Heizöl, Kraftstoffe, Gemüse: Zahlreiche Produkte sind in den vergangenen Monaten teurer geworden. Ein Experte erklärt die Inflationsrate und die Gründe für den hohen Wert.
Höchster Wert seit 1993Inflationsrate steigt – was das für uns alle bedeutet
Berlin. So hoch war die Inflationsrate zuletzt vor fast 28 Jahren... Mit 3,9 Prozent hat sie einen Wert erreicht, der in Deutschland zuletzt im Dezember 1993 höher ausgefallen war.
Steigende Energiepreise und der Mehrwertsteuereffekt haben die Inflation in Deutschland auf vergleichsweise hohem Niveau weiter steigen lassen.
Im August lagen die Verbraucherpreise um 3,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag (10. September) seine vorläufigen Berechnungen von Ende August.
Im Juni hatte die Rate noch 2,3 Prozent betragen, im Juli hatte das Preisniveau sprunghaft auf 3,8 Prozent angezogen.
Inflationsrate: Diese Produkte sind teurer geworden
Was das für uns und unser Geld bedeutet? Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich von August 2020 bis August 2021 überdurchschnittlich um 5,6 %.
Vor allem die Preise für Energieprodukte lagen mit +12,6 % deutlich über der Gesamtteuerung. Der Preisauftrieb hierfür hat sich erneut verstärkt (Juli 2021: +11,6 %). Hier wirkten vor allem das niedrige Preisniveau vor einem Jahr (Basiseffekte) und die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe erhöhend auf die Teuerungsrate.
Merklich teurer wurden Heizöl (+57,3 %) und Kraftstoffe (+26,7 %). Auch die Preise für Erdgas (+4,9 %) und Strom (+1,7 %) erhöhten sich.
Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im August 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,6 %, nach +4,3 % im Juli 2021. Teurer gegenüber August 2020 wurden vor allem Gemüse (+9,0 %) sowie Molkereiprodukte und Eier (+5,0 %). Darüber hinaus verteuerten sich neben den Verbrauchsgütern auch Gebrauchsgüter wie Fahrzeuge (+5,5 %) oder Möbel und Leuchten (+4,0 %) deutlich. Dagegen wurden nur wenige Waren billiger, zum Beispiel Fernsehgeräte und Ähnliches (-0,7 %).
Inflationsrate: Experte erklärt, woran es liegt
„Insbesondere die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze und der Preisverfall der Mineralölprodukte in 2020 wirken sich im Vorjahresvergleich noch bis zum Jahresende 2021 erhöhend auf die Gesamtteuerung aus”, sagt Christoph-Martin Mai, Leiter des Referats „Verbraucherpreise“ im Statistischen Bundesamt.
„Hinzu kommen die Einführung der CO2-Bepreisung seit Januar 2021 sowie krisenbedingte Effekte, wie die deutlichen Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen, die sich bisher jedoch nur teilweise und abgeschwächt im Verbraucherpreisindex niederschlagen.“
Einen höheren Wert für die jährliche Teuerungsrate als im August des laufenden Jahres hatten die Wiesbadener Statistiker zuletzt im Dezember 1993 mit damals 4,3 Prozent ermittelt.
Von Juli auf August 2021 stagnierten die Preise, auch hier bestätigte das Bundesamt die vorläufigen Zahlen. Volkswirte erwarten in den nächsten Monaten weiter steigende Inflationsraten, werten den Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland aber als vorübergehendes Phänomen. (dpa/spol)