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„Tradwives“-InszenierungBitte hört auf, diesen üblen Trend zu feiern!

Lucille Ball im Film „I love Lucy“

Ist sie nicht rührend! Mit perfekter Frisur und topgestyltem Make-up à la Schauspielerin Lucille Ball (hier in den 50ern im Film„ I love Lucy“) inszenieren sich „Tradwives“ gern im Netz.

„Tradwives“ inszenieren sich im Netz als Superhausfrauen mit Hang zu Unterwerfung, Zuckergusstorten und einem verstörenden (Ehe-) Männerbild.

von Stefanie Monien  (smo)

Hochglanz-Hausfrauen à la 50er Jahre, deren Lebenszweck es ist, den Ehemann zu verhätscheln und das wunderschön durchgestylt bei Instagram und Co. zu präsentieren, rauschen zwar durch die sozialen Medien, unserer Autorin ist diese Lebensführung allerdings suspekt. Ein Kommentar.

Mal ehrlich: Wenn sich Frauen wie die US-Amerikanerin Estee C. Williams im Netz mit Betonfrisur, perlweißem Lächeln, perfektem Kuchen und peinlichen Phrasen aus Muttis Mottenkiste präsentieren, gerät man zunächst eher ins Schmunzeln denn in Wallung, oder?

Viel zu kitschig, übertrieben und aufdringlicher als Maiglöckchen-Parfüm, wie sich die „Tradwives“ (bitte nicht in einen Topf werfen mit modernen Hausfrauen, die wichtige Carearbeit leisten, ohne sich dabei von Ringlichtern bescheinen und Followern bejubeln zu lassen) da inszenieren.

Ultrakonservative Werte, hübsch verpackt

Man könnte die heile Hochglanzwelt als Spleen einiger Wohlstandsweibchen abtun, wäre da nicht der bittere Beigeschmack von ultratraditionellen und teils rechtskonservativen Werten, Motto: „Früher war alles besser, der Mann ist der Herr im Haus und die züchtige Hausfrau waltet in seinem Sinne.“

Natürlich darf man nicht alle, die sich und ihr komplett auf den Gatten ausgerichtetes Leben als „Tradwives“ präsentieren, über einen Toupierkamm scheren und in eine politische Ecke stellen.

Aber: Wer tausende Follower hat, Produkte auf Instagram bewirbt, verdient Geld – und führt damit den zur Schau gestellten und allein auf des Mannes Einkommen basierenden Lebensstil ad absurdum. Motto: Wasser predigen und Wein trinken (natürlich nur, wenn's der Ehemann erlaubt).

Leider kann das romantisierte Bild entschleunigten Teigknetens in instagramabler Umgebung und vermeintlich ohne Geld-Stress schnell bei jungen Frauen, die sich Sorgen um ihre Zukunft machen, verfangen. Die sich aber bitte bewusst machen: Der ohnehin zur Perfektion gefilterte Schein in den sozialen Medien wird hier auf die Spitze getrieben. Aus schnödem Kalkül!

Klar kann es kommod sein, sich in unsicheren Zeiten einzig der Pflege von Heim, Garten und Gatten zu verschreiben und sich keine Gedanken neben dem 50er-Jahre-Hausfrauen-Mantra „Was koche ich ihm und was ziehe ich an“ machen zu müssen.

Das aber geht nur, wenn „er“ das nötige Kleingeld mit nach Hause bringt – und die Beziehung auf ewig hält. Im Falle einer Trennung dürfte es sonst mager um Finanzen und Selbstwert bestellt sein.

Perfekte Fassade – und wie schaut's dahinter aus?

Denn der Spruch „Wer das Geld hat, hat die Macht“ kann für die Damen schmerzhafte Realität werden. Ist die Beziehung unglücklich, verharren sie möglicherweise mangels eigener Zukunftsperspektiven darin. Oder sie stehen bei der Trennung bildlich gesprochen blank bis auf die Schürze da: Keine Berufslaufbahn, auf die sich wieder aufspringen lässt, keine eigenen Rücklagen – na, hoffentlich zahlt der Ex halbwegs passabel ...

Was wir nicht sehen, ist, ob nicht alles bloß Fassade und Parallelwelt ist. Ob die perfekte Mehrfachmama wohl deshalb so perfekt agieren kann, weil sie im Hintergrund ein Netzwerk aus Haushaltshilfen, Nannys und anderen dienstbaren Geistern dirigiert?! Die natürlich unsichtbar sind, sobald das Ringlicht angeht.

Natürlich darf jede leben, wie sie möchte. Aber wer „Tradwives“ toll findet und ihren Idealen nacheifern möchte, sollte kurz innehalten und sich fragen, wie viel Rückwärtsgang der Feminismus verdient hat. Und ob frau das Ruder ganz fix wieder umlegen kann, wenn ihr das alleinige Wirken in den eigenen vier Wänden denn doch zu verstaubt vorkommt ...