Seit dem frühen Donnerstagmorgen fegt das Sturmtief „Ignatz“ über Deutschland. Auf Nordrhein-Westfalen kommen stürmische Stunden zu.
NRW-SturmtickerFernverkehr rollt wieder, Verspätungen und Störungen auch bei der KVB
Essen. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Sturmböen im ganzen Land ab der Nacht zum Donnerstag (21. Oktober). Eine Meteorologin rät: Wer kann, sollte zu Hause bleiben.
Seit Mitternacht hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) für das ganze Land eine Sturmwarnung herausgeben. Bis ins Flachland müsse in ganz Nordrhein-Westfalen mit Sturm gerechnet werden, sagte Ines von Hollen, Meteorologin beim DWD in Essen, am Mittwoch. „Da kann man für keine Region in NRW Entwarnung geben“, sagte sie.
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- Aufgrund des aktuellen Sturms schließt die Stadt Köln am Donnerstag den Botanischen- und Forstbotanischen Garten, den Lindenthaler Tierpark und sämtliche Friedhöfe. Beisetzungen können aber wie geplant stattfinden. Die Stadt warnt weiterhin vor dem Aufenthalt im Freien, insbesondere in Waldgebieten und Alleen, weil Bäume umstürzen- und Äste abbrechen können. Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes soll laut Stadt Köln gilt noch bis 18 Uhr des Tages.
Wegen des Sturms „wurden Bereiche des Domvorplatzes am Vormittag vorsorglich für Fußgänger gesperrt.
Derzeit ist die Rettungswageneinfahrt am St. Agatha Krankenhaus in Köln-Niehl durch einen umgestürzten Baum blockiert.
- Für Bahnreisende ist das derzeit über NRW tobende Sturmtief besonders bitter: Die Deutsche Bahn hatte den Fernverkehr am Donnerstag wegen Sturmschäden in ganz Nordrhein-Westfalen zunächst eingestellt. Seit den späten Mittagsstunden fahren die Züge nach und nach wieder. Es kommt jedoch weiter zu Ausfällen und Verspätungen in weiten Teilen Deutschlands, teilte die Deutsche Bahn mit.
Gegen 10.30 Uhr hatte die Deutsche Bahn bereits mitgeteilt, dass der Verkehr auf der Regionalbahn RB25 komplett eingestellt wird. Die RB 25 verkehrt normalerweise auf der Strecke Meinerzhagen - Gummersbach - Overath - Rösrath - Köln.
Wegen eines umgestürzten Baumes auf der Strecke stand der RE5 Richtung Wesel lange Zeit in Bornheim fest. Die Bahnstrecke zwischen Hilden und Immigrath war ebenfalls gesperrt worden. Wegen des Sturms seien Gegenstände in die Oberleitung geraten.
- Das Kölner Stadtgebiet wurde ebenfalls vom Sturm umtost. Seit 7 Uhr früh am Donnerstag sorgte das Sturmtief bei der Feuerwehr Köln für rund 110 Einsätze. Schwerpunkte dabei: lose Äste, Dachziegel oder Baustellen-Absperrungen. Nach Meldungen des Deutschen Wetterdienstes erwartet Köln das nächste Sturmtief. „Auch hier werden orkanartige Böen und stellenweise Starkregen erwartet. Die Feuerwehr hat mehrere Führungs- und Einsatzkräfte in Bereitschaft gesetzt“, schildert ein Sprecher in einer aktuellen Mitteilung. Die Feuerwehr ruft die Kölnerinnen und Kölner daher weiterhin zu Vorsicht im gesamten Stadtgebiet auf. Bei der KVB kam es aufgrund des Sturmes zu massiven Behinderungen und Einschränkungen im gesamten Stadtgebiet.
- In Köln-Ehrenfeld war unter anderem ein Baum auf einen Bus der Linie 142 gestürzt, verletzt wurde niemand. Der Sturm hatte zudem in Ehrenfeld Teile einer Corona-Teststation umgeweht. Stationsbetreiber Yener Kisla zu EXPRESS.de: „Das war heute morgen eine üble Überraschung. Der Sturm hat unsere Kabinen umgekippt. Wir sind gerade mit dem Wiederaufbau beschäftigt.“
- Der Sturm hat in Düsseldorf erhebliche Schäden angerichtet. Seit der Nacht zu Donnerstag (21. Oktober) seien die Kräfte zu 47 Gefahrenstellen ausgerückt, meistens wegen loser Äste, umgekippter Bäume oder Absperrungen an Baustellen, teilte die Feuerwehr mit. Zwei Zelte, die unter anderem als Corona-Testzentrum genutzt wurden, mussten gesichert werden. „Bislang gibt es keine Meldungen über Verletzte im Zusammenhang mit dem Sturmtief.“ Einige geparkte Autos seien beschädigt worden.
- In Köln hieß es bei der Polizei: „Bei uns nichts Größeres.“ Vor allem im Oberbergischen seien ein paar Bäume umgekippt. Für den Rhein-Sieg-Kreis meldete die Polizei einen leichten Verkehrsunfall und weitere „zwei, drei Einsätze“ - ebenfalls wegen Bäumen oder Ästen, die herabgestürzt seien. In Bielefeld sagte ein Polizeisprecher: „Der Sturm ist bei uns so noch nicht angekommen. Außer umgekippten Mülltonnen haben wir nichts.“ Aus Aachen hieß es: „keine besondere Einsatzlage.“ Im Lagezentrum des Innenministeriums und der Landesleitstelle der Polizei lagen zunächst keine Schadensmeldungen vor.
- Im Regionalverkehr in NRW ist es am Donnerstagmorgen zu vereinzelten Einschränkungen gekommen. Die Bahn informierte Pendler via Twitter mit den Worten „Baum auf der Strecke“ über eine gesperrte S-Bahn-Strecke zwischen Dortmund-Kley und dem Bochumer Hauptbahnhof. In beiden Richtungen werde ohne Zwischenhalt umgeleitet, es gebe Verspätungen und Teilausfälle. Für die Eurobahn RE13 zwischen Hamm Hauptbahnhof und Venlo wurden im Bereich Düsseldorf bis Venlo Verspätungen wegen der „aktuellen Wetterlage“ gemeldet.
- Ein Güterzug ist in der Nacht zu Donnerstag in Bad Godesberg mit einem Ast kollidiert, der Fernverkehr Köln-Koblenz war am Morgen beeinträchtigt. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn mitteilte, war der Ast sturmbedingt rechtsrheinisch auf das Gleis gestürzt. „Wir müssen rechtsrheinisch umleiten und arbeiten mit Hochdruck daran, die Schäden zu beheben.“ Fernzüge zwischen Köln und Koblenz wurden seit den frühen Morgenstunden umgeleitet und hatten Verspätungen zwischen 20 und 90 Minuten. Die Halte Andernach, Remagen und Bonn Hauptbahnhof entfielen. Meldungen über Störungen des Regionalverkehrs auf der Strecke lagen nicht vor. Bei dem Unfall in Bad Godesberg nahe Bonn habe es keine Verletzten gegeben. Für den Regionalverkehr informierte die Bahn Pendler und Reisende via Twitter über Störungen.
- Kommunen und Einrichtungen trafen bereits am Mittwoch Vorsichtsmaßnahmen: So soll der Wildpark in Düsseldorf am Donnerstag geschlossen bleiben. Die Stadt Dortmund sagte eine geplante Impfaktion auf einem Wochenmarkt für Donnerstag ab.
- Seit 3.30 Uhr kommt es im Märkischen Kreis vermehrt zu Einsätzen aufgrund des aktuellen Sturmgeschehens. In fast allen Fällen waren umgestürzte Bäume Auslöser von Gefahrstellen, die durch Feuerwehr und Polizei zur Stunde abgearbeitet werden. Die Polizei musste bislang knapp 30 Mal ausrücken.
Wo es gewittrig werde und regne sowie in exponierten Lagen, bestehe zudem das Risiko von orkanartigen Böen, die über 100 Stundenkilometer erreichen könnten. Auch für Gipfellagen im Sauer- und Siegerland warnt der DWD vor solchen Windstärken.
NRW am Rande eines Sturmfelds
Nordrhein-Westfalen befinde sich am Rande eines Sturmfelds, das vom Ärmelkanal über die friesischen Inseln bis zur Ostsee ziehe. Beginnend in der Eifel wandere das Sturmtief mit Gewittern in der Nacht zügig über Nordrhein-Westfalen und erreiche in den frühen Morgenstunden Ostwestfalen, erklärte von Hollen.
Nach einer kurzen Abschwächung sei dann ab dem Vormittag wieder mit ähnlich stürmischen Verhältnissen zu rechnen wie in der Nacht, sagte von Hollen. Erst im Laufe des Nachmittags lasse der Sturm langsam von Westen her nach.
„Wer morgen die Möglichkeit hat, im Home-Office zu arbeiten, sollte das nutzen“, riet die Meteorologin am Mittwoch. „Wer raus muss, sollte auf sich aufpassen.“ Bäume, die noch Laub trügen, könnten entwurzelt werden, lose Dachziegel umherfliegen oder nicht ausreichend gesicherte Baugerüste zur Gefahr werden, warnte von Hollen.
Sturm Ignaz hat Auswirkungen auf Deutsche Bahn
Auch die Deutsche Bahn schließt Auswirkungen auf den Zugverkehr nicht aus. Man beobachte die aktuelle Wetterentwicklung und bereite sich vor, sagte ein Sprecher am Mittwoch. So seien Reparaturtrupps und Einsatzfahrzeuge in Bereitschaft versetzt, um Sturmschäden an Oberleitungen und Hindernisse im Gleisbett wie umgestürzte Bäume oder Teile von Dächern, Planen und Unrat zu beseitigen. (dpa/ik/mk/smo/susa)