Seit Russlands Überfall auf die Ukraine wird auch über die Gefahr eines Dritten Weltkriegs debattiert – und darüber, wie groß die Bedrohung des Putin-Regimes für die NATO ist – und damit auch für Deutschland. Die Bundesregierung bereitet sich auf derlei Szenarien vor – das betrifft auch die Schutzräume.
Deutschland bereitet Kriegs-Szenarien vor„Nur wenige Minuten Vorwarnzeit“: Hier sollen Menschen Schutz suchen
Sicherheitsfachleute und westliche Politikerinnen und Politiker warnen seit Monaten davor, dass Putin noch in diesem Jahrzehnt einen weiteren Krieg in Europa anzetteln könnte. Wie sehr wird der Präsident auch den Westen auf die Probe stellen?
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärte bereits, dass Deutschland „kriegstüchtig“ werden müsse. Ein Angriff auf NATO-Mitgliedsländer sei aktuell zwar nicht wahrscheinlich – aber in fünf bis acht Jahren möglich.
Deutschland spielt Kriegs-Szenario durch: Hier sollten Menschen Schutz finden
Deutschland spielt Szenarien für diesen Kriegsfall durch – und berät darüber, wie und vor allem wo Bürgerinnen und Bürger im Ernstfall Schutz suchen sollten. Großbunker kommen dabei laut den Expertinnen und Experten nicht in Betracht. Das berichtet der „Spiegel“.
Mitte des Monats soll in Potsdam über den sogenannten „Sachstandbericht zur Entwicklung eines modernen Schutzraumkonzepts“ beraten werden. Der wurde von Fachleuten des Bundesinnenministeriums, des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erarbeitet.
Hier lesen: Über 2 Jahre nach Kriegsbeginn – Putin spricht plötzlich über Frieden – das steckt dahinter
Ein Ergebnis: Zentral gelegene öffentliche Schutzräume, die Platz für Hunderte oder Tausende Menschen bieten, seien keine geeignete Schutzmaßnahme „gegen moderne Präzisionswaffen, die gezielt einzelne kriegsrelevante Objekte zerstören und bei deren Angriff nur wenige Minuten Vorwarnzeit verbleiben“.
Die Präzision sei so groß, dass ein direkter Treffer jegliche Art von Schutzraum zerstören könne. Zudem seien, anders als im Zweiten Weltkrieg, keine flächendeckenden Bombardements zu erwarten. Man gehe von punktuellen Angriffen auf bestimmte Ziele aus.
„Keine flächendeckenden Bombardements zu erwarten“
Dabei würden Räume unter der Erdoberfläche oder im Inneren von Gebäuden bereits heute schützen. Und um diese Schutzwirkung zu verbessern, könne „auf freiwilliger Basis und mit einfachen, ohne handwerklichen Sachverstand ausführbaren Maßnahmen eine ‚Härtung‘ insbesondere von Kellerräumen erreicht werden“.
Ein Beispiel nennen die Expertinnen und Experten auch: Das „provisorische“ Abdecken von Kellerfenster und Öffnungen. BSR, so lautet die Abkürzung dafür: „Selbstschutzräume“. Es müsse das Ziel sein, eine „größtmögliche Zahl“ davon zu schaffen, auch wenn sie geringeren Schutz gegen nukleare, biologische, chemische Angriffe böten.
In Ballungsräumen wie Städten sollten zudem auch Schutzmöglichkeiten für all jene angeboten werden, die unterwegs überrascht werden. Hierfür seien Kaufhäuser, Tiefgaragen, U-Bahnstationen oder Tunnel geeignet. Schilder oder Apps könnten über die diese Schutzmöglichkeiten informieren.
Die Schutzräume in Wohnhäusern richtig auszustatten, also mit Filterräumen oder Sanitäreinrichtungen, um den Schutz zu erhöhen, würde laut den Fachleuten „selbst unter besten Voraussetzungen“ Jahrzehnte dauern. Heißt: Im Falle des Falles müssten die Deutschen im eigenen präparierten Keller Schutz finden.