Vor BundestagswahlUmfragen zeigen Auffälligkeit unter den Befragten – „Das ist untypisch”

Eine neue Umfrage sieht die Union bei 29 Prozent – die Ergebnisse für die SPD bleiben miserabel. Auffällig ist eine Veränderung bei den Wählerinnen und Wählern. „Das ist untypisch”, so ein Meinungsforscher.

Die Union steht in einer neuen Umfrage unangefochten auf dem ersten Platz – doch der Trend zeigt nach unten. Für die FDP hingegen gibt es Grund zur Hoffnung.

Fünf Wochen vor der Bundestagswahl ist die Union in einer Insa-Umfrage unter die 30-Prozent-Marke gefallen. Wie das Institut für die „Bild am Sonntag“ ermittelte, stehen CDU/CSU jetzt bei 29 Prozent – das ist ein Punkt weniger als in der Umfrage vom Samstag vergangener Woche. Zuletzt unterschritt die Union bei Insa die 30-Prozent-Marke im April 2024.

Umfrage: AfD bleibt zweitstärkste Kraft

Zweitstärkste Kraft bleibt in der neuen Umfrage die AfD mit 21 Prozent (minus 1 Punkt). SPD (16 Prozent) und Grüne (13 Prozent) halten ihre Werte aus der Vorwoche.

Für Olaf Scholz wird es besonders bitter: Wie die „Bild“ berichtet, halten nur 8 Prozent der Befragten es für möglich, dass die SPD am 23. Februar noch stärkste Kraft wird und damit die Bundestagswahl gewinnt.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht erreicht 7 Prozent (plus ein 1 Punkt), die Linke steht bei 4 Prozent (plus 1 Punkt).

5 Prozent der Befragten würden eine der sonstigen Parteien wählen (minus 1 Punkt). Die FDP erreicht mit 5 Prozent knapp die Hürde für den Einzug in den Bundestag (plus 1 Punkt).

Keine Mehrheit für schwarz-rote Koalition

Insa-Chef Hermann Binkert sieht einen Zusammenhang zwischen der schwächelnden Union und dem Plus bei der FDP. „Die FDP ist etwas stärker geworden. Das geht zulasten der Union, weil es große Schnittmengen innerhalb beider Partei-Anhängerschaften gibt.

Das macht aber auch eine eigene Mehrheit für Schwarz-Gelb so schwierig, weil beide Parteien um die gleichen Wählergruppen werben, sagte er „Bams“. Nach diesen Zahlen reiche es nicht einmal für eine Koalition aus Union und SPD. „Es bräuchte entweder Grüne oder FDP, um eine Regierungsmehrheit zu erreichen“, sagte Binkert.

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Die Bundestagswahl ist am 23. Februar.

„Diese Bundestagswahl ist eine Art Ratlos-Wahl“

Dieses Jahr fällt eine Sache aber besonders auf: Die Menschen sind unentschlossener als üblich. So sagte etwa Meinungsforscher Manfred Güllner der „Bild“: „Diese Bundestagswahl ist eine Art Ratlos-Wahl.“ So messe Forsa eine zunehmende Ratlosigkeit der Wählerinnen und Wähler. Anfang Dezember 2024 gaben 22 Prozent der wahlberechtigten Personen in Deutschland an, nicht wählen zu gehen oder noch nicht zu wissen, bei welcher Partei sie ihr Kreuz setzen. In dieser Woche (12. bis 19. Januar 2025) waren es noch mehr – 28 Prozent.

Güllner betont: „Das ist untypisch und zeigt, wie verunsichert die Menschen sind, dass sie nicht mehr wissen, wen sie überhaupt noch wählen sollen.“ Besorgniserregend sei zudem, dass ausgerechnet die politische Mitte unschlüssig sei.

Von jenen, die sich selbst zur politischen Mitte zählen, gaben laut Forsa-Chef 33 Prozent an, entweder ganz sicher nicht oder vielleicht nicht wählen zu gehen. Von dieser Politikverdrossenheit profitieren am Ende vor allem die Parteien an den Rändern links und rechts außen. (mit dpa)