800 Euro für eine bestandene Klausur? An der Universität Duisburg-Essen war das offenbar Usus. Eine Mitarbeiterin wurde nun entlassen, nachdem der Korruptionsskandal ans Licht gekommen ist.
Geld für bessere Noten?NRW-Uni versinkt in Korruptionsskandal – erste Konsequenz folgt sogleich
Duisburg/ Essen. Wegen möglicher Korruption bei der Notenvergabe hat sich die Universität Duisburg-Essen (UDE) von einer Mitarbeiterin getrennt. Zahlreichen Absolventen der Uni droht die Aberkennung ihrer Abschlüsse.
Die Ex-Verwaltungsmitarbeiterin an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität soll mindestens vier Jahre lang gegen Geld Noten beim Eintragen in das Computersystem angehoben haben. So sollen auch eigentlich durchgefallene Kandidaten einen „Bestanden“-Vermerk bekommen haben, sagte Hochschulsprecher Thomas Wittek am Dienstag (5. Oktober 2021).
Korruptionsskandal an der Universität Duisburg-Essen: 800 Euro für bessere Zensuren
Laut einem Bericht der WAZ soll es um 160 Fälle und knapp 50 aktuelle oder frühere Studierende gehen, bei denen es teilweise auch Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft gab. Für eine zu Unrecht als bestanden gewertete Klausur soll die Ex-Mitarbeiterin 800 Euro kassiert haben, für eine Höherstufung der Note 50 Euro pro 0,3 Punkte.
Ein Sprecher der Essener Staatsanwaltschaft bestätigte Ermittlungen wegen Korruptionsvorwürfen und möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Notenvergabe an der Universität. Ausgangspunkt sei eine Strafanzeige der Universität selbst gewesen. Nähere Angaben zu dem Fall wollte der Sprecher nicht machen.
Korruptionsskandal: Uni Duisburg-Essen ändert Notenvergabeverfahren
Die Prüfungsordnung lasse bei „gekauften Noten“ wenig Spielraum zur Aberkennung des Abschlusses, sagte Hochschulsprecher Wittek. Doch zunächst sei der Vorgang ein Fall für die Staatsanwaltschaft.
Zu Jahresbeginn sei eine anonyme Anzeige zu falsch eingetragenen Noten bei der Universität eingegangen, sagte der Hochschulsprecher. Nach umfangreichen internen Untersuchungen habe die Universität von Duisburg und Essen dann Anzeige erstattet. Offensichtlich beschränke sich der Fall auf die eine Ex-Mitarbeiterin. Stichprobenartige Überprüfungen mehrerer Zehntausend Prüfungen auch in anderen Fakultäten hätten keine weiteren Abweichungen ergeben, sagte der Hochschulsprecher.
Die Noten würden bisher von den Prüfern auf Papier notiert und später in der Verwaltung ins Computersystem übertragen, sagte Wittek. Das werde aber künftig geändert. Die Prüfer trügen dann die Noten selbst ins System ein. An der UDE fänden pro Semester rund 120 000 Prüfungen statt, sagte der Sprecher. (dpa/nb)