Münster – Rassismus-Skandal in NRW: Victor Ocansey wollte sich einen schönen Tag mit seinen erwachsenen Söhnen machen. Es sollte zu einem Festival in einen Beach Club im Münsteraner Hafenviertel gehen – mit guter Musik und sommerlicher Stimmung. Doch dazu kam es nicht.
Der Grund: Victor Ocansey wurde Opfer von Rassismus. Der Türsteher des Clubs schickte den dunkelhäutigen Vater aus Hamm und seine Söhne weg – mit den Worten: „Nein, ihr heute nicht“, obwohl sie bezahlte Tickets hatten. Doch Ocansey ist nicht nur Vater, sondern auch Pressesprecher bei der Polizei. Er macht den Fall öffentlich. Nun reagiert die Geschäftsführung des Clubs.
- Polizist Victor Ocansey will mit seinen Söhnen auf ein Festival in Münster
- Türsteher verweigert der Familie den Zutritt wegen ihrer Hautfarbe
- Türsteher wird gefeuert
Münster: Türsteher lässt dunkelhäutigen Polizisten nicht in Club
„Die Uhren standen heute zunächst auf Sonne, Musik und Strandgefühl in Münster, aber am Nachmittag auf Demütigung und Ablehnung“ – so beginnt Victor Ocansey seinen Beitrag auf Facebook, der die vergangenen Tage viral ging.
Um einen schönen Tag mit seinen Söhnen Vinvent (19) und Leroy (23) zu verbringen, buchte der Vater drei Tickets für ein vielversprechendes Event im Coconut Beach am Sonntag (19. Juli).
„RnB-, Dancehall-, Reggae-, Reggaeton- and Latin- Music: Die Werbung auf Facebook versprach einen bunten Event und die Vorfreude war entsprechend groß“, schildert Ocansey in seinem Post.
Von Hamm nach Münster: Stimmung ändert sich schlagartig
Im Auto auf dem Weg von Hamm nach Münster stimmte sich die Familie mit entsprechender Musik auf das Beach-Club-Event ein.
„Ich war gespannt und auf der Fahrt lachten wir über dieses und jenes und dachten bereits darüber nach, was wir wohl gleich trinken werden“, so der Polizist.
Doch als die Drei im Hafenviertel ankamen, änderte sich die Stimmung schlagartig. Denn sie ahnten nicht, was sie vor dem Eingang des Clubs erwartete.
Rassismus im Coconut Beach in Münster: „Nein, ihr heute nicht“
Bevor Victor Ocansey die Chance hatte etwas zu sagen, baute sich der Türsteher des Coconut-Beach vor ihm und seinen Söhnen auf und wies die Männer mit folgenden Worten ab.
„Nein, ihr heute nicht. Habt ihr Tickets? Wenn ja, hole ich den Veranstaltungsleiter dazu und ihr erhaltet euer Geld zurück! Am besten geht ihr woanders hin.“
Ziemlich irritiert und perplex zeigte Ocansey dem Türsteher entsprechenden Online-Tickets, während er verzweifelt nach einer versteckten Kamera suchte und noch glaubte, das Ganze sei ein „blöder und unangebrachter Witz“.
Rassismus in Münster: Veranstalter erstattet Geld zurück
Doch dann sei der Veranstaltungsleiter hinzugekommen. Zu dem Zeitpunkt habe der Mann aus Hamm in seiner „Traurigkeit, Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit“ noch gehofft, dass sich alles in einem vernünftigen Gespräch klären würde.
Jedoch erfragte der Veranstaltungsleiter lediglich die E-Mail-Adresse des Polizeibeamten, um ihm die Ticketgebühren von rund 60 Euro per PayPal zu erstatten.
„Ich bat ihn um einen direkten Austausch über das Geschehene und um die Darlegung von Gründen, die möglicherweise eine Zutrittsverwehrung rechtfertigen könnten. Er lehnte dies strikt ab und sagte: ‚Da kann ich nichts machen! Wenn der Türsteher das so sieht und sagt, ist es so!‛“
Türsteher vor Münsteraner Beach Club: „Es passt mit Euch einfach nicht und fertig!“
Und der Türsteher selbst fügte hinzu, dass er ihnen keine Erklärung schuldig sei: „Es passt mit Euch einfach nicht und fertig! Ihr habt Hausverbot und ich bitte Euch, das Gelände jetzt zu verlassen.“
Um dem Türsteher keine Gelegenheit zu bieten handgreiflich zu werden, verließen der Vater und seine Söhne das Gelände. Auch wenn es Ocansey als langjähriger Polizeibeamter „unendlich peinlich“ war, kontaktierte er die Polizei Münster.
„Eine andere Option gab es in diesem entscheidungserheblichen Moment für mich nicht“, schreibt er weiter.
Victor Ocansey: Über Facebook geht er an die Öffentlichkeit
Zudem hatte Ocansey länger überlegt, ob er mit dem Fall an die Öffentlichkeit gehen oder lieber schweigen sollte. Letztendlich habe er es für falsch gehalten, dieses rassistische Erlebnis für sich zu behalten.
Denn das sei eben ein Stück Lebensrealität, die den einen oder anderen bedauerlicherweise heute noch regelmäßig trifft und andere wiederum überraschen mag.
Der Beitrag auf Facebook wurde mittlerweile tausendfach gelikt, kommentiert und geteilt. Zunächst berichtete die „Westfälische Allgemeine“ über den rassistischen Vorfall vor dem Coconut Beach Club.
Vorfall im Coconut Beach: Geschäftsführung entschuldigt sich für rassistisches Verhalten
Nun wurde auch der Geschäftsführer des Coconut Beach – die Dockland GmbH – auf die Geschichte aufmerksam und hat am Montag (20. Juli) ein Statement auf der Facebook-Seite abgegeben.
Dabei entschuldigt er sich bei Ocansey und seinen Söhnen und zeigt sich schockiert, „dass sowas immer noch passiert“.
„Mein Vater ist Koreaner, meine Frau halbe Äthiopierin und somit stammt die Hälfte meiner Familie aus diesem wunderschönen Land. Nichts liegt mir persönlich ferner als Rassismus und kaum etwas widert mich mehr an als selbiger“, so Thomas Pieper.
Coconut Beach in Münster: Türsteher wurde gefeuert
Seit Jahren würde die Geschäftsführung jedem Sicherheitsunternehmen, das für das Coconut Beach tätig wird, immer und immer wieder erklären, dass Hautfarbe, egal welche, niemals ein Kriterium für den Einlass darstellen darf.
Das Resultat: Die agierende Sicherheitskraft sei nun identifiziert worden und wird nie wieder vor der Tür des Coconut Beach stehen. Zudem wolle man die Mitarbeiter in Zukunft intensiver vor solchen Events einweisen.
Münster: Geschäftsführer bietet Wiedergutmachung an
Der Chef der beauftragten Sicherheitsfirma sei zudem frühzeitig von seinen Familienurlaub in der Türkei zurückgekehrt, um weitere Schritte zu besprechen. Niemand dürfe aufgrund seiner Hautfarbe abgelehnt werden, heißt es in dem Statement.
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Der Geschäftführer bat Victor Ocansey und seinen Söhnen eine kleine Wiedergutmachung an: „Wenn ihr uns nochmal eine Chance geben wollt, sind deine Familie und du jederzeit bei jeder unser hauseigenen Veranstaltungen willkommen. Gerne auch auf Gästeliste inkl. Drinks.“
Ob die Drei dieses Angebot annehmen werden, ist noch ungewiss. (sdm)