Ein Messerangreifer tötet in einer französischen Schule einen Lehrer und verletzt zwei weitere Menschen schwer. Bei dem 20-Jährigen soll es sich um einen radikalisierten Islamisten handeln. Die Tat erinnert an die Terrorattacke auf einen Geschichtslehrer vor drei Jahren.
Messerangriff in SchuleBrutale Attacke – Frankreich ruft höchste Terror-Warnstufe aus
Ein als radikalisierter Islamist im Visier der Behörden stehender junger Mann hat in einem Gymnasium im nordfranzösischen Arras einen Lehrer erstochen und zwei weitere Menschen verletzt.
Der Täter sei von der Polizei festgenommen worden, teilte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag (13. Oktober 2023) mit. Die Antiterrorstaatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen wegen Mordes und versuchten Mordes mit terroristischem Hintergrund.
Frankreich ruft höchste Warnstufe aus
In der aktuellen Lage habe sie beschlossen, die höchste Warnstufe „Notfall Attentat“ zu verhängen, teilte Premierministerin Élisabeth Borne am Freitagabend mit.
Die Stufe „Notfall Attentat“ kann unmittelbar nach einem Anschlag oder wenn eine identifizierte und nicht lokalisierte terroristische Gruppe aktiv wird, eingerichtet werden. Die höchste Warnstufe wird für einen begrenzten Zeitraum eingerichtet – und zwar für die Zeit des Krisenmanagements. Sie ermöglicht insbesondere die außergewöhnliche Mobilisierung von Mitteln, aber auch die Verbreitung von Informationen, die die Bürger in einer Krisensituation schützen können, teilte die französische Regierung mit.
Die Schule sei „von der Barbarei des islamistischen Terrorismus“ heimgesucht worden, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor Ort in Arras. Der Lehrer, der getötet wurde, habe sich dem Angreifer in den Weg gestellt, sein verletzter Kollege und ein weiterer verletzter Schulmitarbeiter ebenso. „Sie haben zweifellos viele Leben gerettet, ich möchte ihnen meine Anerkennung aussprechen.“ Neben Macron eilten auch Innenminister Darmanin und Bildungsminister Gabriel Attal nach Arras.
Wie der Sender BFMTV berichtete, habe der 20 Jahre alte Täter eine Lehrkraft getötet und eine weitere verletzt. Zuvor habe er „Gott ist groß“ gerufen. Außerdem habe der Angreifer, bei dem es sich um einen ehemaligen Schüler des Gambetta-Gymnasiums handelt, einen Angestellten der Schule verletzt. Schüler kamen demnach nicht zu Schaden. Wie die Zeitung „Le Figaro“ berichtete, handelt es sich bei dem Getöteten um einen Französischlehrer.
Der Angreifer und sein ebenfalls festgenommener Bruder sollen aus Tschetschenien stammen, berichtete der „Figaro“ unter Verweis auf das Innenministerium. Der in Russland geborene Täter sei demnach in einer Datei für radikalisierte Personen geführt worden.
Frankreich: Angreifer war polizeibekannt
Seit einigen Wochen hätte er den Sicherheitsbehörden besondere Sorge bereitet. Zuletzt am Donnerstag, einen Tag vor der Attacke, sei er von der Polizei kontrolliert worden, ohne dass ihm etwas angelastet werden konnte. Außerdem sei er abgehört worden.
Wie die Zeitung „Le Parisien“ unter Verweis auf die Sicherheitsbehörden berichtete, sei der ältere Bruder des Angreifers 2019 bereits wegen der Vorbereitung eines Anschlags festgenommen und als Mitglied einer terroristischen Organisation zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Die insgesamt siebenköpfige Familie, die 2008 nach Frankreich kam, hätte eigentlich bereits 2014 abgeschoben werden sollen, weil ihr kein Asyl zustand. Verbände vor Ort verhinderten das in letzter Minute, wie die Zeitung berichtete.
Die Attacke erschüttert Frankreich umso mehr, als dass sie fast auf den Tag genau drei Jahre auf den tödlichen Angriff auf den Geschichtslehrer Samuel Paty folgt, worauf auch Macron verwies. Der 47-Jährige war am 16. Oktober 2020 in einem Pariser Vorort von einem Angreifer getötet und dann enthauptet worden. Das Verbrechen wurde als islamistisch motivierter Terrorakt eingestuft und löste international Entsetzen aus. Sicherheitskräfte erschossen den Täter, einen 18-Jährigen mit russisch-tschetschenischen Wurzeln. Vor der Tat war im Internet gegen den Lehrer gehetzt worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. (dpa)