Corona-MaßnahmenDarum gibt es jetzt Zoff um den Wegfall der Maskenpflicht

Am 20. März 2022 sollen die meisten Corona-Auflagen vorerst fallen - obwohl sich Omikron in einer besonders ansteckenden Variante rasant verbreitet. Die Maskenpflicht wird zum Zankapfel. Wissenschaftler sind besorgt und raten dazu, nicht auf das Tragen von Masken zu verzichten.

Warum soll die Maskenpflicht unbedingt abgeschafft werden? Der Zoff lodert seit Wochen nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter.

Die Maske ist für den Großteil der Menschen in Deutschland vermutlich das sichtbare Sinnbild der Pandemie. Offenbar denken deswegen viele Politiker und selbsternannte Maßnahmengegner, dass die Pandemie vorbei ist, wenn die Menschen keine Maske mehr tragen. Aus den Augen, aus dem Sinn?

Maskenpflicht fällt weg: Das könnte gefährlich werden

Doch das ist vermutlich ein gefährlicher Trugschluss. Zumal aktuell täglich Hunderte allein in Deutschland wegen Corona sterben. Mediziner fordern aus triftigen Gründen ein Festhalten an der Maskenpflicht in Deutschland.

Angesichts der rasanten Ausbreitung von Omikron in Deutschland warnen viele Mediziner vor der geplanten Streichung der Maskenpflicht in den meisten Innenräumen. „Es wäre ein Fehler, dieses Mittel ohne Not aus der Hand zu geben“, sagte der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx.

Maskenpflicht schützt Menschen vor Corona-Infektion

Wer genau hinsieht erkennt: Das Tragen medizinischer Masken ist eine sehr einfache Maßnahme. Zudem erwies sie sich innerhalb des Pandemie-Geschehens als sinnvolles Mittel. Schließlich verbreitet sich das Virus über die Luft.

Wer seine FFP2-Maske richtig trägt, kann sich gut gegen eine Ansteckung schützen. Wenn auch die Menschen um den Träger herum die Maske korrekt tragen, dann sinkt die Corona-Ansteckungsgefahr noch einmal deutlich. Warum also sollte man diesen simplen und effektiven Schutz nun Größtenteils für nichtig erklären?

Maskenpflicht ab 20. März 2022: Wegfall könnte Kliniken komplett überlasten

Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft können viele Kliniken bereits keine neuen Kranke mehr aufnehmen. Bayern und Nordrhein-Westfalen forderten Nachbesserungen an den Öffnungsplänen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete einen Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz auf 1496 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Ein paar weitere aktuelle Eckdaten zur besseren Einordnung der Corona-Situation:

  1. Am Samstag, 12. März 2022, wurden 237.086 neu registrierte Corona-Infektionen binnen eines Tages in Deutschland registriert.
  2. 249 weitere Menschen starben innerhalb 24 Stunden an oder mit Corona. Insgesamt sind es 125.521 Corona-Tote in Deutschland.
  3. Die wachsende Omikron-Welle wird nach Einschätzung der Bundesregierung größtenteils durch die ansteckendere Variante BA.2 getrieben.
  4. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet steigende Totenzahlen, wenn nicht genug gegengesteuert wird, wie er am Vortag deutlich machte.

Divi-Präsident Marx sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, mit Masken könne man sich und andere effektiv schützen. „Die Länder sollten deswegen in jedem Fall auch nach dem 20. März 2022 die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen beibehalten.“

Maskenpflicht: Nur noch Basisschutz sinnvoll?

Karl Lauterbach hatte die von ihm und Justizminister Marco Buschmann (FDP) gemachten Vorschläge für ein geändertes Infektionsschutzgesetz am Freitag verteidigt. Gemäß eines Bund-Länder-Beschlusses sollen ab 20. März 2022 die meisten Auflagen entfallen. Bundesweit soll nur noch der folgende Basisschutz möglich sein:

  1. Maskenpflichten in Pflegeheimen, Kliniken und Nahverkehr - und Testpflichten in Heimen und Schulen.
  2. Bundesweit bleiben soll außerdem die Maskenpflicht in Fernzügen und Flugzeugen.

Beim Basisschutz fragen sich vermutlich viele: Sind Risikogruppen ausschließlich in Pflegeheimen, Kliniken und dem Nahverkehr unterwegs? Gibt es nicht genug gefährdete Menschen, die regelmäßig in den Supermarkt gehen und sich trotz chronischer Erkrankungen gern ein Essen im Restaurant oder einen neuen Haarschnitt gönnen würden?

Immerhin: An Orten, wo sich die Corona-Lage zuspitzt, sollen laut Lauterbach schärfere Auflagen verhängt werden können. Dazu gehören Maskenpflichten, Abstandsgebote, Hygienekonzepte sowie Impf-, Genesenen- oder Testnachweise (3G/2G/2G plus) - aber nur, wenn sich vorher das jeweilige Landesparlament damit befasst hat...

Leider zeigte sich in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren immer wieder, dass es wenig Schutz für Risikogruppen gegeben hätte, wenn die Bundesregierung nicht regulierend eingegriffen hätte (Bespiel: Bundesnotbremse). Lauterbach hatte die neuen Pläne jedoch als rechtssicher verteidigt. Er forderte die Länder auf, jetzt auf Basis des geplanten neuen Bundesgesetzes das weitere Möglichmachen von Schutzmaßnahmen in ihrem jeweiligen Land vorzubereiten.

Maskenpflicht und Maßnahmen: Wegfall trotz schlimmer Infektionslage

„Der Bund muss wirklich nachbessern und sollte die Maßnahmen bundesweit noch einmal um zwei oder drei Monate verlängern und die Verantwortung jetzt nicht an die Länder abwälzen, während sich die Infektionslage verschlimmert“, entgegnete der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) in der „Augsburger Allgemeinen“.

„Sollte das Gesetz so kommen, manövrieren wir in einer sehr kritischen Phase der Pandemie in eine politische Handlungsunfähigkeit“, sagte Holetschek der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Auf Basis des Gesetzentwurfs könnten die Bundesländer zeitnah keine eigene Regelungen treffen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte vor einem entstehenden Flickenteppich an Regeln gewarnt.

Maskenpflicht fällt weg: Kritik an Öffnungsplänen

Kritik an den Öffnungsplänen der Regierung hatten etwa auch die Ministerpräsidenten Niedersachsens, Stephan Weil (SPD), und Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann (Grüne), geäußert. An diesem Donnerstag wollen Bund und Länder die Lage in einer Ministerpräsidentenkonferenz beraten.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, warnte in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, dass immer mehr Klinik-Beschäftigte wegen Krankheit oder Quarantäne ausfielen. „In einigen Bundesländern müssen bereits Reservekliniken genutzt werden, weil die normalen Kliniken nicht mehr aufnehmen können.“ Auch solle die zu erwartende Mehrbelastung durch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nicht unterschätzt werden. (dpa/dok)