Hält uns Corona doch noch länger auf Trab? In New York, Großbritannien und China kursieren derzeit besorgniserregende Corona Varianten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach reagiert.
„Kraken“ explodiertDoch keine Corona-Normalität? – „Nicht die richtige Zeit für Lockerungen“
„Wir haben die Corona-Krise überwunden und Normalität wiedererlangt“, verkündete Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (49). Auch sein Kollege Markus Söder (56) hält das Virus in „Bayern für überwunden“.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (45) nutzt Aussagen des Virologen Christian Drosten (50, „Nach meiner Einschätzung ist die Pandemie vorbei“) dazu, die Abschaffung aller Infektionsschutzmaßnahmen zu fordern.
Corona allgemeines Lebensrisiko?
„Corona ist endemisch geworden und gehört damit zum allgemeinen Lebensrisiko dazu“, lässt der FDP-Politiker via Twitter verlauten. Die Vorsitzende der Ärztevereinigung Marburger Bund aber mahnt: „Es braucht weiter eine Maskenpflicht in ÖPNV und in Fernzügen sowie die Isolationspflicht nach einem positiven Corona-Test“, sagte Susanne Johna im Gespräch der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Ein sofortiges Ende der Eindämmung wäre das völlig falsche Signal an die Bevölkerung, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei.“
Denn endemisch heißt erst einmal nur, dass das Virus nicht mehr weggehen wird. Und die Zahlen sind weiter besorgniserregend. Während immer weniger getestet wird, sind immer mehr Menschen krank, neben dem Corona-Virus legen Influenza und RS-Viren immer mehr Bürgerinnen und Bürger dauerhaft flach. Ähnlich wie in England können sich auch hierzulande die von Covid-19 geschwächten Immunsysteme Bakterien wie Streptokokken nicht mehr erwehren.
Aber allein Corona fordert weiter unerbittlich Opfer, derzeit ist die „Cerberus“ („Höllenhund“) genannte Variante BQ.1.1, Abkömmling der Omikron-Subvariante BA.5, eine der dominanten Varianten in Deutschland und hält die Infektionszahlen und damit auch die Opfer mit rund 700 Todesfällen pro Woche stabil auf hohem Niveau.
Kraken: Variantenzahlen explodieren in New York
Trotzdem sollen die Maßnahmen fallen. Dabei braut sich schon wieder neues Ungemach zusammen und könnte die weiterhin völlig überlasteten Kliniken weiter zum Kollabieren bringen: Mancher Forscher und manche Forscherin blickt nervös Richtung China, wo die vielen Infektionen neue Mutationen hervorrufen könnten und Einreisebeschränkungen planen.
Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) am Donnerstag (5. Januar 2023) erklärte, müssen Reisende aus China künftig bei Reiseantritt nach Deutschland einen Corona-Test vorlegen. Sie benötigten „mindestens einen Antigenschnelltest“.
Hier sehen Sie eine Rede der Epidemiologin Maria Van Kerkhove auf der Plattform Twitter:
Aber auch in New York, wo viele Deutsche über die Feiertage Urlaub gemacht haben, explodieren die Zahlen. Hauptgrund: Die neue Variante XBB 1.5 – genannt „Kraken“.
Laut dem „Center for Disease Control and Prevention“ (CDC), eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums, ist XBB 1.5 inzwischen für über 40 Prozent der Neuinfektionen in den USA verantwortlich. Wissenschaftler Eric Feigl-Ding warnt vor der Gefahr der Variante, die in England und den USA unaufhaltsam den Vormarsch antritt. „Kraken“ könne deutlich besser in die menschlichen Zellen eindringen.
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Erstmals sei eine Rekombination aus zwei Mutanten zur besorgniserregenden Variante geworden – noch ist unklar, wie tödlich sie ist. Auffällig ist aber: Gerade in New York und Großbritannien steigen die Krankenhauszahlen rasant, seit die Variante über 20 Prozent der Neuinfektionen ausmacht.
Long Covid-Zahlen sorgen weiter für Besorgnis
Und hohe Krankenzahlen bedeuten auch eine höhere Gefahr weiter steigender Long-Covid-Fälle – und dass die Immunsysteme gerade von Kindern dauerhaft geschädigt werden. Virologe Drosten sagt dazu im „Tagesspiegel“: „Man kann sich nun zugespitzt fragen, ob ein ungeimpftes Kind nach Infektion vielleicht mit 30 das Immunsystem eines 80-Jährigen haben wird.“
Stimmen der Vorsicht aus der Politik sind rar. Immerhin: Der ehemalige Chefarzt Armin Grau (Bündnis’90/Die Grünen) warnte als Mitglied des Gesundheits-Ausschusses am Silvestertag (31. Dezember 2022): „Die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante XBB1.5 in den USA zeigt, wie unsicher die Corona-Entwicklung noch immer ist. Daher ist aktuell nicht die richtige Zeit für Lockerungen.“ Eine neue Normalität kann es wohl erst geben, wenn das Corona-Sterben ein Ende gefunden hat.