In New York, London oder Shanghai, würde man denken. Doch die größte Kinoleinwand der Welt steht in einer Stadt in der Nähe von Stuttgart, in der gerade mal 50.000 Menschen leben.
„Bissle größer“Die größte Kinoleinwand der Welt steht mitten in einem Kaff in Deutschland
Noch bevor der Film anfängt, bekommt man im „IMAX“-Kino „Traumpalast“ in Leonberg so richtig was geboten: Schon der Weg in den Saal soll den Kinobesucherinnen und -besuchern wohl imponieren.
Er führt durch einen langen, dunklen Gang, der nur mit blauen Neonlichtern beleuchtet ist. Und endet nicht etwa in der obersten Reihe, sondern ganz unten rechts, direkt vor der Leinwand. Ein geschickter Kniff, um den Kino-Fans die Größenverhältnisse eindrücklich vor Augen zu führen.
„IMAX“-Kino nahe Stuttgart: So groß ist die größte Kinoleinwand der Welt
22 × 38 Meter ist die Kinoleinwand groß. Wie winzig die eigenen Filmgeräte im Vergleich wirken, führt der Vorspann vor Augen: Als kleiner Punkt und kaum sichtbar wird erst ein Handybildschirm, dann ein Laptop, ein Fernseher und schließlich ein Heimkino gezeigt.
Unmittelbar danach taucht ein weiteres überraschendes Bild auf: Ein Blauwal in Originalgröße, der ganz bequem auf die Leinwand passt.
Laut eigenen Angaben auf Facebook ist die Leinwand sogar größer als ein Handballfeld. Schwäbisch-humorvoll wirbt das Kino darunter mit dem Slogan: „bissle größer“.
Die größte Kinoleinwand der Welt: Vom Schotterplatz zum Weltrekord
Vom Schotterparkplatz zum Weltrekord: Inhaber Marius Lochmann, dem auch das „Traumpalast“-Kino nebenan gehört, sei zusammen mit seiner Familie auf die „Schnapsidee“ gekommen, dort die größte Kinoleinwand der Welt zu errichten, so der SWR am 18. Oktober 2021.
Eine Mammutaufgabe, aber die Familie hat es mit viel Willensstärke – und viel Geld – tatsächlich ins „Guinness-Buch der Rekorde“ geschafft. Insgesamt soll die Riesen-Leinwand nämlich unfassbare 19 Millionen Euro gekostet haben.
Kein Wunder, dass der urschwäbische Familienunternehmer „sehr, sehr stolz darauf“ darauf ist, dass die Riesen-Leinwand bei ihm steht. Obwohl er insgesamt acht „Traumpalast“-Kinos besitzt, wird dieses hier wohl so schnell keines überbieten können.
„IMAX“-Kino nahe Stuttgart: Auch Sound und Bildqualität sollen herausragend sein
Doch nicht nur die schiere Größe der Leinwand, sondern auch die Sound- und Bildqualität des Kinos sind Inhaber Marius Lochmann sehr wichtig. Eine eindrucksvolle Licht- und Sounddemonstration vor Beginn des Films soll Besucherinnen und Besucher schon vor Filmbeginn begeistern.
Die kuriose Vorschau beschränkt sich allerdings de facto auf ein farbliches Aufblitzen der verschiedenen Raumbeleuchtungen im Takt einer wellenartigen und sonderbar abstrakten Musik. Und verliert offen gesagt spätestens beim dritten Besuch ihren Reiz.
Der eigentliche Hingucker bleibt also die Leinwand selbst, die laut der „IMAX Traumpalast“-Website trotz des Großformats mit besonders hochauflösenden Bildern punkten soll – bei der Riesen-Fläche eine beträchtliche Herausforderung.
So funktioniert das „IMAX“-Kinosystem
Für das Filmerlebnis der Extraklasse bedient man sich der sogenannten „Images Maximum“-Technologie (kurz „IMAX“) des gleichnamigen Konzerns. Ziel des kanadischen Unternehmens: ein ganz neues Kinosystem zu schaffen.
Dabei wird der 70mm-Film, das breiteste genormte Filmformat, mit dem größten üblichen Horizontal-Format kombiniert. Daraus resultiert eine besonders große Kinoleinwand, die quasi das gesamte Blickfeld des Publikums ausfüllt.
Entsprechend können dort nur Filme gezeigt werden, die explizit für „IMAX“-Formate produziert wurden – sonst wäre auf der Riesen-Leinwand ja jeder Pixel sichtbar.
Dabei komme laut der „IMAX-Traumpalast-Website“ eine spezielle „IMAX-Laser-Technologie“ zum Einsatz, die besonders hochauflösende Bilder erzeuge. Der Hightech-Spaß kommt aber zu einem hohen Preis.
„IMAX“-Kino nahe Stuttgart: So hoch sind die Ticket-Preise
Ein reguläres Ticket im „IMAX“-Saal des „Traumpalasts“ Leonberg kostet stolze 13,50 Euro – mit Zuschlag für einen Film in Überlänge oder Lounge-Plätze, versteht sich. Auch die wie üblich sündhaft teuren Getränke und Snacks kommen natürlich noch obendrauf.
Zum Vergleich: Ein Ticket in einem anderen Saal des „Traumpalasts“ kostet neun Euro. Letztlich müssen die Besucherinnen und Besucher natürlich selbst entscheiden, ob sie bereit sind, für die große Leinwand die Hälfte mehr zu zahlen.
Allerdings dürften echte Kino-Fans gerne etwas tiefer in die Tasche greifen. Schonmal einen Film auf der größten Kinoleinwand der Welt gesehen zu haben, können schließlich nicht alle von sich behaupten. (str)