Gut anderthalb Jahre nach dem spektakulären Zoll-Coup in Emmerich sind in Polen vier Tatverdächtige festgenommen worden. Sie sollen damals am Tatort falsche Spuren gelegt haben.
Millionen-Zoll-Coup in NRWSpektakuläre Festnahmen in Polen – Täter legten falsche Spuren
Bis an die Zähne bewaffnete Spezialkräfte schleichen eine Treppe hoch, kurz darauf wird eine Wohnungstür aufgesägt und ein Verdächtiger in Unterhose überwältigt. Es sind Szenen aus einem spektakulären Einsatzvideos der polnischen Polizei.
Die Polizei hat es am Freitag (20. Mai 2022) nach der Festnahme von insgesamt vier Tatverdächtigen wegen eines Millionencoups im Zollamt Emmerich (NRW) veröffentlicht.
Gut anderthalb Jahre nach Einbruch in Emmerich: Zugriff in Polen
Die vier Verdächtigen – darunter ein Zollbeamter – waren am 10. Mai 2022 in Zgorzelec und Karpacz (Polen) verhaftet worden. Ihnen wird vorgeworfen, 6,5 Millionen Euro aus dem Tresorraum in Emmerich gestohlen zu haben. Laut der polnischen Polizei wurden bei ihnen Drogen, Handschellen, ein Armband mit der Aufschrift „POLICJA“ (deutsch: Polizei), eine polnische Dienstmarke und ein Blaulicht gefunden. Außerdem Schmuck, Geld und eine Armbrust.
„Die festgenommenen Personen wurden der niederschlesischen Abteilung für organisierte Kriminalität und Korruption der Landesstaatsanwaltschaft übergeben“, so die Ermittler. Ein Gericht in Breslau habe alle in Untersuchungshaft geschickt.
Tatverdächtige sollen Tresorraum des Zollamts Emmerich aufgebohrt haben
Den Verdächtigen wird vorgeworfen, am 1. November 2020 eine Wand zum Tresorraum des Zollamts Emmerich aufgebohrt und die Millionensumme entwendet zu haben. Der verhaftete deutsche Zollbeamte, der laut Staatsanwaltschaft auch einen polnischen Pass hat, soll der Tippgeber gewesen sein. Eine polnische Staatsangehörige soll vor allem als Vermittlerin fungiert und zwei mutmaßliche Täter aus Polen sollen die Tat ausgeführt haben.
Ebenfalls am 10. Mai 2022 durchsuchten deutsche Einsatzkräfte die beiden Wohnungen des tatverdächtigen Zollbeamten in Köln und Görlitz sowie dessen Arbeitsstätte in Bonn. Darüber hinaus wurde seitens der polnischen Strafverfolgungsbehörden eine Vielzahl von Objekten in Polen durchsucht.
Zoll-Coup in Emmerich: Täter legten am Tatort falsche DNA-Spuren
Nach der Verhaftung der vier Tatverdächtigen sprach Innenminister Herbert Reul (CDU) von „Trugspuren“, welche die Täter hinterlassen hätten. Um was es sich dabei handelte, war zunächst offen geblieben.
Wie die Deutsche Presseagentur nun erfuhr, sollen die Verdächtigen fremde Haare und Zigarettenkippen mit der DNA von Unbeteiligten am Tatort zurückgelassen haben, um die Ermittler in die Irre zu führen. Der WDR hatte zuvor berichtet.
Bevor die Tatverdächtigen jedoch die falschen Spuren gelegt haben sollen, sollen sie nach derzeitigem Ermittlungsstand ihre eigenen Spuren mit einer Chlorlösung weggewischt haben. (dpa, iri)