NRW-DrogenrazziaVolltreffer in ehemaligem Möbelhaus – Hightech beeindruckt selbst Einsatzleiter

Ein Polizist trägt zwei Säcke mit den Resten von Cannabis-Pflanzen aus einem Haus.

Polizisten beschlagnahmen während der NRW-Drogenrazzia am Donnerstag (21. Oktober 2021) in einem Haus die Reste von Cannabis-Pflanzen.

In neun NRW-Städten ist es Donnerstagfrüh (21. Oktober) zu Durchsuchungen und Festnahmen gekommen. Mehrere Marihuana-Plantagen sind entdeckt worden.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Hagen. Schlag gegen die organisierte Drogenkriminalität: Donnerstagmorgen um 6 Uhr früh ist eine Großrazzia in neun NRW-Städten gestartet. Sieben Tatverdächtige wurden teilweise aus den Betten geholt und vorläufig festgenommen. Ermittler hatten den Messenger-Dienst der Unterwelt (Encrochat) entschlüsselt – der führte sie zu einem Marihuana-Ring.

Der Einsatz wurde von der Dienststelle für organisierte Kriminalität des Polizeipräsidiums Hagen geleitet. Durchsuchungen fanden in Gelsenkirchen, Duisburg, Essen, Bochum, Herne und Iserlohn statt. Aber auch im kleinen Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis sowie in Wiehl und Engelskirchen im Oberbergischen.

Razzia der Polizei Hagen: Plantagen in leerstehendem Möbelhaus

Insgesamt waren elf Objekte im Visier der Fahnder, davon wurden sie in zwei Objekten fündig. Wie die Polizei am Nachmittag bekannt gab, sind die Einsatzkräfte in Duisburg und Gelsenkirchen auf insgesamt fünf Marihuana-Plantagen mit rund 2600 Pflanzen gestoßen.

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Einsatzleiter Klaus Müller: „Wir sind relativ schnell fündig geworden, es war noch vor 6.30 Uhr.“ Allein vier der Plantagen hätten sich in einem leerstehenden Möbelhaus in Gelsenkirchen befunden.

Laut Müller waren die Plantagen mit modernster Technik ausgestattet. „Besser kann man es nicht machen, wenn man professionell Marihuana züchten will“, erklärt er. Darunter sei auch Hightech. Müller: „Allein die Gerätschaften, wie Lüfter, sind teilweise so schwer, dass man sie nur mit mehreren Personen bewegen kann.“

Eine Indoor-Marihuana-Plantage

Bei der Razzia am Donnerstag (21. Oktober 2021) stießen die Fahnder unter anderem auf diese Marihuana-Plantage in einem leerstehenden Möbelhaus in Gelsenkirchen.

Hagen: Hauptverdächtiger (41) betreute leerstehende Immobilien

Unter den sieben Festgenommenen ist auch der Haupttatverdächtige (41), der in Herne geschnappt wurde. Laut dem Hagener Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli ist der 41-Jährige vor dem Landgericht wegen Drogendelikten aus 2013 und 2014 angeklagt. Er sei für die Ermittlungsbehörden allerdings jahrelang nicht greifbar gewesen, weil er auf der Flucht war.

Im April 2020 habe sich der Mann gestellt, sei aber, so Pauli, haftverschont worden – auch, weil er einen festen Job bei einer Immobilienverwaltung als Objektbetreuer vorweisen konnte. Der Tatverdächtige hat meist leerstehende Immobilien betreut. Umfangreiche Ermittlungen ergaben schließlich den Verdacht, dass dort Marihuana angebaut wird.

Laut Staatsanwaltschaft Hagen lösten Encrochat-Daten die Razzien aus

Auslöser der Razzien waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft sogenannte Encrochat-Daten. Der Messenger-Dienst wird vor allem von Kriminellen genutzt. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es im Vorjahr, mehr als 20 Millionen geheimer Nachrichten abzuschöpfen, wie die europäische Justizbehörde Eurojust im Juli 2020 mitteilte. 60. 000 Teilnehmer hätten den aufwendig verschlüsselten Chatdienst genutzt, weil es hieß, die Technik sei schwer zu knacken.

Die französischen Ermittler hatten ihre Erkenntnisse mit dem Bundeskriminalamt geteilt, das wiederum die Behörden in den einzelnen Bundesländern und vor Ort involvierte. In NRW hatte es in den vergangenen Monaten mehrmals Razzien in Verbindung mit Encrochat-Daten gegeben.

Polizisten durchsuchen während einer großen Drogenrazzia ein Haus.

Polizisten durchsuchen während der Großrazzia, die am Donnerstag (21. Oktober 2021) in neun NRW-Städten läuft, ein Haus.

Ende Juni hatte die Polizei bei einer Razzia mit Schwerpunkt in Dortmund mehrere Mitglieder der kriminellen Führungsebene des Miri-Clans festgenommen – als Folge des Datenschatzes. Damals ging es um Kokain. Auch im aktuellen Fall liegt laut Einsatzleiter Klaus Müller der Verdacht nahe, dass es Beziehungen ins Clan-Milieu gibt. (iri, dpa)