Parookaville 2023 war in vielerlei Hinsicht ein Festival der Superlative. Aber es gibt auch Kritikpunkte. Ein Fazit.
Parookaville 2023Das war gut – und das muss im nächsten Jahr definitiv besser werden
Die siebte Ausgabe von Parookaville ist Geschichte. An drei Festival- und fünf Campingtagen tauchten insgesamt 225.000 Menschen aus mehr als 40 Ländern in das Geschehen in der fiktiven Party-Stadt neben dem Flughafen in Weeze ein.
Vor zwölf verschiedenen Bühnen wurde zur Musik von mehr als 300 DJs sowie Künstlerinnen und Künstlern von nachmittags bis tief in die Nacht gefeiert.
Parookaville 2023: Das war gut
1. Das Konzept: Parookaville ist und bleibt ein einzigartiges Festival. Das Gelände ist aufgebaut wie eine Stadt, besitzt mehr als zwanzig Elemente. Im Rathaus beispielsweise kann der Parookaville-Pass mit dem aktuellen Stempel versehen oder eine Postkarte verschickt werden, in der Parooka-Church wurden in diesem Jahr 2000 Festival-Ehen (und wieder einmal auch eine standesamtliche) geschlossen. Betritt man die „City of Dreams“, ist der Alltag vergessen – und genau das macht das Festival in Weeze auch so erfolgreich.
2. Abwechslungsreiches Programm: Hardcore-EDM-Fans werden jetzt auf die Barrikaden gehen. Aber: Dass nicht nur elektronische Musik gespielt wird, macht Parookaville zu einem ganz besonderen Erlebnis. Natürlich begeistern internationale Star-DJs wie Timmy Trumpet, Hardwell oder Dimitri Vegas & Like Mike die Massen Jahr für Jahr vor der (in diesem Jahr 170 Meter breiten) Mainstage und auch auf den kleineren Bühnen kommen EDM-Feiernde voll auf ihre Kosten. Doch was sich seit Einführung der Brainwash-Stage im Jahre 2017 abseits der elektronischen Musik entwickelt hat, ist beeindruckend – und findet so viel Anklang, dass die Künstlerinnen und Künstler wegen des großen Andrangs mitunter sogar auf die Bill's Factory umziehen müssen. Beste Beispiele in diesem Jahr: Ski Aggu und Finch. Auch immer wieder empfehlenswert: die Parookaville Ceremony, das traditionelle, rund 15-minütige Feuerwerk am Samstagabend. Absoluter Geheimtipp für alle, denen ein wenig Schweiß nichts ausmacht: der Jukebus!
3. Die Parookaville-Citizens: Wohl selten kann man auf einem Fleck in so viele strahlende Gesichter sehen wie bei Parookaville. Gute Laune herrscht in der „City of Dreams“ überall. Der Beweis: Vom Camping-Anreisetage am Donnerstag bis zum Montagmorgen wurden lediglich 25 Strafanzeigen gegen die Bürgerinnen und Bürger („Citizens“ genannt) angefertigt und zwei Personen in Gewahrsam genommen. „Insgesamt zieht die Polizei eine positive Bilanz, was für ein Event in dieser Größenordnung nicht selbstverständlich, sondern erfreulich ist“, ist auf der Facebook-Seite der Polizei Kleve zu lesen.
4. Crowd Management: Es war vielen Feiernden ein Dorn im Auge, dass der Zugang zur Mainstage am Samstag zeitweise gesperrt wurde. Aber: Der Entschluss war richtig! Nachdem es im vergangenen Jahr während der Parookaville Ceremony zu einem dichten Gedränge auf dem Hügel am hinteren Ende der Mainstage-Wiese gekommen war, wurde dem mit einem entsprechenden Crowd-Management-Konzept nun entgegengewirkt, Bauzäune an entsprechender Stelle hochgezogen und der Zugang im richtigen Moment geschlossen. So konnte zwar nicht jeder oder jede, die oder der wollte, zur Ceremony, aber die Sicherheit der Parookaville-Gäste war zu keiner Zeit gefährdet.
Parookaville 2023: Das muss 2024 besser werden
1. Das Wetter: Ein Festival funktioniert am besten mit gutem Wetter. Am Samstag und vor allem am Sonntag allerdings schüttete es wie aus Eimern. Zwangsläufig kamen Erinnerungen an 2017 hoch, als der Sonntag ebenfalls komplett ins Wasser fiel. Viele Feiernde ließen sich davon zwar nicht beeindrucken und tanzten auch mit den Füßen im Wasser, allerdings wäre allen Beteiligten 2024 wieder eine (weitestgehend) trockene Parookaville-Ausgabe zu wünschen.
2. An- und Abreise: Dass der Verkehr bei einem Event der Größenordnung von Parookaville beeinträchtigt sein wird, ist im Vorfeld klar. Gerade im beschaulichen Weeze bieten sich den Veranstaltenden nicht unbedingt viele Möglichkeiten zur Änderung. In diesem Jahr allerdings häuften sich die Beschwerden schon in der Nacht zu Donnerstag. Auf Instagram beschwerten sich etliche Camping-Gäste, dass sie mitunter früher als im Vorjahr angereist – aber dennoch später am Eingang angelangt – seien. Der Konsens: „Katastrophe“.
Tatsächlich war der Andrang schon früher als im Vorjahr groß. Schon weit vor der geplanten Öffnung um 10 Uhr hatten sich extrem lange Schlangen gebildet, sogar Pavillons wurden aufgebaut. Dieser Trend hatte sich allerdings bereits 2022 abgezeichnet, als die Verantwortlichen reagierten und die Wartenden schon ab 6 Uhr auf den Campingplatz ließen. Es wäre also logisch gewesen, es bei dem großen Andrang ähnlich zu halten – stattdessen wurden die Pforten erst gegen 9 Uhr geöffnet.
Auch die Abreise der Camperinnen und Camper am Montag zog sich ewig, führte der einzige Weg doch durch ein kleines Waldstück. Auch hier hätten sich wohl alle – nach vier anstrengenden Partytagen – eine bessere Lösung gewünscht.
3. Check-In-Kontrollen: Wohl als Folge des langen Staus und der späteren Öffnung wurde am Donnerstag am Eingang aus Sicht vieler nicht überall intensiv genug kontrolliert. In den sozialen Medien häuften sich Berichte darüber, dass man auch verbotene Gegenstände aufs Gelände bekommen hätte, hätte man dies gewollt. Ähnliches gab es vom Eingang für die Tagesbesucherinnen und -besucher zu lesen.
4. Duschen und Toiletten auf dem Campingplatz: Immer wieder ein Thema sind die Duschen und Toiletten auf dem Campingplatz. Klar: Luxus sollte hier niemand erwarten. Aber zumindest lauwarmes Wasser und ausreichend Druck auf der Leitung für die Duschen – selbst bei großem Andrang – sollte man für den Preis von einem Token (4,50 Euro) doch erwarten dürfen.
Dass man im Gegensatz dazu für den Toilettengang nichts bezahlen muss, entschuldigt nicht die Tatsache, dass auffällig oft diverse Spülungen nicht funktionierten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Parookaville-Toiletten für Festival-Verhältnisse komfortabel sind. Überhaupt nicht trifft das allerdings auf die Pissoirs für die männlichen Besucher zu. Diese sind viel zu wenig tief, sodass man stets darauf achten musste, nicht in fremdem Urin zu stehen. Die 2022 eingeführte Neuerung gehört dringend zugunsten einer hygienischeren Lösung wieder abgeschafft.
Termin für Parookaville 2024 steht bereits
Co-Gründer und -Veranstalter Bernd Dicks resümiert: „Was als Party von drei Weezer Jungs begonnen hat, ist zu einem der wichtigsten Festivals Europas geworden. Wir sind stolz und glücklich, mit unserem grandiosen Team Parookaville erneut erfolgreich und absolut friedlich zum Leben erweckt zu haben.“
Nach einer kurzen Pause werde man sich den Vorbereitungen für den kleinen Parookaville-Bruder – das San-Hejmo-Festival (18. bis 19. August 2023) – widmen, ehe dann der Blick gen 2024 geht, wenn vom 19. bis 21. Juli die achte Parookaville-Edition stattfindet.