Im Leben läuft nicht immer alles nach Plan. Davon kann auch Irene Balter aus der Eifel ein Lied singen – dank Alpaka-Baby Cansu wird sie die Hochzeit ihrer Tochter nie vergessen.
Wie süß ist das denn?Baby-Alpaka aus der Eifel crasht Hochzeit
Alpaka-Züchterin Irene Balter (55) wird sicherlich noch viele Geburten auf ihrem Hof in der Hocheifel erleben, aber ein Tier-Junges wird ihr ewig in Erinnerung bleiben: Cansu, der süßeste Hochzeits-Crasher Deutschlands.
Denn seine Geburt lief alles andere als geplant. „Wir dachten, dass das Cria, so nennt man Alpaka-Babys, sicherlich vor der Hochzeit unserer Tochter auf die Welt kommen würde“, sagt Irene. Die Mutter Catalonia wurde immer dicker, doch sie ließ sich Zeit – bis zum Tag der Trauung. Und dann überschlugen sich die Ereignisse.
Alpaka-Geburt: Geburtshilfe statt Hochzeitsfotos
„Ich saß beim Frisör, war gerade geschminkt und hatte die Haare schön, als mein Mann anrief: ‚Die Fruchtblase ist geplatzt!‘ Und das wenige Stunden vor der kirchlichen Trauung in Prüms Basilika. Irene raste zurück. Blaumann statt Hochzeitsrobe, ab in den Stall. Doch nichts passierte – und der Tierarzt war nicht zu erreichen.
Selbst ist die Frau, Irene spielte schließlich nicht das erste Mal Geburtshelferin. Statt auf den Familienhochzeitsfotos zu lächeln, die zu diesem Zeitpunkt geschossen werden sollten, steckte sie mit einem Arm im Bauch der Stute und versuchte mit telefonischer Hilfe einer erfahrenen, befreundeten Züchterin, dem Problem auf die Spur zu kommen.
Eines von Cansus langen Beinchen hatte sich um den Hals gedreht, das Knäuel hatte keine Chance, den Geburtskanal zu passieren. Schließlich gelang es Irene, die Verdrehung zu lösen – und der kleine Kerl erblickte mit einem stolzen Geburtsgewicht von 11 Kilogramm das Licht der Welt.
Ein Blick zur Uhr. „Schaffen wir es zumindest noch pünktlich zur Kirche?“. Ein Blick in den Spiegel: „Gott sei Dank, keine Blutspritzer im Gesicht, das Make-up ist nicht verschmiert.“ Also schnell abduschen und los. „Mein Mann fuhr wie der Henker“, schmunzelt Irene, „schließlich wartete unsere Tochter schon ziemlich nervös, um vom Brautvater zum Altar geführt zu werden.“
Es wurde tatsächlich noch eine Punktlandung, im Stechschritt ging’s in die Basilika. Danach endlich entspannen auf der Feier? Von wegen! Die Balters konnten den Blick nicht vom Handy wenden, das die Kamerabilder aus dem Stall zeigte. Und die ließen Böses erahnen. Der kleine Cansu wollte nicht trinken – die ersten sechs Stunden sind jedoch entscheidend.
Also hieß es wieder: Zurück zur Farm, die Mutter melken, versuchen, das Crio anzulegen und ihm zumindest etwas der wichtigen Muttermilch ins Maul zu tröpfeln. Bingo – Cansu trank endlich. Schnell zurück zur Hochzeit. Da erlebten die erschöpften Brauteltern zumindest noch den Abschluss-Song der Live-Band mit.
„Das hatten wir uns anders vorgestellt“, sagt Irene, „aber irgendwie hatte ich schon so etwas im Gefühl, denn auch am Tage der standesamtlichen Hochzeit in Köln gab es eine Geburt – da hatten wir das Muttertier allerdings vorsorglich zu einer anderen Züchterin gebracht, doch die hatte jetzt keine Kapazitäten frei.“
Ende gut, alles gut. Cansu ist mittlerweile ein selbstbewusster Frechdachs, jagt seine Kumpanen über die Wiese und zwickt sie gerne mal in den Hintern. Seine stolzen Zieheltern sind davon überzeugt: „Er wird sicherlich mal einen tollen Zuchthengst abgeben.“ Vorerst zumindest ist der Kleine der Star bei den Farmführungen in Oberüttfeld (Infos unter: www.hocheifel-alpakas.de).
Alpakas: So läuft die liebevolle Zucht der beliebten Tiere aus den Anden
Alpakas boomen, rund 30.000 Tiere dürften mittlerweile in Deutschland auf der Wiese stehen. Wanderungen, ob am Nordseestrand oder in den Bergen, sind in ganz Deutschland der Renner. Aber bis man damit wirklich Geld verdienen kann, das dauert.
Für hochwertige Zuchttiere werden Beträge im fünfstelligen Bereich abgerufen. „Zudem musste die Weide eingezäunt und zusätzlich mit einem Wolfszaun versehen werden, da wieder ein Wolf in der Hocheifel gesichtet wurde“, erklärt Irene Balter. Dazu kommen hohe Tierarztkosten – und dass die Dürre des Sommers 2022 den Heupreis in die Höhe getrieben habe, ist leider auch Fakt.
Kein Wunder, dass die Balters ihre Alpakas „komplett verwerten“. Die Wolle wird zu Steppdecken verarbeitet, das „Vlies der Götter“ wird zu Seife verarbeitet, selbst die Alpaka-Häufchen landen im Regal des Hofladens – verarbeitet zu hochwertigem Dünger. „Aber wer sich nur eine Herde zulegt, um großen Gewinn zu machen, wird bestimmt nicht glücklich“, weiß die Züchterin. „Da muss man schon mit Herzblut bei der Sache sein – und einen langen Atem haben.“