Im Freiburger Münster kam es während der Christmette an Heiligabend zu einem Eklat: Applaus brandete auf, es kam zu Solidaritätsbekundungen für den gekündigten Domkapellmeister. Ein Affront gegen den Erzbischof.
Eklat bei Christmette an HeiligabendMinutenlanger Beifall und Rufe – auch Flyer werden plötzlich verteilt

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Bei der Christmette im Freiburger Münster kam es zum Affront gegen Erzbischof Stephan Burger (4. von rechts, hier beim Ostergottesdienst 2021).
Wie jedes Jahr war auch diesmal das Freiburger Münster an Heiligabend vollbesetzt. Um 22 Uhr begann die Christmette dort, mit dem Einzug von Erzbischof Stephan Burger.
Doch es kam wenig später zum Eklat, Burger musste den Gottesdienst stoppen und auch die Übertragung im katholische Fernsehen wurde gestoppt.
Rauswurf ohne Gründe: Scharfe Kritik an Erzdiözese Freiburg
Hintergrund des Affronts gegen den Erzbischof: Die Kritik daran, wie Freiburg mit seinem Domkapellmeister Boris Böhmann umgegangen ist. Die Erzdiözese Freiburg servierte ihn ab – ohne Gründe zu nennen.

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Domkapellmeister Boris Böhmann (vorn) mit dem Freiburger Domchor (hier 2011).
Als Böhmanns Chorknaben an Heiligabend ein Lied beendet hatten, brandete demonstrativ über fünf Minuten lang Beifall auf. Rufe gegen den Bischof sind zu hören. Der musste die Liturgie gar unterbrechen.
Seit 2003 war Boris Böhmann Domkapellmeister und Leiter der Domsingschule am Freiburger Münster – und wie beliebt er in der Gemeinde ist, war auch an Heiligabend zu spüren.
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Warum der Kirchenmusiker entlassen werden soll, ist unklar. „Ultima ratio“ sei die Kündigung gewesen, „um nicht noch größeren Schaden entstehen zu lassen“, zitiert die „FAZ“ Weihbischof Peter Birkhofer. Chormitglieder und Eltern seien empört gewesen.
Nur dass es sich nicht um sexuellen Missbrauch handele, wurde vermeldet, um Spekulationen zu entkräften. Andererseits wurde Böhmann weder freigestellt noch fristlos entlassen, was dem Bericht nach darauf hindeute, dass es nichts Schwerwiegendes sein kann.
Freiburg: Sprechchöre und Flyer während der Christmette
Im Münster brandeten laut „Badische Zeitung“ während der Christmette Sprechchöre für den gechassten Boris Böhmann, auch Flyer sollen verteilt worden sein, auf denen die „unverzügliche Rücknahme“ der Kündigung gefordert wurde.
Viele Menschen der Chorstadt Freiburg wollen es ganz offensichtlich nicht hinnehmen, dass die Erzdiözese ihren Domkapellmeister auf solche Weise loswerden will. Entsprechende Schreiben gingen laut „FAZ“ an den Papst, den Nuntius des Heiligen Stuhls in Deutschland und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
Beim Kirchensender K-TV, der den Gottesdienst übertragen hat, wurde der Livestream mit folgendem Hinweis beendet: „Wir bitten um Verständnis, dass wegen einer mutwilligen Störung des Gottesdienstes die Übertragung nicht fortgesetzt werden kann.“
Anders als zunächst von EXPRESS.de berichtet, handelte es sich nicht um einen Stream des Senders, sondern dieser übernahm nur das Signal des Freiburger Münsters. Ein K-TV-Sprecher: „Seit vielen Jahren überträgt K-TV Gottesdienste aus dem Freiburger Münster, bei dem das Erzbistum die komplette Produktion, inklusive Regie und Einblendungen übernimmt. K-TV ist für die vielen Gottesdienste sehr dankbar, die von dort bislang übertragen werden konnten. Da nicht absehbar war, wie sich der Protest im Gottesdienst weiter entwickeln würde, hatte sich die Erzdiözese dazu entschieden, den Livestream der Feier vor dem offiziellen Ende abzubrechen. Davon war leider auch die Übertragung bei K-TV betroffen, da das Signal und die Einblendungen aus Freiburg übernommen werden.“