Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach einem Mädchen. Bei einer Wandertour mit ihren Eltern an der bayerisch-tschechischen Grenze verschwand die achtjährige Julia. Am Dienstag wurde das Kind lebend gefunden.
„Unterkühlt“Vermisste Julia (8) gefunden – sie war zuvor im Wald beim Spielen verschwunden

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Bayern, Waldmünchen: Ein Feuerwehrmann steht an einem Wanderweg. Bei einer Wanderung am tschechischen Berg Cerchov war am 10.10.2021 ein achtjähriges Mädchen aus Berlin verschwunden. Inzwischen soll das Mädchen gefunden worden sein.
Berlin/Regensburg. Die seit einem Wanderausflug am Sonntag (10. Oktober) im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet vermisste acht Jahre alte Julia aus dem Großraum Berlin ist lebend gefunden worden. Das Mädchen aus Berlin war fast zwei Tage lang nach einem Familienausflug verschollen, am Dienstag hatte ein tschechischer Förster das Kind entdeckt.
Danach wurde das Kind nach Angaben des Polizeipräsidiums in Regensburg in eine Klinik in Deutschland gebracht worden. „Bis auf einen leichten Kratzer am Bein war das Kind unverletzt“, sagte Polizeisprecher Florian Beck. Das unterkühlte Mädchen sei langsam wieder aufgewärmt worden. Am Mittwoch in den Mittagsstunden habe Julia das Krankenhaus in Begleitung von Familienangehörigen wieder gesund verlassen können.
Nach der Befragung hatte Julia in den zwei Tagen mehrere Kilometer zu Fuß im Wald zurückgelegt. Nachts schlief sie auf einer Wiese in hohem Gras und habe dabei auch Tiere wie Rehe, Füchse und ein Wildschwein gesehen, beschrieb der Polizeisprecher die Schilderung des Kindes. Weil sie sich nachts im Wald fürchtete, habe sie nicht auf sich aufmerksam gemacht. Letztlich wurde Julia nach einer großen Suchaktion mit mehr als 1400 Helfern in der Nähe des tschechischen Ceska Kubice gefunden.
Ceska Kubice: Vermisste Julia lebend gefunden
Die Polizei hatte seit Sonntag nach der Achtjährigen gesucht. Die Familie aus Berlin war am Wochenende auf den Berg Cerchov (Schwarzkopf) gewandert, der wenige Kilometer vom bayerischen Waldmünchen entfernt liegt.
Dunkelheit und Kälte haben die Helfer auf der Suche nach dem verschwundenen achtjährigen Mädchen im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tschechien nicht aufhalten können. Trotz widriger Umstände hätten die Einsatzkräfte in der Nacht zu Dienstag (12. Oktober 2021) weiter das bergige und waldige Gelände ausgekundschaftet, sagte ein Sprecher der Polizei.
Hunderte Polizeibeamte, Feuerwehrleute und andere Helfer durchkämmten den dichten Wald rund um den tschechischen Berg Cerchov (Schwarzkopf), etwa zwei Kilometer von der bayerischen Grenzstadt Waldmünchen entfernt. Stundenlang kreiste ein Polizeihubschrauber über dem unwegsamen Gelände. Früher markierte das Gelände die Grenze zwischen Westen und Ostblock. Irgendwo steht noch eine alte Radaranlage, mit der man einst den Klassenfeind belauschte.
Familie im Wander-Urlaub: Tochter verschwand beim Spielen – wiedergefunden
Heute ist der Nationalpark Böhmischer Wald, der an den Bayerischen Wald grenzt, ein idyllisches Erholungsgebiet. Eine Familie aus Berlin war hier am Sonntag beim Wandern – Sohn, Tochter und Neffe des Ehepaars spielten im Wald. Irgendwann, so schilderte es die Polizei, verloren die Eltern die drei Kinder aus den Augen.
Voller Angst verständigten sie Rettungskräfte. Der sechsjährige Sohn und der neunjährige Neffe des Paares wurden schließlich am frühen Sonntagabend wiedergefunden. Die achtjährige Tochter blieb verschwunden – und irgendwann wurde es dunkel und sehr kalt.
Deutsches Mädchen wurde im Wald vermisst – Temperaturen um den Gefrierpunkt
Nach Informationen der tschechischen Nachrichtenagentur CTK beteiligten sich nach dem Verschwinden rund 200 Polizisten und Feuerwehrleute an der Suchaktion in der Umgebung des Cerchov, der höchsten Erhebung des Oberpfälzer Waldes.
In der Nacht und am Morgen lagen die Temperaturen in der dicht bewaldeten Gegend um den Gefrierpunkt – und trotz aller Bemühungen blieb das Mädchen verschwunden. Von einem Verbrechen ging die Polizei nicht aus, das Kind habe sich wahrscheinlich verlaufen.
Am Montagmittag (11. Oktober 2021) startete das Polizeipräsidium Oberpfalz eine Öffentlichkeitsfahndung mit einem Foto der vermissten Achtjährigen.
Sucheinsatz in Bayern: Zeitweise 700 Einsatzkräfte an Aktion beteiligt
Am Montagnachmittag seien zeitweise über 700 Einsatzkräfte aus Bayern und Tschechien an der Suchaktion beteiligt gewesen, so Stigler – darunter Bereitschaftspolizei, Feuerwehr, Bergwacht und Rettungshundestaffel. Mehr als 40 Personensuchhunde machten sich auf die Spur des vermissten Mädchens.
„Es ist ein schwieriges Gelände, ringsherum ist tiefer Wald“, sagte die tschechische Polizeisprecherin Dana Ladmanova. Alle verfügbaren Kräfte waren vor Ort im Einsatz, von Bereitschaftspolizisten bis hin zu Feuerwehrleuten. Bei der Suche unterstützten auch Förster und Mitarbeiter des Nationalparks Böhmischer Wald (Sumava), die sich in dem unwegsamen und teils felsigen Terrain auskennen.
Die Familie der Achtjährigen wurden psychologisch betreut und parallel von der Polizei befragt, sagte Polizeisprecher Stigler. Ob Eltern, Bruder und Cousin ungefähr sagen können, wo sie das Mädchen aus den Augen verloren haben? „Es ist eben ein riesiges Waldgebiet“, sagte der Polizeisprecher. „Deshalb ist es für einen Sechs- und einen Neunjährigen natürlich schwierig, das zu lokalisieren.“ (dpa)