Immer wieder beschießt Russland strategisch wichtige Objekte in der Ukraine. Nun soll eine Drohne mit dem stillgelegten AKW Tschernobyl ein besonders sensibles Objekt getroffen haben.
Explosion am AKWSelenskyj: Angriff auf Tschernobyl – besonders sensibles Objekt getroffen
![Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz via AP zur Verfügung gestellten Foto beleuchtet ein Suchscheinwerfer ein Loch im Dach eines beschädigten Sarkophags, der den zerstörten vierten Reaktor des Kernkraftwerks Tschernobyl abdeckt, nach einem russischen Drohnenangriff.](https://static.express.de/__images/2025/02/14/d4ea778f-8e4c-4ebb-b94b-2e15990237bf.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=c705d252e07640451bdd018a7d358221)
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Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz via AP zur Verfügung gestellten Foto beleuchtet ein Suchscheinwerfer ein Loch im Dach eines beschädigten Sarkophags, der den zerstörten vierten Reaktor des Kernkraftwerks Tschernobyl abdeckt, nach einem russischen Drohnenangriff.
Eine russische Drohne hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Schutzhülle des vor fast 40 Jahren havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl beschädigt. Ein Feuer sei gelöscht worden und die Strahlenwerte zunächst nicht erhöht, schrieb Selenskyj bei Telegram.
Die Schäden seien aber bedeutend. „Es gibt ein Land in der Welt, das solche Objekte attackieren kann, dass die Territorien von Atomkraftwerken besetzt und Kampfhandlungen führt, ohne überhaupt über die Konsequenzen nachzudenken - und das ist das heutige Russland.“
Selenskyj: Russland hat das AKW gezielt beschossen
Später fügte er auf einer Pressekonferenz auf der Sicherheitskonferenz in München hinzu, dass die Drohne in einer Höhe von 85 Metern geflogen sei. „Mir scheint, dass es wichtig ist zu begreifen, dass die Radare auf dieser Höhe nicht sehen“, sagte er.
Er wertete dies im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt des Beschusses unmittelbar vor der Konferenz als Hinweis darauf, dass das russische Militär das AKW gezielt beschossen habe und der Treffer kein unglücklicher Zufall sei. Die aus Stahl bestehende Schutzhülle hat eine Höhe von 110 Metern.
![Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz via AP zur Verfügung gestellten Foto ist der beschädigte Sarkophag, der den zerstörten vierten Reaktor des Kernkraftwerks Tschernobyl abdeckt, nach einem russischen Drohnenangriff von innen zu sehen.](https://static.express.de/__images/2025/02/14/226628cc-20e0-4bc0-bec4-c0b60b144808.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=e5d8768b7ac84d716de68eb54237d72d)
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Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz via AP zur Verfügung gestellten Foto ist der beschädigte Sarkophag, der den zerstörten vierten Reaktor des Kernkraftwerks Tschernobyl abdeckt, nach einem russischen Drohnenangriff von innen zu sehen.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA bestätigte den Vorfall. In der Nacht gegen 1.50 Uhr Ortszeit (0.50 Uhr MEZ) hätten die dort stationierten internationalen Atombeobachter eine Explosion am Sarkophag um den havarierten Reaktor vier gehört.
Sie seien dann darüber informiert worden, dass eine Drohne die Überdachung des AKW getroffen habe, heißt es in einer Mitteilung der IAEA.
Russland bestreitet Beschuss und spricht von Provokation
Der Kreml hat einen russischen Angriff auf das AKW hingegen dementiert. Sprecher Dmitri Peskow sagte, er kenne zwar die genauen Umstände nicht. „Ich weiß aber eins: Es kann nicht sein, dass Schläge gegen irgendwelche Objekte der atomaren Infrastruktur oder der Infrastruktur der Atomenergie geführt werden“, sagte er. Daher seien alle solchen Anschuldigungen falsch. „Das russische Militär tut so etwas nicht.“
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, warf dem ukrainischen Präsidenten sogar eine gezielte Provokation vor. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass Selenskyj nicht mit leeren Händen zur Münchner Konferenz gefahren wäre“. Sie verwies dabei darauf, dass Moskau mehrfach vor derartigen von Kiew arrangierten Zwischenfällen gewarnt habe.
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Im damals sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl explodierte am 26. April 1986 ein Reaktor. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl gilt als weltweit schwerster Reaktorunfall. Wegen der Strahlung musste nicht nur das Kraftwerk stillgelegt, sondern auch anliegende Ortschaften evakuiert werden. Bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten erlitten Tausende Menschen schwere Strahlenschäden. Über dem ersten Schutzschild wurde mit internationaler Hilfe ab 2010 ein neuer Sarkophag gebaut, der offiziell 2019 eingeweiht wurde.
2022 kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs besetzten russische Truppen das Gelände des AKW. Sie mussten sich aber später wieder zurückziehen. (dpa/mg)