Extra-AnreizBratwurst sorgt für Ansturm auf Impfstelle

Auf einem Grill liegen sechs braun gebrutzelte Thüringer Bratwürste nebeneinander.

Diese Thüringer Bratwürste brutzeln am 22. November 2011 bei einer Veranstaltung zum Baustart des neuen Bratwurstmuseums in Mühlhausen.

Bei der Impfquote hängt Thüringern im Ländervergleich hinterher. Mit einer Gratis-Aktion ist der Impfstelle in Sonneberg jetzt ein großer Erfolg gelungen. 250 Menschen ließen sich gegen Corona impfen.

von Piet van Riesenbeck  (pvr)

Sonneberg. Mit Bratwurst gegen Impfmüdigkeit: Dieses Geheimrezept hat der Impfstelle im südthüringischen Sonneberg einen regelrechten Ansturm beschert. Jeder, der sich zur Corona-Impfung meldete, bekam eine kostenlose Thüringer Bratwurst gratis dazu.

Die ungewöhnliche Aktion wirkte: Bis zum Nachmittag kamen nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) 250 Menschen, um sich neben der Spritze in den Oberarm auch noch die kulinarische Spezialität abzuholen.

Bratwurst-Impfen löst Ansturm in Thüringen aus

Normalerweise würden in der Impfstelle pro Tag durchschnittlich bis zu 140 Impfungen verabreicht, sagte der Leiter des KV-Pandemiestabs, Jörg Mertz, auf Anfrage.

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Die Thüringer Bratwurst genießt neben Klößen einen geradezu legendären Ruf - auch über die Landesgrenzen hinaus. Für Einheimische ist sie so etwas wie ein Nationalgericht. Dem brutzelnden Zweiender wurde hier sogar das „1. Deutschen Bratwurstmuseum” gewidmet.

Thüringen: Mit Bratwurst gegen Impfmüdigkeit

Das erstmals angebotene „Bratwurst-Impfen“ ist eine von mehreren Ideen, mit denen Thüringen der zunehmenden Impfmüdigkeit begegnen will. Dazu gehören nach Angaben des Gesundheitsministeriums auch Impfangebote bei Fußballspielen des Viertligisten FC Carl Zeiss Jena oder solche des Nachts.

Im Netz sorgte der Erfolg der Bratwurst-Kampagne für einige Lacher. Viele Nutzer wunderten sich, wie leicht sich vermeintliche Impfskeptiker aus der Reserve locken lassen. Andere merkten an, dass man ja auch bei Bratwurst kaum wisse, was drin ist. Ein Argument vieler Gegner im Bezug auf die Corona-Impfstoffe.

Sonneberg: Bratwurst-Impfen ist Riesen-Erfolg

Thüringen belegt bei der Impfquote den vorletzten Rang aller Bundesländer. Nur in Sachsen (52 Prozent) haben nach aktuellem Stand (30. Juni 2021) weniger als 55,5 Prozent der Menschen ihre erste Corona-Impfung erhalten.

Die Impfkampagne ist jedoch bundesweit ins Stocken geraten. Die Diskussion über eventuelle Vorteile für Geimpfte Personen oder gar eine Impfpflicht ist aktuell eines der bestimmenden Themen im Bundestagswahlkampf.

Einige Bundesländer hatten am Donnerstag (29. Juli 2021) bekanntgegeben, jetzt sogar ungenutzte Impfdosen an den Bund zurückgeben zu wollen.

Nicht so Thüringen: Das Gesundheitsministerium im Erfurt erklärte noch am Freitagvormittag, seine Impfstoffe vorerst zu behalten. Klar: Man wusste schließlich um das Bratwurst-Ass im Thüringer Ärmel.(pvr, mit dpa)