Wir bieten unseren registrierten Leserinnen und Lesern den Bereich MEINE ARTIKEL an.
Hier kannst du interessante Artikel speichern, um sie später wiederzufinden und zu lesen.
Du hast bereits ein Konto?
Du hast noch kein Konto?
Abfindungsangebote bei FordKölner Mitarbeiter packt aus: „Viele haben geweint“
Köln – Nach den angekündigten Massenentlassungen bei den Ford-Werken (hier mehr lesen) sind jetzt die Abfindungsregelungen bekannt. Einen Sockelbetrag von 30.000 Euro plus individuellen Aufschlag je nach Alter und Betriebszugehörigkeit bekommt jeder, der das Unternehmen freiwillig verlässt (hier die Hintergründe). Aber wie kommt das Angebot bei den Mitarbeitern an? Wie ist die Stimmung in den Hallen? Im EXPRESS packt ein Fordler aus.
Kollegen bei Ford haben geweint
Der Facharbeiter: „Unsicherheit und Ungewissheit sind riesig. Viele Kollegen sind fix und fertig mit den Nerven, viele haben geweint. Weil sie sich extrem unter Druck gesetzt fühlen, einen Vertrag zu unterschreiben, von dem sie und ihre Familie nicht leben können.“
Das aktuelle Szenario: „Ein Supervisor geht durch die Hallen und spricht gezielt Kollegen an, sich das Angebot doch mal zu überlegen. Es ist, also ob ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt wird. Motto: Dein Job ist weg. Schnapp dir lieber jetzt das Geld – oder du wirst spätestens 2021, wenn die Investitionssicherungsvereinbarung ausläuft, betriebsbedingt ohne Abfindung gefeuert.“
Zum Schock über das drohende Aus kommt auch noch Frust. Denn entgegen üblicher Abfindungsregelungen, wonach die Summe je nach Dienstjahren und Alter steigt (bei Bayer sollen bis zu 72 Gehälter gezahlt werden), ist es bei Ford andersherum: Je älter die Kollegen sind, umso weniger Geld kriegen sie!
Wer beispielsweise über 60 Jahre alt ist, bekommt als individuelle Zusatzzahlung nur 1,5 Gehälter – und davon auch nur 70 Prozent. Wer unter 50 ist, bekommt nur maximal 18 Gehälter ausbezahlt. Selbst wenn man wie so viele Kollegen, die seit oder nach der Lehre im Unternehmen sind, schon über 30 Dienstjahre hinter sich hat.
Für Ford-Kollegen ein Schlag ins Gesicht
„Das ist einfach zynisch und entwürdigend. Uns wird gesagt: Wer alt ist, hat ja weniger Jahre bis zur Rente. Der braucht also weniger Geld. Und wer unter 50 ist, findet sich schon etwas Neues.“ Für viele sei dies ein Schlag ins Gesicht, Galgenhumor kursiere durch die Hallen. Etwa: „Wer so ein Angebot unterschreibt, der müsste eigentlich direkt gefeuert werden – aus Doofheit...“
Bundeswehr neuer Arbeitgeber für Ford-Kollegen?
Die Wut auf die Chefetagen wachse ebenso. Neben Kritik an der Modellpalette, dass etwa viel zu lange auf Vans gesetzt wurde und der Einstieg in die Elektromobilität zu spät erfolgte, gebe es einen aufgeblähten Management-Apparat mit vielen Fehlentscheidungen, für die nun die Arbeiter bluten müssten: „Wenn ein Pilot schlecht fliegt und die Passagiere kotzen, dann sind doch nicht die Passagiere an dem Desaster schuld, sondern der Pilot. Der muss zur Verantwortung gezogen werden.“ Angeblich, so wird erzählt, sei die Bundeswehr bereits an gut ausgebildeten Fachkräften interessiert. Dort gibt es sicher viel zu tun.
Das kriegen die Ford-Kollegen an Abfindungen
Drei Beispielrechnungen:
Fordler/in, 29 Jahre alt, Single,10 Jahre im Unternehmen. Gehalt: 3000 Euro brutto