Eine Silvester-Party in Mailand wurde für eine Gruppe junger Leute aus Belgien zu einem Albtraum. Eines der Opfer berichtet von sexuellen Übergriffen auf der beliebten Piazza del Duomo. Die Behörden haben die Ermittlungen aufgenommen.
„Sie steckten ihre Hand in meine Hose“Silvester-Party in Urlaubs-Metropole wird für Laura (20) zum Albtraum
Sie reisten nach Mailand, um den Übergang ins Jahr 2025 mit einem großen Knall zu feiern – auf der Piazza del Duomo, dem Hauptplatz der norditalienischen Großstadt. Doch es wurde eine Nacht des Horrors, wie eine junge Touristin berichtet.
Es sind schreckliche Erlebnisse, über die mittlerweile nicht nur italienische Medien berichten. Erlebnisse, die an die schreckliche Silvesternacht 2015 in Köln erinnern. Italienische Behörden haben nun Ermittlungen wegen sexueller Nötigung aufgenommen.
„Es gab Schreie. Die Menschen kämpften“
Auch vier junge Frauen und zwei junge Männer reisten aus dem belgischen Lüttich nach Mailand, um Silvester zu feiern. Gegenüber „Le Journal du Dimanche“ blicken sie auf die traumatischen Stunden zurück, die sie dort erleben mussten.
Laura (20), Studentin der Immobilienwirtschaft, kam mit ihren Freundinnen und Freunden am 30. Dezember nach Mailand, um dort zu feiern – erst vor Ort sei ihnen dann klar geworden, dass es kein offizielles Feuerwerk von der Stadt geben würde.
Trotzdem blieben sie noch bis Mitternacht, um das neue Jahr zu begehen. Zusammen mit einer großen Menschenmenge, die sich rund um die Reiterstatue von Viktor Emanuel II. postierte, wollten sie ins neue Jahr feiern. Doch kurz nach Mitternacht eskaliert die Lage, wie Laura erklärt.
Lauras Aussage zufolge wurden sie und ihre Freunde „vor den Augen tausender Menschen“ Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen. „Junge Leute zündeten Feuerwerkskörper in der Menge. Es gab Schreie. Die Menschen kämpften.“
Es habe viele Migranten oder junge Menschen ausländischer Herkunft auf dem Platz gegeben, viele hätten eine Flagge ihres Landes geschwenkt: Palästina, Türkei, Irak, Pakistan.
Die jungen Frauen seien dann 20 Minuten nach Mitternacht umzingelt und begrapscht worden, erzählt die Studentin weiter. „Wir wurden von vielen Männern umzingelt, ich glaube, es waren 30 oder 40“, wird Laura zitiert. „Wir wurden überall angefasst, auch unter der Kleidung.“
„Jemand steckte seine Hand in meine Hose“
Drei der vier Mädchen seien sexuell missbraucht worden, erzählt Laura gegenüber „7sur7“. Die Brust einer Freundin sei befummelt worden, es habe Berührungen am Gesäß gegeben. „Jemand steckte seine Hand in meine Hose.“ Die jungen Begleiter hätten noch versucht, ihre Freundinnen zu verteidigen, „aber sie konnten nichts tun. Es waren so viele Menschen um uns herum, dass wir uns nicht bewegen konnten.“
Die Angreifer seien zwischen 20 und 40 Jahre alt gewesen, riefen „vaffanculo Italia“ (in etwa: „Scheiß auf Italien“) und „polizia di merda“ („Scheiß Polizei“).
Als Laura und ihre Freundinnen und Freunde daraufhin zur Polizei gingen, um die Angriffe anzuzeigen, hätten die Beamtinnen und Beamten nur gesagt, dass sie leider nichts tun könnten. „Sie sagten uns klar, dass es keinen Zweck haben würde und sagten ,ciao‘.“ Laura erklärt, dass sie nun psychologische Unterstützung im Universitätskrankenhaus Lüttich erhalte. „Wir stehen alle noch unter Schock.“
Die Behörden in Italien haben inzwischen Ermittlungen wegen sexueller Nötigung aufgenommen, berichten italienische Medien übereinstimmend. Aktuell würden Zeuginnen und Zeugen gesucht, um die Ereignisse der Silvesternacht zu rekonstruieren, auch die Bilder von Überwachungskameras werden ausgewertet. Inzwischen konnten die Behörden mehrere Männer identifizieren, in dem Verfahren ging es allerdings um die Beleidigungen, die sie riefen.
Zu den Verdächtigen gehören rund ein Dutzend Männer nordafrikanischer und italienischer Herkunft, die aus verschiedenen Regionen der Lombardei und darüber hinaus nach Mailand gereist waren. Bereits im Jahr 2022 war es in Mailand zu sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Neujahrsnacht gekommen. 15 Verdächtige im Alter zwischen 15 und 25 Jahren wurden damals identifiziert.