Die Lage in den Krankenhäusern entwickelt sich dramatisch: Es gibt immer weniger Organspenden. Die Patienten müssen auf ihre lebensnotwendigen Transplantationen lange warten.
Wegen CoronaDramatischer Einbruch bei Organspenden – Experte besorgt: Kam „völlig unerwartet“
Anfang dieses Jahres gab es mehr als ein Viertel weniger Transplantationen als zu Beginn des Vorjahres. Die zuständige Koordinierungsstelle ist überrascht und besorgt.
Die Zahl der Organspenden ist Anfang dieses Jahres massiv zurückgegangen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) berichtete am Freitag (8. April) in Frankfurt von einem Einbruch um 29 Prozent im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Dramatischer Rückgang der Organspenden
Die Anzahl der Organspender sank in den ersten drei Monaten 2022 auf 176, im Vergleichszeitraum waren es 249. Die Anzahl der nach dem Tod entnommenen Organe sank um 28 Prozent auf 562 Organe.
Insgesamt konnten in deutschen Transplantationszentren im ersten Quartal 600 Organe übertragen werden. Sie wurden über Eurotransplant an die Patienten auf den Wartelisten vermittelt. Das waren 194 Transplantationen weniger als im Vorjahreszeitraum.
Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO, äußerte sich „zutiefst besorgt“: „Wir stehen vor einer dramatischen Entwicklung für die rund 8500 Patienten auf den Wartelisten.“ Der Einbruch komme „völlig unerwartet“: Deutschland sei bisher ohne größere Einbußen durch die Pandemie gekommen.
Corona-Pandemie als Auslöser für Einbruch
Die DSO vermutet, dass die Arbeitsüberlastung in den Kliniken ein Grund sein könnte: „Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass hierdurch weniger Organspenden realisiert werden konnten, als unter normalen Umständen möglich gewesen wären.“
Auch die Zahl der Nein-Voten nach den Beratungsgesprächen nahm zu. Ein weiterer Grund ist, dass Verstorbene mit einer Corona-Infektion von der Organspende ausgeschlossen waren.
Der Medizinische DSO-Vorstand rief „alle Partner im Prozess der Organspende“ dazu auf, sich trotz widriger Umstände weiter zu engagieren. „Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Jeder von uns trägt hier eine große Verantwortung gegenüber den schwer kranken Menschen auf den Wartelisten“, sagte Rahmel. (dpa/rei)