpause und die eine oder andere Verletzungsunterbrechung habe diese lange Nachspielzeit nicht ansatzweise gerechtfertigt.

„Ich habe ihn zwar mehrfach lautstark, allerdings nicht beleidigend oder bedrohend, vom Spielfeldrand gefragt, mit welcher Begründung er denn nun schon 18 Minuten nachspielen lässt?“, sagt der Vorsitzende der Niederkasseler in einem langen Statement des Vereins.

Der Schiedsrichter sei dann zur Seitenlinie gelaufen und erhob seinen ausgestreckten Arm in Richtung Pfister – scheinbar um ihn der Platzanlage zu verweisen.

Marc Pfister entgegnete ihm darauf mit der Frage, warum er denn ausgerechnet mit so einer Arm- und Handhaltung in seine Richtung zeige: „Meine einfache Frage unterstrich ich mit einer halbherzigen Geste, wie ich seine Armhaltung wahrgenommen hatte. Allerdings war mein Arm nicht ansatzweise so ausgestreckt wie seiner.“

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Der Unparteiische interpretierte die Geste Pfisters jedoch als Hitlergruß und brach das Spiel augenblicklich ab. Im Wortlaut heißt es: „Diskriminierung vom Offiziellen Pfister (Niederkassel) gegen den Schiedsrichter (Nazi-Gruß).“

Spielabbruch in der Kreisliga A: „Vorwurf ergibt überhaupt keinen Sinn“

Der Schiedsrichter und seine beiden Linienassistenten gingen daraufhin in die Kabine, auf dem Platz selbst herrschte große Verwirrung. „Alle Anwesenden blickten sich fragend um“, heißt es in der Stellungnahme der Niederkasseler.

Der Vorsitzende Pfister betont: „Ich habe definitiv nicht das gemacht, was er mir vorwirft. Der Eintrag des Schiedsrichters im Spielbericht, dass es sich beim Abbruch um die 98. Minute handelte, entspricht ebenfalls nicht der Wahrheit.“

Marc Koch, 2. Vorsitzender des 1. FC Niederkassel, springt Marc Pfister zur Seite: „Warum sollte unser Vorsitzender einem deutschen Schiedsrichter auch diesen ‚Gruß‘ zeigen? In unseren Seniorenmannschaften haben wir einen sehr hohen Anteil von Spielern mit Migrationshintergrund, der genannte Vorwurf ergibt überhaupt keinen Sinn.“

Die Verbandsspruchkammer wird nun über den Fall entscheiden, die Niederkasseler hoffen auf eine schnelle Aufklärung „dieses absurden Vorwurfes.“