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Die Quelle des LebensWarum es so wichtig ist, dass Wasser ein Menschenrecht ist

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Wasser ist die Quelle des Lebens auf der Erde.

von Mirko Wirch  (wir)

New York – Wasser. Ursprung allen Lebens und das wichtigste Gut auf unserem Planeten. Jedes Lebewesen – egal ob Mensch, Tier oder Pflanze – braucht es zum Überleben. Also sollte es ein Menschenrecht sein.

Dieser Meinung waren 42 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen am 28. Juli 2010 – und brachten die entsprechende Resolution 64/292 vor der UN-Vollversammlung zur Abstimmung. Was hat sie geändert, wie steht es heute um unser Wasser?

Wasser als Menschenrecht: Niemand stimmte dagegen

Von den 193 Mitgliedern stimmten damals 121 dem Antrag zu (unter anderem Deutschland), 41 Staaten enthielten sich (unter ihnen die USA, Großbritannien und die Niederlande). Ablehnungen gab es keine, 29 Länder waren zur Zeit der Abstimmung nicht anwesend.

Mit diesem Beschluss hat sich die Weltgemeinschaft dazu verpflichtet, den Ausbau von Wasserinfrastruktursystemen voran zu treiben – insbesondere in den Ländern der sogenannten Dritten Welt. Dabei geht es übrigens nicht nur um sauberes Trinkwasser, sondern auch um sanitäre Anlagen wie Toiletten und Waschmöglichkeiten.

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Die UN-Generalversammlung, ein Organ der Vereinten Nationen, hat 193 Mitglieder und sitzt in New York. 2010 beschloss man hier das Menschenrecht auf Wasser.

Im Jahr 2015 berichteten das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass weltweit 663 Millionen Menschen ohne eine Grundversorgung von sauberem Trinkwasser lebten. 2020 sind es laut UNICEF Deutschland 785 Millionen Menschen weltweit.

Ein Drittel der Menschheit lebte vor fünf Jahren noch ohne Toiletten

Bei den sanitären Anlagen waren es insgesamt 2,4 Milliarden Menschen, die vor fünf Jahren noch ohne Toiletten oder Wasser zum Waschen leben mussten. Bei einer damaligen Weltbevölkerungszahl von 7,4 Milliarden Menschen waren das ein Drittel der Menschheit.

Täglich starben damals bis zu 1000 Kinder an tödlichen Durchfallerkrankungen, weil sie verschmutztes Trinkwasser zu sich nehmen und ihre Notdurft auf offenen Feldern verrichten mussten. Das führt dazu, dass Fäkalien das Grundwasser belasten und Keime in der Luft Krankheiten verbreiten.

Nach Informationen von UNICEF Deutschland haben auch heute noch zwei Milliarden Menschen keine sauberen Toiletten und kein funktionierendes Abwasser-System. Zwar weniger als noch vor fünf Jahren, aber die Zahl ist noch immer zu hoch.

Die Zahl der Menschen ohne sauberes Trinkwasser steigt

Die Gründe für die steigende Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, sieht Rudi Tarneden, Sprecher von UNICEF Deutschland, „einerseits im steigenden Bevölkerungswachstum in den betroffenen Ländern, andererseits aber auch im Klimawandel und den damit zusammenhängenden Wetterex-tremen wie Trockenheit sowie anhaltender Armut.“

Wasser als Waffe im Krieg

Wie bewertet UNICEF die Entwicklung in den letzten zehn Jahren? „Insgesamt hat die Resolution tatsächlich schon Einiges bewirkt. So ist es ihr zum Beispiel zu verdanken, dass das Thema sauberes Wasser überhaupt auf der Agenda der Politik gelandet ist“, sagt Tarneden.

Außerdem können nun durch die Resolution mehr Gelder für internationale Entwicklungshilfen zur Verfügung gestellt werden. Auch bei der Kriegspolitik mit Wasser hilft die Resolution. „In vielen Ländern wird Krieg mit Wasser als Waffe geführt. Dank der Resolution, die das Wasser als Menschenrecht festlegt, ist das nun ein Kriegsverbrechen und wird entsprechend geächtet“, so Rudi Tarneden weiter.

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Ein Mitarbeiter des deutschen Technischen Hilfswerks (THW) füllt in Mosambik aufbereitetes Wasser ab und gibt es Kindern.

UNICEF hatte in seinem Bericht 2015 gefordert, dass bis ins Jahr 2030 das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung für alle Menschen weltweit auch realisiert sein sollte. Wie nah ist man an diesem Ziel heute dran? Tarneden: „Ich möchte da keine Prognose wagen, aber wir haben ja immer noch zehn Jahre Zeit um das formulierte Ziel zu erreichen.“.

Unser Trinkwasser: Bedrohung durch Nitrat

Unser Grundwasser wird zunehmend von einem Problem bedroht: Nitrat. In der Landwirtschaft wird Nitrat als Dünger auf die Felder verteilt – und könnte von dort ins Trinkwasser gelangen. Müssen wir uns also Sorgen machen?

Die beruhigende Antwort: Nein, die Kontrollen sind streng, werden dort Grenzwerte überschritten, würde sofort Alarm geschlagen. Anders sieht es jedoch beim Grundwasser aus. Laut Umweltbundesamt wird der Grundwasser-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter seit 2008 regelmäßig überschritten.

Hohe Nitratwerte im Grundwasser

2018 lagen bei rund 17 Prozent der Messstellen des Grundwassermessnetzes der Europäischen Umweltagentur (EUA) die Nitratgehalte zwischen 25 und 60 Milligramm pro Liter – und damit deutlich bis stark über dem Richtwert der EU. Konsequenzen bis dahin: Fehlanzeige.

2016 verklagte die EU-Kommission Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen der Verletzung der EU-Nitratrichtlinie – und bekam 2018 Recht. Seit dem 1. Mai 2020 gelten deshalb jetzt neue, verschärfte Düngerregeln für die deutsche Landwirtschaft.

Unter anderem werden mit den neuen Regeln die Zeiten beschränkt, in denen gedüngt werden darf. Des weiteren dürfen in besonders belasteten Gebieten die Betriebe jetzt nur 20 Prozent weniger düngen. Welche Gebiete das genau sind, wird jedoch erst bis Ende 2020 festgelegt.

Bei Durst: Aus dem Hahn oder aus der Flasche trinken?

Mindestens 1,5 Liter am Tag sollte ein gesunder Erwachsener zu sich nehmen. Dabei ist es bei uns in Deutschland unerheblich, ob es sich um Mineralwasser oder Wasser aus dem Hahn handelt. „Leitungswasser kostet pro Liter 0,2 Cent plus Abwasser. Mineralwasser gibt es für 10 bis 15 Cent pro Liter“, sagt Lebensmittelexpertin Monika Vogelpohl in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Wer glaubt, Mineralwasser sei wegen seines Mineraliengehalts gesünder, irrt sich. Das Wasser aus der Leitung ist genauso mineralstoffhaltig. Das Zertifizierungsunternehmen „GUTcert“ hat getestet, welches Wasser den größeren „Ökologischen Fußabdruck“ hinterlässt. Ergebnis: Leitungswasser ist deutlich umweltfreundlicher. Der Hauptgrund liegt in der Verpackung und den Transportwegen des Mineralwassers.

Leitungswasser wird penibel kontrolliert

Dank der Trinkwasserverordnung ist Leitungswasser übrigens das am besten kontrollierte Lebensmittel Deutschlands. „Für den alltäglichen Anteil an Wasser, den wir zu uns nehmen sollten, reicht das Leitungswasser vollkommen aus“, sagt Mineraloge Ingo Neumann von der Universität Tübingen.

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„Wasser ist ein Menschenrecht“ ist auf einem Transparent bei einer Demonstration der Organisation Viva con Aqua am 22. März 2014 in Berlin zu sehen.

Es gibt nur eine Ausnahme – Hochleistungssportler – da im Mineralwasser mehr Salze sind als im Leitungswasser. So bekommt der Körper eines Sportlers die Salze nach dem Training oder Wettkampf wieder zurück, die er vorher ausgeschwitzt hat. Aber für alle anderen reicht der Hahn.

Nestlé & Co.: Wenn Großkonzerne nach dem Wasser greifen

Nestlé hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen in Bezug auf die kommerzielle Nutzung von Wasser gesorgt. Unter anderem wird dem Konzern seit längerem vorgeworfen, er würde mit Wasser ein Milliarden-Geschäft machen und dabei Menschen, die so schon kaum genügend Trinkwasser (und Geld) haben, dieses auch noch für den eigenen Profit wegnehmen.

Hier lesen Sie mehr: Von Ökotest getestet – Viele Mineralwässer „sehr gut” – aber ein Produkt fällt durch

Nestlé kauft auf der ganzen Welt Wasserrechte von staatlichen Behörden auf, um dann Wasser aus der Grundwasserversorgung abzupumpen. Dieses wird gereinigt, in Flaschen abgefüllt und als „Tafelwasser“ u. a. unter der Marke „Nestlé Pure Life“ verkauft. Nestlé hat nach eigenen Angaben 95 Wasserproduktionen in rund 30 Ländern mit 30.000 Mitarbeitern weltweit.

Wasser: Da sind Milliardenumsätze drin

Der Umsatz mit Wasserprodukten lag im Jahr 2019 bei rund sieben Milliarden Euro. Die Produktionsstätten liegen in Ländern wie Südafrika, Pakistan und Äthiopien. Also auch ausgerechnet dort, wo das Trinkwasser bereits knapp ist.

Peter Brabeck-Letmathe, ehemaliger Verwaltungsratspräsident von Nestlé, sagte in einem Interview mit „Blick“: „Das Wasser, das wir für unseren täglichen Verbrauch nutzen, macht 1,5 Prozent des internationalen Wasserverbrauchs aus. Das sollte ein Menschenrecht sein.“ Der Rest sei für ihn eben kein Menschenrecht. Neben Nestlé sind auch Coca-Cola und Pepsi dick im Geschäft mit dem Wasser.

Die Hersteller der berühmten schwarzen Brause sehen sich seit Jahren mit dem Vorwurf konfrontiert, in Indien das Grundwasser der Bevölkerung abzupumpen, um Trinkwasser in Flaschen und ihre Limos zu produzieren. Dadurch sollen in umliegenden Dörfern Brunnen trocken gelaufen sein.

In diesen zehn Ländern droht massiver Wasserstress

Katar

Israel

Libanon

Iran

Jordanien

Libyen

Kuwait

Saudi-Arabien

Eritrea

Vereinigte Arabische Emirate

Der Thinktank „World Resource Institute“ (WRI) hat 2019 in 189 Ländern untersucht, wie hoch dort der Wasserstress ist. Wasserstress besteht laut Vereinten Nationen, sobald mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt wird. Über zwei Milliarden Menschen leben in Staaten mit hohem Wasserstress.

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So könnte die Aufteilung der Wasserressourcen in nur fünf Jahren aussehen.

31 Länder nutzen zwischen 25 Prozent und 70 Prozent, weitere 22 Länder mehr als 70 Prozent ihrer erneuerbaren Wasserressourcen. Etwa vier Milliarden Menschen (fast zwei Drittel der Weltbevölkerung) leiden während mindestens eines Monats im Jahr unter schwerer Wasserknappheit.

Am schlimmsten betroffen sind die oben genannten zehn Länder, sie liegen vorwiegend im Nahen Osten. Deutschland belegt in diesem Ranking Platz 62.