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Spektakulärer KunstraubOh Schreck, „Der Schrei“ ist weg

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Das wohl berühmteste Werk des Malers Edvard Munch ist „Der Schrei“ – hier die Version von 1910, die 2004 in Oslo gestohlen wurde. 

von Maternus Hilger  (hil)

Oslo – Es war einer der spektakulärsten Kunstraube aller Zeiten. Vor 15 Jahren, am 22. August 2004, stahlen Gangster in Oslo zwei Bilder des weltberühmten norwegischen Wegbereiters des Expressionismus Edvard Munch (1863-1944) – die Meisterwerke „Der Schrei“ und „Madonna“.

Am helllichten Tag waren die maskierten und bewaffneten Gangster kurz nach 11 Uhr ins Osloer Munch-Museum gestürmt und hatten Besucher und Wärter bedroht.

Gangster flohen in einem Audi A6

Es geht alles sehr schnell. Die Männer reißen gezielt die nicht besonders gesicherten, wertvollen Bilder von der Wand und flüchten in einem Audi A6. Binnen einer Minute ist der ganze Spuk vorbei und der Schreck groß.

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Eine Überwachungskamera filmte die Gangster, wie sie mit den Munch-Bildern zum Fluchtwagen rennen.

Eine sofort eingeleitete Großfahndung nach den Tätern verläuft im Sande. Die Ermittler finden nur noch die achtlos weggeworfenen Bilderrahmen und wenig später den Fluchtwagen. Die Öffentlichkeit ist empört, dass man die Bilder so einfach hatte klauen können.

Von den Tätern fehlt jede Spur. Waren es Lösegelderpresser oder gar ein verrückter Sammler, der die als unverkäuflich geltenden nationalen Kunstschätze (Schätzwert: umgerechnet mehr als 90 Millionen Euro) hat stehlen lassen, um sie in seinem Safe verschwinden zu lassen?

Vier Varianten malte Munch von seinem „Schrei“, das bekannteste, eindringlichste und umheimlichste Motiv des Künstlers, in dem er eine Angstattacke während eines Abendspazierganges verarbeitet hatte.

Massenhaft nachgedruckt, inspiriert das Werk Künstler bis heute. Andy Warhol nutzte das Motiv ebenso wie Filmschaffende. Ein Beispiel von vielen ist die Maske des Mörders in den „Scream“-Horrorfilmen (1997-2011).

Die Spur führt in die Unterwelt

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Den „Schrei“ malte Munch in vier Versionen. Das Madonna-Bild von 1894 (fünf Versionen gibt es davon insgesamt).

Gestohlen wurde vor 15 Jahren eine Tempera-Version des Schreis (mit dünner, mit Terpentinöl vermischter Farbe gemalt) aus dem Jahr 1910. Zwei Jahre blieb diese ebenso wie die „Madonna“ verschwunden. Keine Lösegeldforderungen, keine Hinweise auf einen Verkauf auf dem illegalen Kunstmarkt.

Erst acht Monate später erzielte die Polizei einen ersten Fahndungserfolg – mit der Verhaftung eines Mannes, der das Fluchtauto beschafft hatte, ein Krimineller, der zum Freundeskreis der berüchtigten Osloer Unterweltgröße David Toska (30) zählte. Weitere Festnahmen folgten.

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Bandenchef Toska galt als Drahtzieher eines Überfalls auf ein Gelddepot in Stavanger, bei dem 13 Gangster acht Millionen Euro erbeutet hatten und ein Polizist erschossen worden war. Doch die Inhaftierten schwiegen, Munchs Werke blieben verschollen.

Kunstraub nur ein Ablenkungsmanöver?

Das änderte sich erst, als der auf seiner Flucht in Spanien gefasste und 2006 zu 19 Jahren Haft verurteilte Toska in die Berufung ging. Nach einem Bericht der Zeitung „Dagbladet“ soll er der Justiz in geheimen Verhandlungen ein Tauschgeschäft angeboten haben: Die Munch-Bilder gegen eine mildere Strafe oder Hafterleichterungen.

Spekuliert wurde, dass Toska den Bilderraub vier Monate nach dem Überfall in Stavanger nur als Ablenkungsmanöver inszeniert hatte – in der Hoffnung, dass die Ermittlungen im Fall des Geldraubes wegen der Doppelbelastung der Polizei weniger intensiviert werden würden.

Wertvolle Kunstwerke beschädigt aufgefunden

Am 31. August 2006 war es dann soweit. Bei einer Razzia fand die Polizei die Bilder. Die genauen Umstände bleiben bis heute im Dunkeln. Die Freude war riesig, aber sie wurde bald getrübt. Denn „Der Schrei“ war erheblich beschädigt worden und musste aufwendig restauriert werden. Erst im Mai 2008 konnte er wieder in einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Insgesamt wurden drei Männer wegen des Raubes angeklagt. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen vier rund sieben Jahren und zu Schadensersatz in Höhe von rund 92 Millionen Euro an die Stadt Oslo verurteilt.

Es war übrigens nicht der erste Diebstahl eines „Schreis“. Am 12. Februar 1994 wurde die im norwegischen Nationalmuseum in Oslo hängende 1893er Temporaversion geraubt.

Der Dieb kam über eine Trittleiter

Der Dieb Pål Enger war über eine Trittleiter in den ersten Stock gelangt, problemlos durch ein Fenster eingestiegen und hatte das kaum gesicherte Bild abgehängt.

Er hatte noch eine Karte hinterlassen und sich für die schlechte Bewachung bedankt. Ihm und seinen Komplizen, die eine Million Dollar Lösegeld gefordert hatten, kam man aber schnell auf die Spur, da ihn eine Überwachungskamera gefilmt hatte.

Knapp drei Monate später wurde er gefasst – und das Bild in einem Hotel in Asgardstrand südlich von Oslo gefunden – zum Glück unbeschädigt.

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Der norwegische Maler Edvard Munch (†80).

Heute hängen die Munch-Werke wieder an ihrem angestammten Museumsplatz – natürlich besser gesichert als damals. Die letzte noch in Privatbesitz befindliche Fassung von „Der Schrei“ kam 2012 bei Sotheby’s in New York unter den Hammer.

Ein unbekannter Kunst-Freund legte für die Pastell-Version von 1895 umgerechnet 91,3 Millionen Euro auf den Auktionstisch – damals Rekord für ein Kunstwerk.