„Ihr Enkel hat einen tödlichen Unfall verursacht und braucht dringend 30 000 Euro Kaution“ – Schockanrufe wie diese sind in NRW deutlich häufiger geworden.
SchockanrufeBetrugsmasche „boomt“ in NRW – aber eine Zahl macht Hoffnung
Die Betrugsversuche mit Schockanrufen bei vornehmlich älteren Menschen haben stark zugenommen. Die auch als Enkeltrick bekannte Masche ist im vergangenen Jahr mehr als 6900 Mal von der Polizei in Nordrhein-Westfalen registriert worden, wie das Landeskriminalamt NRW mitteilte.
Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um zwölf Prozent. Im Jahr 2019 hatte die Zahl der Taten noch bei 4570 gelegen.
Enkeltrick-Anrufe in NRW: Weniger erfolgreiche Betrugstaten
Mehr als 95 Prozent der Anrufe kommen dabei aus dem Ausland und die Angerufenen waren fast immer ältere Menschen. Aber nur ein Bruchteil der Versuche endet im vollendeten Betrug.
Weil immer weniger Menschen auf die Masche hereinfallen, machen die Täter seltener Beute: Lag die Quote der erfolgreichen Schockanrufe 2019 und 2020 bei rund zwei Prozent und 86 und 117 vollendeten Taten, waren es 2021 nur noch 0,8 Prozent und 53 erfolgreiche Betrugstaten.
Die Anrufer geben sich dabei als Verwandte oder Beauftragte von Verwandten aus und behaupten, das Familienmitglied sei in einer Notsituation und benötige dringend Geld. Immer wieder können die organisierten Tätergruppen dabei enorme Beute – zum Teil im sechsstelligen Bereich – erzielen.
Schockanrufe: Abnahme der Fälle zeichnet sich nicht ab
Mancher Senior hat den Betrügern schon seine gesamten Ersparnisse ausgehändigt: Geld, Schmuck oder sogar Goldbarren wechselten auf diese Weise den Besitzer. Die meist aus Callcentern im Ausland operierenden Banden arbeiten dabei mit Abholern in Deutschland zusammen, die die Beute in Empfang nehmen.
Durch eine manipulative Gesprächsführung, den Aufbau eines Drohszenarios und von vermeintlichem Zeitdruck wird dabei die Hilfsbereitschaft älterer Menschen gezielt ausgenutzt. Das Phänomen des Schockanrufs habe sich verstetigt. Eine Abnahme der Fälle zeichne sich derzeit nicht ab, teilte das LKA weiter mit. (dpa/nb)