„Echt Wahnsinn“Fluggäste sitzen fünf Stunden im Flieger fest – als sie aussteigen, wartet die nächste Hiobsbotschaft

Eine Maschine der Fluggesellschaft Ryanair steht auf dem Flughafen Köln/Bonn (Symbolfoto).

Eine Maschine der Fluggesellschaft Ryanair steht auf dem Flughafen Köln/Bonn (Symbolfoto).

Ein Ryanair-Flug von Ibiza nach Berlin endet im Chaos. Ein Passagier berichtet.

von Luisa Maria Stickeler  (ls)

Der Ibiza-Urlaub neigte sich dem Ende zu. Nur wenige Stunden trennte die Gäste des Ryanair-Flugs FR-209 nach Berlin von ihren Betten in Deutschland. Daraus wurde erst einmal nichts. Denn die Reise endete im reinen Chaos.

Doch von Anfang an: Die Fluggäste fanden sich am frühen Donnerstagabend (27. Juni) am Flughafen von Ibiza ein. Dort erwartete sie schon die erste schlechte Nachricht. Der Flug hatte eine halbe Stunde Verspätung.

Fluggäste sitzen fünf Stunden in Ryanair-Maschine fest

Dennoch ging es für die Wartenden kurz darauf mit dem Bus in Richtung Maschine. Im Flugzeug angekommen, dann die nächste miese Botschaft. Wie ein Passagier im Gespräch mit EXPRESS.de erzählt, verkündete eine Stewardess, dass sich der Start des Flugs eine weitere Stunde verzögere. Grund dafür sei die Wettersituation in Deutschland – ein aktuelles Gewitter.

Doch auch nach einer Stunde ging es nicht weiter. „Nach zwei Stunden sind die ersten Passagiere nervös geworden“, so der Mann, der mit seiner Freundin unterwegs war. Ungewiss war dann wohl auch, ob die Maschine überhaupt noch nach Berlin fliegen könne. Dort gilt nämlich ein Nachtflugverbot.

Als sich der Abflug weiter verzögerte, war den Fluggästen schließlich klar: Die Maschine würde wohl nicht mehr in Berlin landen können.

Schließlich ergriff der Pilot das Wort: Wer aussteigen wolle, könne dies nun tun. Wie der Ryanair-Passagier berichtet, packten einige Fluggäste daraufhin ihre Sachen und verließen das Flugzeug.

Kurz darauf dann die nächste Ansage: Die Maschine würde nun nach Hannover fliegen. Wer dorthin fliegen wolle, solle sitzenbleiben. „Wie es von dort aus weitergehen sollte, wurde allerdings nicht mitgeteilt“, so der Passagier.

Die Fluggäste saßen zu diesem Zeitpunkt bereits drei Stunden im Flieger. Wasser und Verpflegung gab es für die Menschen an Bord nur gegen Bezahlung.

Als schließlich alle Fluggäste, die wollten, die Maschine verlassen hatten, wurden die übrigen Gäste mehrfach durchgezählt, deren Bordkarten überprüft und die Handgepäckstücke zugeordnet. Eine Prozedur, die sich eine weitere Stunde hinzog. „Es war dann 23 Uhr“, berichtet der Ryanair-Passagier. „Keiner wusste, wie lange das noch dauert und warum die das machen. Es war echt Wahnsinn.“

Eine weitere Stunde verging – inzwischen war es 0 Uhr – bis klar war, dass der Flug nicht mehr starten würde. „Der Pilot hat durchgesagt, dass aufgrund der Überschreitung der Arbeitszeit kein Flug mehr stattfindet. Am nächsten Morgen um 8.30 Uhr sollte es weitergehen“, erzählt der Mann, der zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Stunden im Flieger ausharrte.

Doch damit nicht genug: Als die Fluggäste, die daraufhin aus der Maschine ausstiegen, am Flughafen ankamen, standen sie vor einem weiteren Problem. Wo würden sie nun die Nacht verbringen?

Ryanair-Passagier muss am Strand schlafen

Am Schalter herrschte „totales Chaos“, berichtet der Passagier. Die Mitarbeiterinnen verteilten Zettel, auf denen sich die Passagiere beschweren konnten.

Um kurz vor drei erhielt der Passagier schließlich eine SMS, in der ihm mitgeteilt wurde, dass nicht ausreichend Räume zur Verfügung stünden. Mit seiner Freundin und einem weiteren Pärchen entschied er sich, mit dem Taxi in die Stadt zu fahren. Dort landeten sie schließlich am Strand. „Zum Glück waren in der Nacht 24 Grad“, berichtet er.

Doch am nächsten Morgen gingen die Probleme weiter. So soll sich dem Passagier zufolge auch der Ersatzflug am Morgen um eine Stunde verzögert haben. Und nicht nur das: Als die Maschine schlussendlich in Berlin landete, sollen die Fluggäste erneut knapp anderthalb Stunden im Flieger festgesessen haben. Auch hier war wohl wieder das Wetter schuld.

Als die Fluggäste schließlich den Flieger verließen, lag hinter ihnen eine Odyssee von mehr als 14 Stunden. Wie der Passagier berichtet, erhielt er dafür per SMS einen Entschädigungsgutschein von 20 Euro, der beim nächsten Flug einzulösen sei. Auch die Rechnung für eine Unterkunft könne er einreichen. Die hat er nach seiner Nacht am Strand aber natürlich nicht.

Ryanair: „Wir entschuldigen uns aufrichtig bei den Fluggästen“

Gegenüber EXPRESS.de erklärte Ryanair: „Der Flug von Ibiza nach Berlin verzögerte sich vor dem Start aufgrund von Verspätungen der Flugsicherung am Flughafen Ibiza infolge der Gewitter in ganz Europa, von denen alle in Europa tätigen Fluggesellschaften betroffen waren.“

Und weiter: „Um die Verspätung so gering wie möglich zu halten, blieben die Kunden an Bord, während die Besatzung auf einen neuen ATC-Startplatz wartete, was länger dauerte als ursprünglich erwartet und dazu führte, dass ein Besatzungsmitglied seine zulässige Arbeitszeit erreichte und der Flug auf den nächsten Morgen verschoben wurde.“

Die Verfügbarkeit der Unterkünfte sei aufgrund der Unwetter begrenzt gewesen. „Die Passagiere wurden darauf hingewiesen, dass sie auch eine individuelle Unterkunft organisieren können und dass sie die Kosten auf ‚Ryanair.com‘ zurückfordern können“, so die Airline. „Wir entschuldigen uns aufrichtig bei den Fluggästen für die Unannehmlichkeiten, die durch diese wetterbedingte Verspätung entstanden sind, die sich unserer Kontrolle völlig entzogen hat.“