„Lästiger Kabelsalat“EU-Parlament trifft finale Entscheidung – nicht nur für Smartphones

Das EU-Parlament hat seine Zustimmung zum einheitlichen Ladestandard USB-C für Smartphones gegeben. Aber nicht nur Handys sind von den neuen Regeln betroffen. Auch für Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer und andere Geräte gelten nun bald neue Leitlinien.

Einheitliche Ladekabel haben viele Vorteile: weniger Elektroschrott, weniger Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher und eine geringere Umweltbelastung. Nun hat das EU-Parlament seine finale Zustimmung zum einheitlichen Ladestandard USB-C für Smartphones und viele andere Geräte gegeben.

Die Abgeordneten stimmten am Dienstag (4. Oktober 2022) nahezu einstimmig für eine zuvor von Unterhändlern des Parlaments und der EU-Staaten gefundene Regelung. Demnach treten die neuen Vorgaben 2024 in Kraft. In einem letzten Schritt müssen die EU-Staaten noch zustimmen, was für den 24. Oktober vorgesehen ist. Dies gilt aber als Formsache.

Kritik am einheitlichen Ladekabel: Werden Innovationen ausgebremst?

Bereits vor mehr als zehn Jahren brachte die Kommission die Ladekabelfrage erstmals auf den Plan. 14 Hersteller – unter ihnen auch Apple – einigten sich in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile.

Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern blieben von einst mehreren Dutzend Typen noch drei übrig: USB-C, Apples Lightning-Anschluss sowie Micro-USB.

Vehemente Kritik für einheitliche Ladekabel äußert jedoch der Software-, IT- und Digital-Branchenverband Bitkom. Das Vorhaben laufe dem Grundsatz der Technologieoffenheit zuwider, hieß es. „Innovationen etwa bei Ladedauer oder Datenübertragung werden damit politisch ausgebremst“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Dem widerspricht die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini. „Anders als manche Lobbyisten behaupten, ist die Einigung zum einheitlichen Ladekabel offen für Innovation.“ Sollte es künftig einen besseren Anschluss geben, könne USB-C abgelöst werden – aber nur durch einen neuen einheitlichen Standard.

„Einheitliche Ladekabel stoppen lästigen Kabelsalat“

Es gibt aber auch Unternehmensvertreter, die sich über die neuen Regeln freuen. „Einheitliche Ladekabel stoppen lästigen Kabelsalat, schonen Ressourcen und Nerven der Verbraucher“, teilte der Verband kommunaler Unternehmen mit. Der Verband vertritt unter anderem die Interessen der Abfallwirtschaft.

Neben Mobiltelefonen fallen nun auch zahlreiche weitere Geräte unter die neuen Regeln. Dazu zählen etwa Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen und Mäuse. Für Laptops gelten die Regeln ab dem Frühjahr 2026. Nach Angaben des EU-Parlaments sollen die neuen Leitlinien dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU 250 Millionen Euro pro Jahr einsparen, weil unnötige Ladegerätekäufe vermieden würden.

Zudem soll künftig bereits beim Kauf klar werden, ob ein Gerät mit oder ohne Ladekabel verkauft wird. Darüber hinaus soll durch spezielle Etiketten leichter festgestellt werden, ob bereits vorhandene Ladegeräte mit dem Endgerät kompatibel sind. „So wird es dem Kaufpublikum auch ermöglicht, fundiert zu entscheiden, ob es nötig ist, mit einem neuen Gerät auch ein neues Ladegerät zu kaufen“, teilte das EU-Parlament mit. (dpa)