Fünf junge Deutsche sollen auf Mallorca eine Frau vergewaltigt oder dabei tatenlos zugeschaut haben. Sie befinden sich in U-Haft. Die Anwältin von drei der Beschuldigten hat nun laut spanischen Medien den Wechsel des Ermittlungsrichters erwirkt. Kommen die Männer unter Auflagen frei?
Vergewaltigungsvorwurf auf MallorcaRichtertausch veranlasst – kommen die fünf Deutschen jetzt frei?
Ein Gericht auf Mallorca hat am Samstag (15. Juli 2023) für fünf junge Urlauber aus Deutschland Untersuchungshaft angeordnet, weil sie eine Deutsche vergewaltigt haben sollen. Eine Freilassung gegen Kaution lehnte ein Gericht ab, wie eine Justizsprecherin am späten Abend mitteilte. Ein sechster Urlauber aus Deutschland kam frei.
Zunächst hatte die spanische Zeitung „Última Hora“ berichtet, der Haftrichter habe die Entscheidung verschoben, um noch Dokumente zu dem Fall eingehender zu studieren.
Mallorca: Anwältin erwirkt Wechsel des Ermittlungsrichters
Untersuchungshaft kann in Spanien Wochen und Monate dauern. Im Falle einer Verurteilung wegen Vergewaltigung können Strafen von bis zu zwölf Jahren verhängt werden.
Wie die „Mallorca Zeitung“ am Montag mit Berufung auf Gerichtskreise mitteilt, habe die Anwältin von drei der Beschuldigten, Maria Barbancho, den Wechsel des Ermittlungsrichters erwirkt. Fortan entscheide demnach das Ermittlungsgericht Nr. 5 statt des bisherigen Nr. 8 unter der Leitung von Antoni Rotger über den weiteren Verlauf des Verfahrens.
Rotger gilt in Deutschland als „Richter Knallhart“. Er und Barbancho hatten sich vor einem Jahr gegenübergestanden, als die Anwältin gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen die sogenannten Kegelbrüder verteidigte. Damals waren 13 Deutsche einer schweren Brandstiftung beschuldigt und zunächst in Untersuchungshaft eingewiesen worden. Rotgers weigerte sich, die jungen Männer schnell wieder auf freien Fuß zu setzen, es kam zu einem erbitterten Ringen.
Mallorca: Kommen die Männer unter Auflagen frei?
Die Anwältin beantragte den Wechsel des Ermittlungsrichters nun mit dem Argument, dass Rotger zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Vergewaltigung nicht der diensthabende Ermittlungsrichter war. Der Wechsel könnte dazu führen, dass die fünf Urlauber, die der Gruppenvergewaltigung beschuldigt werden, bald unter Auflagen frei kommen. Ein entsprechender Antrag dürfte in den kommenden Tagen eingehen.
Die jungen Männer im Alter zwischen 21 und 23 Jahren waren am Samstagmorgen von der Polizeihauptwache in Palma de Mallorca zum Gericht Nummer 8 in der Avenida Alemania gebracht worden. Um nicht erkannt zu werden, hatten sich die Verdächtigen ihre Hemden über den Kopf gezogen.
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Die Polizei hatte am Samstagmorgen in einer Pressemitteilung den von ihr ermittelten Tathergang geschildert. Demnach hatte die junge Frau in der Nacht auf Donnerstag einen etwa gleichaltrigen Mann aus Deutschland kennengelernt. Sie habe eingewilligt, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption sei sie jedoch abgewiesen worden, weil sie dort kein Gast war.
Daraufhin seien die beiden in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes ebenfalls aus Deutschland abgestiegen waren. Als diese später in ihr Zimmer kamen, hätten vier von ihnen die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer der Verdächtigen habe die Tat mit seinem Handy gefilmt.
Mallorca: Deutsche sollen aus NRW stammen
Die Frau habe sich dann in das Badezimmer geflüchtet, berichtete die Polizei weiter. Einer der jungen Deutschen habe der Frau gegenüber zugegeben, dass sie zu weit gegangen seien, habe sie etwas beruhigen können und überredet, sie zu dem Hotel zu begleiten, in dem Freundinnen von ihr wohnten.
Von dort habe die Frau die Polizei alarmiert, die fünf Deutsche am frühen Donnerstagmorgen in deren Hotel und einen sechsten am Freitag festnahm. Die junge Deutsche sei zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden. Woher in Deutschland die Verdächtigen und die junge Frau stammen, wurde nicht mitgeteilt. Wie der „WDR“ und die „Bild“ übereinstimmend berichten, sollen die Tatverdächtigen aus NRW stammen.
Mallorca: Medien bezeichnen Männer als „Manada alemana“
In spanischen Medien wurden die sechs Männer teilweise als „Manada alemana“ bezeichnet, als „deutsches Rudel“. Damit wurde eine Parallele zu einer Gruppenvergewaltigung 2016 in Pamplona gezogen. Damals hatten fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt.
Ein zunächst sehr mildes Urteil gegen diese als „Manada“ bezeichneten Männer löste Demonstrationen im ganzen Land aus. Das Sexualstrafrecht wurde in der Folge geändert. Das neue „Nur Ja heißt Ja“-Gesetz führte jedoch unerwartet zur vorzeitigen Haftentlassung vieler Sexualverbrecher und stürzte die Regierungskoalition in eine Krise. (dpa/mg)