Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan arbeiten die westlichen Staaten mit Hochdruck daran, ihre Ortskräfte auszufliegen. Am Montag startete auch der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr, doch es wurden nur sieben Menschen transportiert.
Wegen Schusswechsel?Kabul: Bundeswehr transportiert sieben Menschen, US-Luftwaffe 640
Kabul. Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen Kabul konnte die erste Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr am Montag, 15. August, nur sieben Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausfliegen. „Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmäßiger Schusswechsel am Zugangspunkt war in der Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstag zur Begründung. Weil Schüsse fielen konnten also offenbar keine weiteren Menschen gerettet werden...
Der Airbus A400M ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt. Es heißt aber, dass während der Evakuierungsaktion bis zu 150 Menschen mit ihm transportiert werden könnten. Bei den Ausgeflogenen handelt es sich um fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft, die für die Bundeswehr oder ein Bundesministerium tätig war oder ist.
Afghanistan: US-Luftwaffe rettet 640 Menschen
Ein Flugzeug der US-Luftwaffe hat einem Medienbericht zufolge dagegen mit einem einzigen Flug rund 640 afghanische Zivilisten in Sicherheit gebracht. Die Internetseite „Defense One“ veröffentlichte am Montag ein Foto des vollgepackten Innenraums der Transportmaschine vom Typ C-17, in dem die Afghanen auf dem Boden sitzen - der vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist.
„Defense One“ berichtete, panische Afghanen hätten sich in Kabul über die halboffene Rampe ins Flugzeug gezogen. Die Besatzung habe sich entschieden zu fliegen, statt die Menschen wieder von Bord zu zwingen. Aus Sicherheitskreisen habe es geheißen, nach der Landung in Katar seien 640 Zivilisten aus der Maschine ausgestiegen. Nach Angaben des Herstellers Boeing ist die riesige Frachtmaschine eigentlich für bis zu 134 Passagiere ausgelegt. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte den Bericht zunächst nicht
Afghanistan: Bundeswehr rettete nur sieben Menschen aus Kabul
Ein enormer Unterschied. Das Auswärtige Amt betont: Mehr Menschen konnten die deutsche Maschine auf dem Rollfeld nicht erreichen. Ein Zugang von Personen, die sich am zivilen Teil des Flughafens aufgehalten hätten, sei „von den Partnern, die die Sicherheitsverantwortung am Flughafen ausüben, nicht ermöglicht“ worden, erklärte der Sprecher weiter. Das Flugzeug habe den Flughafen außerdem nach kurzer Zeit wieder verlassen müssen.
„Aufgrund der gerade abends und nachts äußerst gefährlichen Lage auf den Zufahrtswegen zum Flughafen wäre es ein untragbares Risiko für Leib und Leben der Menschen vor Ort gewesen, die zu Evakuierenden vor Erteilung der Landeerlaubnis und vor Sicherung des Zugangs durch Bundeswehrkräfte aufzurufen, sich zum Flughafen zu begeben.“
Afghanistan: Gefährliche Lage erschwert Einsatz der Bundeswehr in Kabul
Die Bundeswehr hatte erst mit dieser ersten Maschine die Fallschirmjäger der für Evakuierungsaktionen speziell ausgebildeten Division Schnelle Kräfte nach Kabul bringen können. „Mit Unterstützung der jetzt in Kabul eingetroffenen Kräfte der Bundeswehr arbeiten wir unter Hochdruck daran, dies im Laufe der nächsten Stunden für erste Evakuierungsgruppen zu ermöglichen“, erklärte der Sprecher.
Die zweite Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr soll noch am Dienstagvormittag vom usbekischen Taschkent aus Richtung Kabul starten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte am Morgen in der ARD gesagt, dass der Flug unter äußerst schwierigen Bedingungen erfolgt sei. „Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen“, sagte die CDU-Politikerin. (dpa/mei)