Ein Seemann ist mit seinem nicht mehr seetüchtigen Segelboot auf Norderney gestrandet. Das Schiff lockte zahlreiche Schaulustige an. Damit ist nun Schluss. Wenig später sorgen tausende tote Quallen für das nächste Spektakel.
Rätsel am Strand von NorderneyGeisterschiff ist weg – jetzt sorgen tausende tote Quallen für Wirbel
Das auf der Insel Norderney gestrandete und zur Touri-Attraktion gewordene Segelboot ist geborgen. Mitarbeitende einer Fachfirma verluden die „Wibo“ am Freitag (10. November 2023) bei Ebbe auf einen Anhänger und brachten sie in die Nähe des Inselhafens, wie ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Auf Bildern war zu sehen, wie das Schiff an einem Bagger befestigt war.
Anschließend folgte ein ungewöhnliches Naturschauspiel: Am Weststrand der Nordseeinsel wurden hunderte blau schimmernde Quallen angespült. Die Strömung hat die leblosen Nesseltiere in den vergangenen Tagen an Land geworfen.
Norderney: Quallen sorgen auf der Insel für nächstes Spektakel
„Quallen haben wir immer wieder mal an der Nordseeküste“, sagte Berit Finkennest, biologische Meereskundlerin im Wattenmeer-Nationalparkhaus Watt Welten auf Norderney, am Montag.
„Was schon ungewöhnlich ist, ist wie viele von denen wir zurzeit sehen.“ Laut der Expertin sind es mehrere Hunderte.
Bei den angespülten Quallen handelt es sich laut dem Nationalparkhaus um sogenannte Wurzelmundquallen (Rhizostoma octopus), deren Schirm einen Durchmesser von bis zu 60 Zentimeter haben kann.
Nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer befindet sich das Fortpflanzungsgebiet dieser Quallenart im Atlantik und im Ärmelkanal. Nur mit der Strömung gelangen die Tiere in die Nordsee.
Das sei vor allem im Spätsommer oder Herbst der Fall, jetzt im November sei das Vorkommen in dieser Menge eher ungewöhnlich, sagte Finkennest. Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Wind die Tiere an der Wasseroberfläche in den vergangenen Tagen in Richtung Küste und damit nach Norderney getrieben hat. Inwieweit es auch an anderen Nordseeinseln ein höheres Aufkommen gab, war zunächst unklar.
Norderney: Tote Quallen am Strand sorgen für Rätselraten
Was höhere Quallen-Aufkommen auslösen könnte, sei nicht klar, sagte Finkennest. Es gebe mehrere mögliche Gründe. Diskutiert werde etwa, dass Quallenpopulationen von der Erwärmung der Meere durch den Klimawandel profitieren könnten – auch gebe es Hinweise, dass die Nesseltiere in ihrem sesshaften Stadium als sogenannte Polypen zusätzlichen Lebensraum an den Fundamenten von Offshore-Windkraftanlagen finden könnten. Noch fehlten konkrete Daten.
Da die Quallen sich relativ schnell zersetzen, müsse man zur rechten Zeit am rechten Ort sein, um das Schauspiel zu sehen, sagte die Meereskundlerin. Einige Inselgäste hätten sich wegen der vielen blauen Quallen schon besorgt gemeldet. Doch eine Gefahr für Menschen bestehe nicht.
Erst vor wenigen Tagen hatte das gestrandete, nicht mehr seetüchtige Segelboot am Strand von Norderney zahlreiche Schaulustige angelockt. Das Boot wurde inzwischen abtransportiert.
Das Segelboot, an dem der Mann viel selbst gebaut hat, drohte den Küstenschutz zu beschädigen. Da Sturmflutsaison herrsche, hätte es noch weiter angespült werden können. Das Schiff hat einen defekten Motor, einen defekten Anker und ein beschädigtes Ruder. Ein Abschleppen über das Meer war nicht möglich. (dpa/mg)