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Das große Hühner-ABCRekorde & Skurriles: Was ihr bestimmt noch nicht übers Federvieh wusstet

Drei Hühner im Porträt

Gucken, gickeln, gackern: Hühner sind faszinierende Tiere – dabei intelligent, empathisch und anhänglich. Also so viel mehr als Nutztiere, die viel zu oft ausgebeutet werden. 

Das Huhn – nicht nur zu Ostern gefragt. Hier kommt ganz viel Skurriles, Rührendes und ein bisschen Trauriges über unsere gefiederten Freunde.

von Stefanie Monien  (smo)

Sie sind (oder waren mal) das Gelbe vom Ei, finden auch blind ein Korn und sind nicht nur zu Ostern die Stars: Hühner. Sie dienen uns Menschen seit Jahrtausenden als Nutztiere, legen dem Schellack-Schlager nach „jeden Tag ein Ei“ (sonntags auch mal zwei) und verdienen es, mal genauer unter die Lupe genommen zu werden.

Das tun wir hier unter anderem mithilfe des Buches „Es war einmal das Huhn“ (Goldegg, 24 Euro) von Biologin Astrid Drapela. Und zwar von A bis Z ohne viel Federlesen!

Cockpit, Kampfhahn, Kikerikiii: Faszinierendes aus der Welt der Hühner

  1. A wie Asien: Hier haben unsere Haushühner ihren Ursprung. Der Anbau von Trockenreis (braucht nur wenig Feuchtigkeit zum Wachsen) in Südostasien lockte wilde Dschungelhühner in Siedlungen. Laut aktueller Studien begannen die Menschen ab 1500 vor Christus, die normalerweise als Wildtiere lebenden Hühner zu domestizieren. Ab dem ersten Jahrtausend vor Christus traten die „gezähmten Hühner“ dann ihren Siegeszug um die Welt an.
  2. B wie Bankivahuhn: Wir bleiben in Asien, denn das Bankivahuhn ist die Urform unseres Haushuhns. „Gallus gallus“ ist im Vergleich zu durchschnittlichen Haushuhnrassen kleiner. Hähne werden bis maximal 75 Zentimeter lang, Hennen 46 Zentimeter. Sie legen pro Jahr 15 Eier; eigens gezüchtete Legehennen kommen auf jährlich bis zu 300 Eier.
  3. C wie Cockpit: Was das mit Hühnern beziehungsweise Hähnen zu tun hat? Überraschend viel. Denn, so erklärt es Biologin Astrid Drapela, Hähne wurden und werden in vielen Ländern für schauderhafte Kämpfe aufeinander gejagt. Die Briten hatten dafür tiefergelegte Arenen, „Cockpit“, also „Hahnengrube“ genannt. Auf alten britischen Segelschiffen liegt hinter dem Steuerrad oft eine Vertiefung. Während eines Kampfes wurden dort die Verwundeten abgelegt was Zeitzeugen an die „Cockpits“ zu Hause erinnerte. „Weil an dieser Stelle ansonsten der Steuermann stand, hieß dieser Platz, und später dann alle Orte, von denen aus ein Fahrzeug gesteuert wird, Cockpit“, so Drapela. Darauf erstmal einen Cocktail …
  1. D wie Dechiffrierung: Anhand des Gackerns kann man die Hühner-Sprache entschlüsseln. Es gibt rund 20 verschiedene Laute und diverse Lautstärken. Entspannte Hühner gackern leiser und melodischer als gestresste Tiere, es gibt spezielle Warn- und Schmerzensrufe. Das markerschütternde „Kikerikiiiii“ haben die Hähne allerdings exklusiv.
  2. E wie Etruster: Bei dem Kulturvolk der Antike dürften vor allem die Hähne als Luxusaccessoires der Elite großen Eindruck hinterlassen haben. „Die damaligen Hähne waren zwar klein, aber wohl genauso sexuell hyperaktiv, polygam, inzestuös, unerbittlich laut und überaus kampfwillig gegenüber ihresgleichen wie die von heute“, beschreibt es Biologin Drapela.
  3. F wie Freilandhaltung: Eine von vier Haltungsformen für Legehennen in Deutschland. Die Hennen leben in einem geschlossenen Stall, den sie tagsüber aber verlassen können. Draußen hat jedes Tier mindestens vier Quadratmeter Platz. Die Bodenhaltung klingt „nett“, ist es aber nicht. Denn: Bis zu 6000 Hennen (neun pro Quadratmeter) teilen sich einen geschlossenen Stall. Staubbad nehmen, herumlaufen, mit den Flügeln schlagen? Kaum möglich. Noch schlimmer dran sind Hennen in „Kleingruppenhaltung“ (s. auch unter Q). Am „glücklichsten“ sind Bio-Hennen mit reichlich Auslauf, Beschäftigung und Bio-Futter.
  4. G wie Gigantomanie: Das Haushuhn ist laut Astrid Drapela „das einzige Nutztier, das sein Schlachtgewicht von 1,5 Kilo in fünf Wochen erreicht und somit sein Schlüpfgewicht verfünfzigfacht“.
Zwei Hähne attackieren einander beim Hahnenkampf  in Indien.

Leider gibt es immer noch Hahnenkämpfe, bei denen die Tiere, ausgestattet mit einem messerscharfen Sporn am Fuß, aufeinander losgelassen werden. Ein blutiger Kampf auf Leben und Tod. Abscheulich!

  1. H wie Hackordnung: Zwar sind Hühner soziale Tiere, aber auch sie haben eine Hierarchie. Schwache oder junge Hennen werden von starken bzw. älteren zurückgedrängt. Hackordnung heißt es, weil die überlegene Henne mit dem Schnabel auf die rangniedrigere einhackt. Übrigens erkennt man bei Hennen den Rang im Sozialgefüge an der Größe von Kamm und Kehllappen.
  2. I wie Irre: 454 Gramm wog das laut „Guinness World Records“ 1956 in den USA entdeckte schwerste Ei der Welt. Zum Vergleich: Ein Straußenei wiegt im Schnitt 1,5 Kilo. Mit einer Eimasse von rund 1,2 Litern entspricht es etwa 20 bis 25 Hühnereiern.
  3. J wie Jersey Giant: Da ist der Name Programm! Der schwarzgefiederte Geflügel-Riese gilt als größte Haushuhn-Rasse der Welt. Hähne werden bis zu 5,5 Kilo schwer, Hennen bis 4,5 Kilo. In den USA sollte die Rasse ab dem frühen 20. Jahrhundert den Truthahn als Hauptproduzent von Geflügelfleisch ablösen. Private Hühnerhalter mögen die sanften Giganten vor allem als „Anfängerhuhn“.
Jersey Giant

„Jersey Giant“ heißt die schwarz- bis graugefiederte, größte Haushuhnrasse der Welt.

  1. K wie Kamm: Ja, so manchem Hahn schwillt der Kamm (und der Kehllappen). Und zwar dann, wenn ein Konkurrent des Weges kommt. Zusätzlich plustert Herr Hahn seine Federn auf, wirkt so größer (bei Männern nennt man ähnliches Verhalten daher „Gockeln“). Je größer, dicker und röter Kamm und Kehllappen, desto stärker und fitter ist der Hahn.
  2. L wie Landwirbeltier: Nummer 1 ist das Huhn (ja, noch weit vor Ratten, Mäusen und Co.). „Aktuell geht man von 34 Milliarden Hühnern aus, die zu jedem Zeitpunkt auf der Erde leben – wenn auch meist nicht lange“, heißt es in Drapelas Buch. Hühner gibt es auf allen Kontinenten – außer der Antarktis.
  3. M wie Moorhuhn: Gehört einerseits zur Gattung der Schneehühner und wird gern von schottischen Hochwohlgeborenen (und der Familie Windsor) in den Highlands gejagt. Als PC-Spiel (übrigens eine deutsche Entwicklung!) eroberte das Moorhuhn ab 1998/99 die Monitore von Millionen Gamern. In Büros wurde derart oft die virtuelle Schrotflinte durchgeladen und den Hühnern mit dem Silberblick der Garaus gemacht, dass Arbeit liegen blieb und Firmennetzwerke überlastet waren.
  4. N wie Namhaft: Prominente Leinwand-Stars sind u. a. Chicken Little aus Disneys „Himmel und Huhn“ oder Foghorn Leghorn (Hahn mit Hang zu fiesen Streichen) aus „Looney Tunes“.
In gleich drei neuen Spielversionen wird die Jagd auf das Moorhuhn wiedereröffnet.

Flatterndes Federvieh, schießwütige Menschen: Das Moorhuhn beherrschte die PC-Monitore in den späten 90er Jahren.

  1. O wie Orakel: Das Huhn ist in vielen Kulturen noch Opfertier für die Götter. Auch in unseren Breiten half es bei der Zukunftsdeutung, ist Bestandteil von Bauernregeln („Wenn der Matthias kommt herbei, legt das Huhn das erste Ei“; „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt, wie's ist“).
  2. P wie Peanut: Die Henne aus dem US-Bundesstaat Michigan war bis zum Weihnachtsabend 2023 das „älteste lebende Huhn der Welt“, so steht's im Guinnessbuch. Dann starb sie im Alter von 21 Jahren und 238 Tagen. Das laut Guinnessbuch „älteste Huhn aller Zeiten“ war ein Hahn namens „Muffy“ (2012), der 23 Jahre und 152 Tage alt wurde. In Hobbyhaltung lebende Hühner werden je nach Rasse fünf bis zehn Jahre alt.
  3. Q wie Quälerei: Ja, leider gehört auch dies in den Hühner-Kanon. Immer noch werden nach EU-Recht Legehennen in „ausgestalteten Käfigen“ eingeknastet. Die bieten lächerliche 0,075 Quadratmeter Fläche pro Henne, ein Legenest, Einstreu und Sitzstangen. In Deutschland ist diese Käfighaltung verboten. Noch bis zum 31. Dezember 2025 ist hierzulande die sogenannte „Kleingruppenhaltungen“ in Käfigen erlaubt (0,080 Quadratmeter pro Henne, ein Einstreubereich, ein Gruppennest und 50 cm Käfighöhe). Fatal: In „eihaltigen Lebensmitteln“ (Nudeln, Mayo, Fertiggerichten, etc.) muss die Herkunft der Eier nicht deklariert werden – so können uns importierte Käfigeier „untergejubelt“ werden.

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  1. R wie Rassen: Mehr als 2000 Hühnerrassen gibt es weltweit, in Europa sind mehr als 180 Rassen gelistet.
  2. S wie Symbol für Männlichkeit und Angriffslust: So fand der Hahn Eingang in den Sport. Er ist Emblem u. a. des Eishockeyvereins Iserlohn Roosters, der Fußballklubs Denizlisport (Türkei), SSC Bari (Italien) und Tottenham Hotspur (England). Gegründet wurde der Verein von der Insel 1882 als „Hotspur Football Club“, benannt nach Sir Henry Percy (1364-1403), einem Ritter, dessen Heldentaten ihm den Spitznamen „Harry Hotspur“ einbrachten. Sir Henry gab in den Schlachten seinem Pferd stets heftig die Sporen („Spurs“) und hielt überdies Kampfhähne.
  3. T wie Trendsetterin in Sachen Hühnerhaltung: Das war Queen Victoria (1819-1901), die im Park von Windsor Castle ein Hühnerhaus hatte. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde Hühnerhaltung in heimischen Gärten hip. Wer was auf sich hielt, ließ Bielefelder Kennhühner, Araucanas, Cochins oder Brahmas in den Selbstbaustall einziehen. Ein echtes Hipster-Tier – Frühstückseier inklusive.
  4. U wie Unheil: Das Hahnenei, ein ganz besonders kleines Ei, meist ohne Dotter, galt unseren Ahnen als Vorbote allen Bösen. Dem gegenüber steht der Hühnergott als Glücksbringer: Das ist ein Stein mit natürlich entstandenem Loch, zu finden an vielen Stränden.
  1. V wie Verhalten: Haushühner können je nach Rasse einige Meter weit fliegen (also Obacht beim Einzäunen des privaten Hühnerareals). Und sie sind zu Empathie fähig, wie eine Studie 2017 nachwies: Hennen merken sofort, wenn es ihren Küken nicht gut geht, reagieren u. a. mit emotionalem Stress wie Herzrasen.
  2. W wie Wettkämpfe: Gibt es mit Hähnen, leider auf grausamste Art – mit blutigen Hahnenkämpfen (z. B. auf den Philippinen; teilweise mit tausenden Dollar Wetteinsatz). Vergleichsweise harmlos ist dagegen das Wettkrähen, das z. B. im Bergischen Land populär ist und in Flandern sogar als „immaterielles Kulturerbe“ gilt.
  3. X wie XL: Bei uns die höchste Gewichtsklasse für Eier (73 Gramm und mehr). Es gibt auch noch L (63 bis unter 73 Gramm), M (53 bis unter 63 Gramm) und S (unter 53 Gramm). „Normale Konsumeier“ für Privathaushalte sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium „Klasse A“ bzw. „frisch“. Sie dürfen weder gewaschen noch anderweitig gereinigt, nicht haltbar gemacht oder gekühlt werden.
  4. Y wie Yolk: So nennen die Briten das Eidotter, das hierzulande in der Roch-Skala von 1 (weiß) bis 15 (dunkelorange) eingestuft wird. Die Farbe hat nichts mit der Haltung zu tun, sondern mit der Fütterung. Carotinoide, z. B. in Paprika, Tagetes oder Kurkuma, sorgen für kräftige Farbe.
  5. Z wie Zuerst: Erst war nämlich die Henne da und dann das Ei. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler 2023. Sie fanden heraus, dass die Vorfahren der Hühner lebendgebärend waren. Sie konnten den Embryo so lange im Körper halten, bis die äußeren Umstände optimal fürs Überleben waren. Die Fortpflanzungsart des Eierlegens habe sich dem Team um den Wirbeltierpaläontologen Prof. Michael Benton zufolge erst später entwickelt.