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Skiurlaub wird zur Katastrophe76 Tote bei Hotel-Brand – Menschen wollen sich mit Bettlaken retten

Der Januar ist eine beliebte Zeit zum Skifahren in der Türkei. Doch dann bricht nachts ein Brand in einem beliebten Hotel aus. Der Urlaub wird zur Katastrophe.

Nach dem Brand in einem Ski-Hotel in der Türkei hat sich die Opferzahl weiter erhöht. Nach jüngsten Erkenntnissen seien 76 Menschen bei dem Unglück ums Leben gekommen, sagte Innenminister Ali Yerlikaya am Dienstagabend. Zuvor war von 66 Toten und 52 Verletzten die Rede gewesen. 52 Todesopfer seien bisher identifiziert worden, sagte Yerlikaya.

Der Brand war am Nachmittag unter Kontrolle. Einsatzkräfte seien weiter mit „Abkühlarbeiten“ beschäftigt, so Yerlikaya. Das zwölfstöckige Hotel ist an einen Hang gebaut, darum habe man nicht von allen Seiten löschen können. Bilder zeigten ein schwarz verkohltes Gebäude.

Hotelbesitzer festgenommen

Videos aus der Nacht in den sozialen Medien zeigen Menschen in den obersten Stockwerken, die nach Hilfe rufen. „Wir können nicht runter, helft uns“, schreien sie aus dem Fenster des Hotels.

Hinter ihnen sind Flammen zu sehen, das Dach und die oberen Stockwerke brennen. Die unten Stehenden antworten teils hilflos: „Wo ist die Feuerwehr?“

Feuerwehrleute am Unglücksort nach dem Ausbruch eines Feuers in einem Hotel in Kartalkaya: 66 Menschen starben hier.

Feuerwehrleute am Unglücksort nach dem Ausbruch eines Feuers in einem Hotel in Kartalkaya: 66 Menschen starben hier.

Die Brandursache war zunächst unklar, eine Ermittlung wurde eingeleitet. Die Rundfunkbehörde verhängte eine Nachrichtensperre - lokale Medien müssen sich damit nur an öffentliche Verlautbarungen halten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Opfern sein Beileid aus und sagte, Schuldige würden zur Rechenschaft gezogen.

Der Hotelbesitzer und drei weitere Personen wurden nach offiziellen Angaben festgenommen. Was ihnen vorgeworfen wurde, war zunächst unklar.

Menschen versuchen, sich mit Bettlaken zu retten

In der Türkei sind zurzeit Schulferien. Das Skigebiet Kartalkaya rund 300 Kilometer östlich von Istanbul ist bei Einheimischen beliebt. Nach Angaben des Provinzgouverneurs Abdülaziz Aydin brach der Brand um 3.30 Uhr Ortszeit (1.30 Uhr MEZ) in dem Stockwerk aus, in dem sich auch ein Restaurant befindet.

Der Bürgermeister des Ortes, Tanju Özcan, sagte, das Hotel sei eines der ältesten in dem Gebiet und bestehe vor allem aus Holz. Das könnte dazu geführt haben, dass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte.

Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in der Nacht versuchten, sich mit aneinander geknüpften Bettlaken selbst aus den Fenstern zu retten. Ein Augenzeuge berichtete der Zeitung „Hürriyet“, er habe beobachtet, wie Menschen aus dem Fenster gesprungen seien. Wegen starken Rauchs habe man die Treppen zum Notausgang kaum finden können.

Weiterer Vorfall im Wintersport-Hotel

Nach Angaben des Gouverneurs starben zwei Menschen, nachdem sie aus dem Fenster gesprungen waren. Eine Betroffene sagte im türkischen Fernsehen, sie sei mit ihrem Mann und ihrer Tochter im sechsten Stock des Hotels untergekommen und habe plötzlich Hilfeschreie gehört. Sie hätten wegen des Rauchs die Tür und die Feuertreppe nicht finden können. Ihr Mann sei aus dem Fenster gesprungen.

Zu einem weiteren Vorfall kam es am Morgen in einem zweigeschossigen Wintersport-Hotel im zentralanatolischen Sivas. Bei einer Explosion wurden vier Menschen verletzt - zwei Trainerinnen und zwei Skifahrerinnen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Eine der Frauen sei schwer verletzt und habe Verbrennungen an Händen und im Gesicht. Wie es zu der Explosion kam, ist noch unklar.

Verheerende Hotelbrände auch in anderen Ländern

Der Brand in der Türkei ist eine der schlimmsten Katastrophen in einem Hotel in der jüngeren Geschichte. Auch in anderen Touristengebieten kommt es immer wieder zu schweren Unglücken.

Erst Ende vergangenen Jahres starben in Thailands Hauptstadt Bangkok nahe der Backpacker-Meile Khaosan Road drei Touristen beim Brand des sechsstöckigen Ember Hotels. Fast genau zwei Jahre zuvor kamen bei einem verheerenden Feuer im Kasino-Hotel Diamond City in Kambodscha an der Grenze zu Thailand mehr als zwei Dutzend Menschen ums Leben. Die Weihnachtsdekoration soll einen Kurzschluss verursacht haben.

Im Februar 2019 brannte im Zentrum der indischen Hauptstadt Neu-Delhi das Hotel Arpit Palace. Die meisten der 17 Opfer starben an Rauchvergiftungen, manche von ihnen sprangen in den Tod. Brandschutzvorschriften wurden ignoriert. (dpa/mg)