300 Mädchen getötet14 Jahre im Knast, nun ist der Killer spurlos verschwunden
Bogotá – Immer wieder brachten es Serienkiller zu einer zweifelhaften Berühmtheit. Ob der Prostituiertenmörder Jack the Ripper in England, „der Schlächter von Hannover“ Fritz Haarmann, der „Vampir von Düsseldorf“ Peter Kürten oder der Frauenmörder von St. Pauli, Fritz Honka, dessen Grusel-Geschichte Regisseur Fatih Akim („Der goldene Handschuh“) gerade erst in die Kinos gebracht hat.
Sie alle kennt man bis heute. Ihre bestialischen Verbrechen jagen vielen noch immer eine Gänsehaut über den Rücken. Doch es gab Triebtäter, die sogar Hunderte Opfer auf dem Gewissen haben, aber längst völlig vergessen sind...
Einer von ihnen ist das „Andenmonster“ Pedro Alonso López. Mehr als 300 Menschen – die meisten ganz junge Mädchen – fielen seiner Mordlust in Ecuador, Peru und Kolumbien zum Opfer.
Gefasst und verurteilt, ist er seit Anfang 1999 wieder in Freiheit. Ob der heute 70-Jährige noch lebt und wo er sich aufhält, weiß niemand.
Pedro Alonso López: vom Vergewaltigungsopfer zum Serienkiller
Geboren wurde Pedro Alonso López am 8. Oktober 1948 als siebtes von 13 Kindern in Santa Isabel in Kolumbien. Mit acht Jahren lief er von zu Hause weg, weil ihn seine Mutter, eine Prostituierte, oft verprügelt habe, wie er später behauptete.
Ohne Dach überm Kopf strandete er schließlich als Straßenkind in Bogotá, lebte von der Hand in den Mund. Hier geriet er auch in die Fänge eines Kinderschänders, der ihn mehrfach vergewaltigte.
Mit 18 Jahren schließlich wurde er nach einem Autodiebstahl verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, wo er von älteren Häftlingen missbraucht wurde. Einige seiner Peiniger brachte er später um – es waren seine ersten Morde.
Konsequenzen hatte das nicht für ihn. Es gelang ihm, den Ermittlern weiszumachen, dass es Notwehr gewesen sei, wie es heißt.
Reise des Grauens: Serienkiller suchte immer neue Opfer
Nach seiner Entlassung aus der Haft wurde López zum Serienkiller, einer der schlimmsten der Kriminalitätsgeschichte. Er reiste durch Kolumbien, Ecuador und Peru – immer auf der Suche nach kleinen Mädchen, die er mit Geschenken anlockte, entführte, vergewaltigte und dann strangulierte. Die Leichen verscharrte er in Gruben, die er zuvor ausgehoben hatte.
Fast zehn Jahre lang, bis Ende der 70er Jahre, trieb López sein mörderisches Unwesen. Nur ein einziges Mal war er in dieser Zeit erwischt worden, allerdings nicht von der Polizei, sondern von Angehörigen eines peruanischen Indianerstamms, als er gerade ein neunjähriges Mädchen entführen wollte.
Ein Missionar rettete ihn
Aufgebrachte Männer schlugen ihn zusammen und wollten ihn lebendig begraben. Der Zufall wollte es, dass ein US-Missionar vorbeikam und die Männer überreden konnte, López der Polizei zu übergeben.
Kurzzeitig inhaftiert, ließ man den Verbrecher allerdings bald wieder laufen. Doch dann wurde er erneut geschnappt, als er gerade auf einem Markt in Ecuador versuchte, ein Mädchen zu kidnappen. Dass sie einen Serienkiller gefangen hatten, war den Polizisten zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Das änderte sich erst in den Verhören.
Freimütig gestand López, 110 Mädchen in Ecuador, etwa 100 Mädchen in Kolumbien und mehr als 100 Mädchen in Peru ermordet zu haben – unfassbare Zahlen, die die Ermittler mit Skepsis zur Kenntnis nahmen.
Massengräber gezeigt
Wollte sich hier einer wichtig machen? Gewissheit gab es erst, als der Kindermörder die Polizisten zu einigen Massengräbern führte, in denen er seine Opfer verscharrt hatte.
Ein Schock, als allen plötzlich bewusst wurde, dass sie mit einem bestialischen Mörder zu tun hatten. Alle in den Gruben geborgenen Opfer waren zwischen 8 und 12 Jahre alt.
Später gab sich López allerdings weniger auskunftsfreudig. Möglicherweise hat er noch mehr Morde verübt als die, die er zunächst gestanden hatte. Denn in den Grenzgebieten von Ecuador, Peru und Kolumbien waren Hunderte junger Mädchen spurlos verschwunden, als sich der Killer dort rumtrieb.
Das Andenmonster, wie López bald genannt wurde, wurde 1980 wegen Mordes in 57 erwiesenen Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt. Dies bedeutete laut Gesetz in Ecuador damals maximal 20 Jahre, davon saß er 14 Jahre ab.
1994 wurde er entlassen und wenig später nach Kolumbien ausgeliefert. Dort kam er in eine psychiatrische Einrichtung, die er nach einigen Jahren aber wieder verlassen durfte.
Pedro Alonso López: Motive bis heute unklar
Anfang 1999 verliert sich seine Spur. Falls er noch leben sollte, stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht fahrlässig war, diesen Mann in die Freiheit zu entlassen – angesichts der Dimension der von ihm verübten Verbrechen.
Warum López zum Serienmörder wurde, darüber gibt es nur Spekulationen. Wollte er sich für sein verpfuschtes Leben und den sexuellen Missbrauch als Kind rächen? Er selbst deutete dies als Motiv an.
Kann dies aber seine grausamen Verbrechen erklären? Die Zahl seiner Opfer und die Art und Weise, wie er sie in ihrem Todeskampf quälte und ihnen dabei in die Augen sah, deuten vielmehr darauf hin, dass er ein sadistischer Triebtäter und Psychopath war (vielleicht auch noch ist), dem das Morden Vergnügen bereitete.
Er habe seine Opfer leiden sehen wollen, gab er einmal offen in einem Interview zu. Dass diese unschuldige Mädchen waren, darüber sprach das Andenmonster nie – eben so wenig kam ihm je ein Wort der Reue über die Lippen.