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Corona-Lage in Österreich eskaliertImpfgegner schlucken lieber Wurmmittel – mit fatalen Folgen

Medizinische Mitarbeiter am Uniklinikum in Salzburg behandeln Anfang November einen Corona-Patienten.

Medizinische Mitarbeiter am Uniklinikum in Salzburg behandeln Anfang November einen Corona-Patienten. Aufgrund des starken Anstiegs kommen die Intensivstationen landesweit an ihre Grenzen. Derweil setzen Impfgegner vermehrt auf ein Anti-Wurmmittel.

Während sich die Corona-Lage in Österreich mit jedem Tag zuspitzt und viele Menschen täglich an Covid-19 sterben, vergiften sich einige zusätzlich. Der Grund: Impfgegner schwören auf das Anti-Wurmmittel Ivermectin. Dabei können die Folgen dieses Tiermedikaments verheerend sein.

Salzburg/Wien. Sie wollen sich selbst nicht impfen lassen und vertrauen statt auf einen geprüften Impfstoff auf ein Entwurmungsmittel für Tiere: In Österreich besorgen sich Impfgegner vermehrt das Medikament Ivermectin aus der Apotheke. Vielerorts ist es bereits ausverkauft.

Eigentlich werden Pferde oder Rinder mit Ivermectin entwurmt. Experten warnen jetzt vor der fälschlichen Einnahme – es drohen verheerende Folgen wie etwa eine Vergiftung.

Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte in Österreich zuletzt erstmals über 900. In Salzburg erreichte sie mit knapp 1600 einen österreichweiten Spitzenwert. Salzburger Kliniken bereiten Triage-Verfahren vor, um zu entscheiden, welche Patienten die knappen Krankenhausbetten belegen dürfen, und welche abgewiesen werden müssen. In anderen Bundesländern werden bereits manche Operationen verschoben.

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Herbert Kickl, Fraktionsvorsitzender der FPÖ (hier im Juni 2021) ist an Corona erkrankt. Er lehnte die Corona-Maßnahmen der Regierung ab.

Herbert Kickl, Fraktionsvorsitzender der FPÖ (hier im Juni 2021) ist an Corona erkrankt. Er lehnte die Corona-Maßnahmen der Regierung ab.

Auch der impfskeptische Chef der österreichischen Rechten, Herbert Kickl (FPÖ), ist an Covid-19 erkrankt. Am Montag erklärte er bei Facebook, dass bei ihm und seinen Familienmitgliedern Symptome aufgetreten seien. „Ich muss Euch leider mitteilen, dass ich heute von Seiten der Gesundheitsbehörde die Nachricht bekommen habe, dass ein PCR-Test, den ich gestern abgegeben habe, positiv ist“, schrieb er dort.

Österreich: FPÖ lehnt Corona-Maßnahmen ab

Die FPÖ hat, ähnlich wie auch die AfD in Deutschland, die Corona-Maßnahmen der Regierung als Freiheitsbeschränkungen abgelehnt. Anfang November dann präsentierte Kickl einen sogenannten „Plan B“ gegen das Virus. Aus seiner Sicht sollte auf frühzeitige Behandlung von Covid-19 statt auf die Impfung gesetzt werden. Er erwähnte dabei auch das Anti-Wurmmittel Ivermectin, das gegen die Krankheit eingesetzt werden könne.

So machte er Kampagne gegen Impfungen und für nicht empfohlene Therapien – und widerspricht damit der medizinischen Lehrmeinung. Immer wieder haben Ärzte und die Regierung Kickl scharf kritisiert.

Dennoch decken sich einige Österreicher mit dem Medikament ein, obwohl es keinen Beleg dafür gibt, dass der Wirkstoff effektiv gegen Covid-19 schützt. „Ivermectin ist immer wieder ausverkauft, und das, obwohl es rezeptpflichtig ist“, wird Thomas Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer, im Portal „OÖ Nachrichten“ zitiert. Zudem nähmen viele Ivermectin völlig falsch ein. „Sie nehmen die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist. Es gab schon Vergiftungen.“

Ivermectin wurde entwickelt, um etwa Parasiten im Körper von größeren Tieren zu bekämpfen. Doch bislang brachten auch Studien keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass das Mittel eine Sars-CoV-2-Infektion verhindern könne oder die gesundheitlichen Zustand von Covid-Patienten verbessern könnte.

Studien zeigen: Keine Wirkung gegen Sars-CoV-2-Infektion

Zu diesem Ergebnis kommen auch Forschende der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Würzburg, die die Wirkungen von Ivermectin und Covid-19 systematisch untersucht haben. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Ivermectin gegen das Virus oder die Krankheit wirkt – verglichen etwa mit einem Scheinmedikament (Placebo), das haben die Mediziner Ende Juli in einer eigenen Pressemitteilung klargestellt. Es sei eben „kein Wundermittel“.

Auch die EMA sprach sich Ende März gegen den Einsatz des Medikaments aus.

Und während weiter viele Menschen an Covid-19 sterben und sich einige weitere mit Ivermectin vergiften, machte die rechte FPÖ zuletzt sogar Scherze über die Entwurmungsbehandlung. Das berichtet der „Kurier“.

FPÖ macht Scherze über Ivermectin

Auf die Frage, mit welchem Medikament sich Kickl nun behandeln lasse, sei die Antwort gefallen: „Natürlich mit Ivermectin“. Die Gegenfrage „Im Ernst?“ sei dann nur mit einem Lachen quittiert worden. „Das war ein Scherz.“

Die meisten Menschen in Österreich vertrauen auf die Impfstoffe, zuletzt verzeichnete das Land einen starken Anstieg der Impfzahlen in den vergangenen Tagen. Doch das hat die rasante Ausbreitung des Virus noch nicht verlangsamt. Knapp 11.900 Todesopfer hat die Pandemie in Österreich schon gefordert. (mg)