Nach den Warnungen vor möglichen terroristischen Anschlägen in Afghanistan ist es am Donnerstag zu zwei Explosionen vor dem Flughafen von Kabul gekommen. Inzwischen wurde gemeldet, dass es mehrere Dutzend Verletzte und sogar Todesopfer gibt.
Explosionen in KabulMerkel äußert sich zu Anschlag, mehrere US-Soldaten unter Opfern
Kabul. Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist es am Donnerstagnachmittag (26. August) zu zwei Terroranschlägen gekommen. Die BBC berichtete unter Berufung auf einen Offiziellen aus dem Gesundheitswesen, dass 60 Menschen gestorben seien. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte vor dem Pentagon-Briefing: „Wir haben zurzeit keine Informationen über deutsche Opfer.“
Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag für sich reklamiert. Dies verlautbarte IS-Khorasan, wie der IS sich in Afghanistan und Pakistan nennt, am Donnerstagabend mit einer über das Internet verbreiteten Nachricht des IS-Sprachrohrs Amak.
Afghanistan: Ableger vom Islamischen Staat reklamiert Anschlag für sich
Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums haben sich mindestens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Nach den Detonationen hätten eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon.
Bei dem Anschlag sind nach Angaben der US-Regierung zwölf amerikanische Soldaten getötet worden. Das sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon. Es seien außerdem 15 US-Soldaten verletzt worden. McKenzie kündigte an, dass die Evakuierungsmission in Kabul am Flughafen der afghanischen Hauptstadt fortgesetzt wird. „Wir führen den Auftrag weiter aus“, sagte er.
Der lokale afghanische Fernsehsender Tolo-News veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender, die Explosion sei sehr stark gewesen. Manche Menschen seien ins Wasser gefallen - an einem Gate ist ein langer Wassergraben - und mehrere ausländische Soldaten seien zu Boden gefallen.
Das türkische Verteidigungsministerium berichtete außerdem von einer zweiten Explosion außerhalb des Flughafens. In den vergangenen Tagen hatte es zunehmend Warnungen vor Terroranschlägen rund um den Flughafen in Kabul gegeben.
Afghanistan: Explosionen außerhalb des Flughafen in Kabul
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin, dies sei ein „absolut niederträchtiger Anschlag in einer sehr, sehr angespannten Situation“. „Man geht davon aus, dass es ein Selbstmordanschlag oder mehrere Selbstmordanschläge gewesen sind. Es hat in den letzten Tagen ja immer wieder Warnungen vor solchen Anschlägen gegeben“, sagte Merkel. „Und dass das nun eingetreten ist, ist natürlich eine bedrückende Nachricht.“ Es seien noch nicht alle Einzelheiten bekannt. „Aber die Terroristen haben auf Menschen gezielt, die vor den Flughafentoren gewartet haben.“
Die Luftwaffe hat am Donnerstag alle deutschen Soldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Das sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Berlin nach dem Start der letzten Maschine.
Bei der Explosion sind keine deutschen Soldaten verletzt worden. „Nach bisherigen Erkenntnissen kam es heute Nachmittag gegen 15.20 Uhr MESZ zu einer Explosion im Außenbereich des Flughafens Kabul“, teilte das Einsatzführungskommando am Donnerstag mit.
Afghanistan: Bundeswehr beendet Evakuierungsmission
Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan endet wegen des bevorstehenden Abzugs der US-Streitkräfte vom Flughafen und der Terrorgefahr in Kürze. Am Donnerstagabend (Ortszeit) hoben die drei letzten Maschinen mit schutzbedürftigen Personen an Bord in Kabul ab. Die Bundeswehr hat damit am Donnerstag mit insgesamt vier Maschinen Schutzbedürftige und Soldaten dieses Einsatzes ausgeflogen.
Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert. Praktisch täglich versuche ein örtlicher Ableger des IS, den Flughafen anzugreifen, hatte er erklärt. Die Terrormiliz sei auch ein „erklärter Feind“ der Taliban. Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten an dem Plan, die US-Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen.
Einige internationale Partner hatten die USA zu einer Verlängerung des Einsatzes aufgefordert, um noch mehr Zeit für die Evakuierungen zu haben. Der Militäreinsatz ist von den US-Truppen abhängig. Taliban-Kämpfer sollen an ihren Kontrollstellen im Umfeld des Flughafens bereits mehrere Attentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) abgefangen und getötet haben, heißt es aus Militärkreisen. (dpa/afp)