Die Lösung für eines der wohl größten Rätsel der Menschheit lag in Russland: Forschende haben herausgefunden, wo die Quelle der verheerendsten Pandemie der Welt liegt: die Pest. Seit Jahrhunderten wird diese Frage diskutiert, nun haben Grabsteine und Genmaterial neue Antworten geliefert.
Sie liegt in RusslandForschende finden endlich Quelle für verheerendste Pandemie der Welt
Der Schwarze Tod – er ist der Schrecken der Menschheitsgeschichte. Er raffte über die Hälfte der Bevölkerung des europäischen Kontinents hin, dauerte jahrhundertelang. Mehrere Pest-Epidemien sorgten für Tod und Verderben – und das bis ins frühe 19. Jahrhundert.
Doch woher stammt die Pest? Woher kommt diese uralte Plage? Es ist eines der ältesten Rätsel der Medizin, das eine Forschungsgruppe nun gelöst haben will.
Das internationale Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um die Archäogenetikerin Maria Spyrou und ihren Kollegen Johannes Krause haben ihre Ergebnisse nun im renommierten Fachblatt „Nature“ vorgestellt. „Es ist uns gelungen, den Ursprungsstamm des Schwarzen Todes und seinen genauen Ausbruchszeitpunkt – das Jahr 1338 – zu bestimmen“, heißt es von Spyrou, der Erstautorin der Studie, in einer Pressemitteilung.
Eine populäre These sieht schon länger Zentralasien als Ursprungsort für die Pest, genauer das heutige Kirgisistan. Hier setzte auch das Forschungsteam an: Nahe dem Yssykköl-See in den Ausläufern des Tian Shan-Gebirges wurden schon vor 140 Jahren mysteriöse Grabsteine entdeckt, die nun noch einmal untersucht worden waren. Die rätselhaften Inschriften gaben Anlass zu dem Glauben, dass es zu einer Häufung von Todesfällen kam, es war darauf von „Pestilenz“ die Rede.
Der Schwarze Tod: Die Quelle der Pandemie liegt in Russland
Der Historiker Phil Slavin, außerordentlicher Professor an der University of Stirling in Schottland und ebenfalls an der Studie beteiligt, bemerkte laut „CNN“, dass von den 467 Bestattungen, die genau datiert waren, eine unverhältnismäßig große Zahl – 118 – aus nur zwei Jahren stammten: 1338 und 1339. Eine Offenbarung, die er selbst als „erstaunlich“ bezeichnete. „Wenn Sie ein oder zwei Jahre mit übermäßiger Sterblichkeit haben, bedeutet dies, dass etwas vor sich ging.“
Einige Überreste von 30 Menschen, die damals in Kirgisistan den Tod fanden, liegen bis heute in Russland, im Museum für Anthropologie und Ethnografie in St. Petersburg. Hier haben die Forscherinnen und Forscher am Ende gefunden, was sie brauchten - den Schlüssel für das Rätsel um den Schwarzen Tod: Genmaterial. Das extrahierten die Forschenden aus den Skeletten, um zu verstehen, wie sie gestorben waren.
Pest: In menschlichen Überresten wurde DNA des Bakteriums gefunden
Und siehe da: In dem genetischen Material fanden sie die DNA des Pestbakteriums – von der Wissenschaft Yersinia pestis genannt – bei drei der Personen, die alle das Todesjahr 1338 auf ihren Grabsteinen hatten. Dies bestätigte die Annahme, dass die auf den Grabsteinen erwähnte Pest tatsächlich jene Pest war, die über Flöhe von Nagetieren auf den Menschen übertragen wurde – und Millionen Menschen tötete. Der Peststamm kommt aus Kirgisistan und er ist es, mit dem alles anfing.
1347 gelangte die Pest erstmals über Handelsschiffe ins Mittelmeer, die Waren aus Gebieten rund um das Schwarze Meer transportierten. Die Krankheit breitete sich dann über Europa, den Nahen Osten und Nordafrika aus und tötete laut der Studie bis zu 60 Prozent der Bevölkerung des europäischen Kontinents – es war die erste große Pest-Welle, die etwa sechs Jahre andauerte.
Verschiedene Peststämme der Krankheit zirkulierten 500 Jahre lang auf der ganzen Welt. Und sie alle waren „Nachfahren“ vom Stamm aus Kirgisistan, so das Ergebnis der Forschung.